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Bereits verlegte Stolpersteine



Emil Freimuth * 1880

Isestraße 43 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1941 Lodz
02.9.1942 weiterdeportiert

Weitere Stolpersteine in Isestraße 43:
Helene Aberbach, Charlotte Feldstein, Max Gideon Feldstein, Edgar Freimuth, Renate Eva Freimuth, Bella Freimuth

Bella Freimuth, geb. Schur, geb. 10.6.1887 in Berlin, am 25.10.1941 deportiert nach Lodz, am 2.9.1942 in Chelmno ermordet
Emil Freimuth, geb. 31.3.1880 in Sedlitz, am 25.10.1941 deportiert nach Lodz, am 2.9.1942 in Chelmno ermordet
Edgar Freimuth, geb. 27.4.1922 in Hamburg, am 10.8.1942 von Prag nach Theresienstadt deportiert, von dort nach Auschwitz deportiert, am 1.2.1943 ermordet
Renate Freimuth, geb. 7.8.1925 in Hamburg, am 25.10.1941 deportiert nach Lodz, am 2.9.1942 in Chelmno ermordet

Bella Freimuth stammte aus Berlin, Emil Freimuth kam aus Sedlec in Böhmen und besaß die Staatsangehörigkeit des Protektorats Böhmen und Mähren. Er war Kaufmann von Beruf und arbeitete bis 1939 als Geschäftsführer einer Hamburger Im- und Exportfirma, deren Teilhaber er zugleich war.

Das Ehepaar hatte drei Kinder, von denen der älteste Sohn Herbert 1924 im Alter von drei Jahren starb. Edgar, der zweite Sohn, zog 1936 im Alter von vierzehn Jahren nach Prag, wo die Familie vermutlich Verwandte hatte. Die Tochter Renate besuchte in Hamburg die Israelitische Töchterschule in der Carolinenstraße, nach deren Auflösung im Frühjahr 1939 dann gemeinsam mit den Jungen die Talmud Tora Schule. Ins Poesiealbum ihrer Mitschülerin Steffi, die auswandern konnte, schrieb sie: "Hilf Dir selbst, dann hilft Dir G’tt."

Der Sohn der ehemaligen Hausangestellten Elsa berichtete im Jahre 2009, seine Mutter habe ein besonders herzliches Verhältnis zu Renate gehabt und angeboten, sie bei Verwandten in Schleswig-Holstein zu verstecken. Die Eltern wollten aber nicht, dass die Familie noch mehr auseinandergerissen wurde, nachdem bereits der Sohn nach Prag gezogen war. Elsa besuchte die Familie auch noch, als sie nicht mehr dort arbeitete.

Nachdem Emil Freimuth seine berufliche Existenz verloren hatte, bereiteten die Eltern im Früh­jahr 1939 für sich und die beiden Kinder die Auswanderung vor. Daraufhin wurde das Vermögen, das aus dem Anteil an der aufgelösten Firma bestand, unter "Sicherheitsanordnung" gestellt, d. h., gesperrt. 425 RM durfte die Familie monatlich für ihren Lebensunterhalt verbrauchen.

Im Dezember 1939 wurde Emil Freimuth fünf Tage lang als "Schutzhäftling" im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel interniert, wobei die Haftgründe unbekannt sind.

Nachdem sich die Auswanderungspläne zerschlagen hatten, zog Familie Freimuth, vermutlich nicht freiwillig, von der Hayn- in die Isestraße. Von dort mussten sich die Eltern mit ihrer Tochter am 25. Oktober 1941 zur Deportation nach Lodz melden. In Lodz kamen sie in der Steinmetzgasse unter.

Als für etliche Gettobewohner im Mai 1942 eine weitere Deportation nach Chelmno anstand, erhielt auch Familie Freimuth den Befehl zur "Ausreise". Bella Freimuth beantragte für sich und ihre Familie die Zurückstellung, da sowohl ihre Tochter als auch ihr Mann schwer krank waren, Emil Freimuth sogar bettlägerig. Beiden wurde von einem Getto-Arzt ihre Transportunfähigkeit bescheinigt. Dennoch wurde ein Wagen angefordert, um Emil Freimuth zum Zug zu bringen, denn der Antrag auf Freistellung war abgelehnt worden; Krankheit war kein Grund für eine Zurückstellung. Im letzten Moment wurde dann doch anders entschieden.

Die Freimuths konnten bleiben, allerdings nur für etwas mehr als drei Monate. Am 2. September wurden sie nach Chelmno gebracht und dort ermordet. Diesmal hatte die Gestapo selbst und nicht die jüdische Aussiedelungs­kommission die Auswahl darüber getroffen, wer in den Tod geschickt wurde.

Edgar Freimuth wurde am 10. August 1942 von Prag nach Theresienstadt deportiert und von dort aus weiter nach Auschwitz, wo er am 1. Februar 1943 ermordet wurde.

© Christa Fladhammer

Quellen: 1; 2; 5; ITS/ARCH/ZNK 1.2.2.1; USHMM, RG 15.083, M 299/464-465, 301/609-610; Auskunft von Fritz Neubauer, Universität Bielefeld am 24.11.2009; mündliche Auskunft Steffi Wittenberg; mündliche Auskunft Rolf Kummerfeld am 2.6.2009.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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