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Franz Stern * 1897
Grindelallee 24 (Eimsbüttel, Rotherbaum)
1941 Minsk
Weitere Stolpersteine in Grindelallee 24:
Veronika Bartels, Elsa Borower, Harald Ehrmann, Rifka Gänser, Max Gänser, Emma Stern
Emma Stern, geb. 16.02.1877 in Marienbad, deportiert am 08. November 1941 nach Minsk
Franz Stern, geb. 22.03. 1897 in Berlin, deportiert am 08. November 1941 nach Minsk
Veronika Bartels, (geb. Stern) geb. 24.4.1875 in Iglau, deportiert am 08. November 1941 nach Minsk
Von Emma Stern sind kaum Spuren erhalten. Ihrer Steuerakte der Jüdischen Gemeinde Hamburg ist lediglich zu entnehmen, dass sie geschieden und kinderlos war. Als pensionierte Näherin stand ihr eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 26 Reichsmark pro Monat zu.
Franz Stern, von Beruf Bote, war ebenfalls geschieden und kinderlos. Ihm wurde als "Wohl-fahrtsempfänger" eine geringe Pauschalsumme in Höhe von 56 Reichsmark zum Leben bewilligt.
Gemeinsam wohnten beide bis 1941 in der Grindelallee 24 bei Veronika Bartels, die Franzs Mutter und Emmas Schwester war. Nach der Scheidung von ihrem Ehemann Garry Bartels, der der evangelischen Kirche angehörte, behielt sie dessen Nachnamen bei. Ob es sich bei ihm um den leiblichen Vater von Franz handelt, ist aufgrund der widersprüchlichen Aufzeichnungen nicht nachzuvollziehen.
Beim Betrachten der Steuerakten von Franz und Emma fällt besonders der Vermerk "Tschechei" ins Auge. Mit der Annektierung eines Teils der Tschechoslowakei durch die deutsche Wehrmacht und der Errichtung des "Reichsprotektorats Böhmen und Mähren" wurde auch für deren Bevölkerung eine Judengesetzgebung erlassen. In Deutschland lebende ehemalige Tschechen wie Emma und Franz Stern unterlagen den hier geltenden antijüdischen Maßnahmen.
Wie es seit dem 01. Januar 1939 im nationalsozialistischen Deutschland Gesetz war, mussten auch die Mitglieder der Familie Stern den jeweiligen Zwangsvornamen "Sara" bzw. "Israel" führen, um sie als Juden kenntlich zu machen.
Emma, Veronika und Franz erhielten den Deportationsbefehl nach Minsk und wurden am 08. November 1941 um 10:52 vom abseits gelegenen Hannoverschen Bahnhof gen Osten "evakuiert". "Denn Juden ist die Kennkarte und, soweit vorhanden, Arbeitsbuch und Reisepass belassen worden. Diese Papiere sind mit einem Stempelaufdruck versehen, aus dem die Evakuierung zu ersehen ist."
Im Gegensatz zu späteren Deportationen erfolgte der Transport nicht in Güter- oder Viehwaggons, sondern noch in Personenwagen, obwohl auch hier sehr beengte Verhältnisse herrschten. Bis zum letzten Moment hatte die Mehrheit der Menschen keine Ahnung, wohin ihre Reise gehen sollte und was sie am Zielort erwarten würde. Die Neuankömmlinge fanden die frischen Spuren der Mordaktion vor, die die SS an ca. 12.000 einheimischen Juden durchgeführt hatte, um "Platz" für die deutschen Juden zu schaffen. Drei Tage nach der Abfahrt, also am 11. November, traf der Zug aus Hamburg ein. Die Zivilverwaltung veranlasste, die jüdischen Neuankömmlinge aus dem Deutschen Reich, in einem vom Hauptghetto mit Stacheldraht abgetrennten Ghettobezirk, im so genannten "Sonderghetto I und II", unterzubringen. Über die körperliche Verfassung der Sterns sind keine Informationen erhalten. Bedenkt man jedoch das Alter, insbesondere jenes der beiden Schwestern, die zum Zeitpunkt ihrer Deportation schon über 60 Jahre alt waren, kann davon ausgegangen werden, dass sie nicht zur Zwangsarbeit herangezogen wurden und folglich auch geringe Lebensmittelrationen erhielten.
Emma Stern, Veronika Bartels und Franz Stern wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt in Minsk (oder Umgebung) ermordet.
Emma und Veronika hatte noch eine ältere Schwester Paula Stern (geb. 11.9.1881). Sie wurde offensichtlich von den Niederlanden aus deportiert.
© Lisa Luckschus
Quellen: Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, 2. Aufl., Bd. IV (S-Z), herausgegeben vom Bundesarchiv Koblenz, Koblenz 2006; StaHH, 522-1, Jüdische Gemeinden, 922b, Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburgs; StaHH, 522-1 Jüdische Gemeinden 992 e 2 Band 2, Deportationsliste vom 8.11.1941 nach Minsk; Bundesarchiv Berlin, Bundesarchiv Berlin, R 1509, Ergänzungskarten für Angaben über Abstammung (Volkszählung v. 17.5.1939), ebd., Liste der jüdischen Einwohner des Deutschen Reichs 1933-1945; Meyer, Beate: Die Deportation der Hamburger Juden 1941–1945, in: Meyer, B. (Hrsg.): Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933–1945. Geschichte. Zeugnis. Erinnerung, 2. Auflg., Hamburg 2007, S. 42–74; Gerlach, Christian: Die Wannsee-Konferenz, das Schicksal der deutschen Juden und Hitlers politische Grundsatzentscheidung, alle Juden Europas zu ermorden, in: WerkstattGeschichte Bd. 18/1997; Gerlach, Christian: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland 1941 bis 1944, 2. Aufl., Hamburg 1999, S. 704; Rosenberg, Heinz: Jahre des Schreckens. …und ich blieb übrig, dass ich Dir´s ansage, Göttingen 1992.