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Bereits verlegte Stolpersteine



Rebekka Rosenstein
Rebekka Rosenstein
© Yad Vashem

Rebekka Rosenstein (geborene Berghoff) * 1901

Rutschbahn 25 (Eimsbüttel, Rotherbaum)

1941 Minsk

Weitere Stolpersteine in Rutschbahn 25:
Lieselotte Berghoff, Ludwig Berghoff, Irma Blumenthal, Isidor Blumenthal, Elise Heudenfeld, James Rosenstein, Ester Schlesinger, Joseph Sealtiel, Elise Sealtiel, Judis Sealtiel

James Rosenstein, geb. am 30.12.1901 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Rebekka S. Rosenstein, geb. Berghoff, geb. am 27.3.1901 in Kimpolung (Rumänien), deportiert am 8.11.1941 nach Minsk

Rutschbahn 25

James Rosenstein war der jüngste von vier Söhnen, seine Brüder hießen Siegfried (geb. 31.1.1894), John (geb. 22.8.1895) und Walt(h)er (geb. 5.7.1897), die Eltern Bernhard und Henriette (Spitzname Jettchen, geb. Goldschmidt) Rosenstein. Über James Kindheit und Jugend ist uns nichts bekannt. Als Erwachsener arbeitete er als kaufmännischer Angestellter.

Rebekka Rosenstein war eines von sechs Kindern (Ludwig, Sofie, Sidonia, Karl und Adolf) von Berl und Malka Berghoff. Die Familie stammte aus der Bukowina, einem Gebiet, das nach dem Ersten Weltkrieg zu Rumänien gehörte. Die Familie Berghoff wanderte nach Aussage der Großnichte um 1900 in Deutschland ein. Auch über Rebekkas Kindheit wissen wir nichts. In der Zeit zwischen 1915 und 1918 absolvierte sie eine Lehre als Kontoristin. Danach arbeitete sie mehrere Jahre als Sekretärin bei der Theodor Hitzler-Werft auf der Hamburger Veddel.

Nach der Hochzeit in den 1920er-Jahren wohnte das Paar in einer 2-Zimmer-Wohnung in der Straße Neuersteinweg 27 in Hamburg. Die Ehe blieb kinderlos. Die Eheleute sparten für ein eigenes kleines Geschäft. Im Juli 1929 war es so weit, sie konnten ein Zigarrengeschäft mit Leihbücherei und verschiedenen Kleinwaren in der Schlachterstraße 40 eröffnen und bis 1938 betreiben. Dann wurde es wie alle jüdischen Geschäfte geschlossen. Danach musste das Ehepaar bis zur Deportation Zwangsarbeit leisten.

James, Rebekka und deren Bruder und Schwägerin Ludwig und Lieselotte Berghoff versuchten 1939 aus Deutschland zu flüchten und investierten ihre letzten Ersparnisse in dieses Vorhaben. Ihr Plan sah vor, über Shanghai die Philippinen zu erreichen. Die Abfahrt war bereits für den 20. April 1939 festgelegt. Doch sie saßen einer "Schwindelfirma" mit dem Namen "Reisebüro Franz Auffarth" auf. Dem Reisebüro fehlte sowohl die Zulassung für seine Tätigkeit wie auch die Landegenehmigung für den Zielhafen. So hätte es weder Kunden annehmen noch hätten diese das Schiff in Shanghai legal verlassen dürfen. Zwar erhielten die geprellten Kunden die entrichteten Gelder bis auf eine Gebühr von 30 RM zurück, doch James und Rebekka Rosenstein und ihren Verwandten gelang kein zweiter Versuch, das Land zu verlassen.

Sie lebten bis 1941 in ihrer 2-Zimmer-Wohnung. Im Laufe des Jahres 1941 mussten sie in ein sogenanntes Judenhaus in der Rutschbahn 25 Haus 1 umziehen. Diese Maßnahme betraf auch Rebekkas Bruder Ludwig und dessen hochschwangere Frau Lieselotte, die in dem gleichen Haus untergebracht wurden.

Sie alle erhielten den Deportationsbefehl für den 8. November 1941 nach Minsk. Vor ihrer Deportation mussten sie eine Bestandsliste ihres Hab und Guts mit ihren Wohnungsschlüsseln bei der Polizei abgeben und sich im Sammellager in der "Provinzialloge für Niedersachsen" einfinden, wo ihr Gepäck inspiziert wurde. Am nächsten Tag fuhr der Zug nach Minsk.
Keiner der Genannten überlebte die Deportation. Es ist nicht bekannt, wo und wie sie ermordet wurden. James und Rebekka Rosenstein wurden nach dem Krieg auf den 8. Mai 1945 für tot erklärt. Die Stolpersteine erinnern an ihrem letzten Wohnort an sie.

James‘ Bruder John war bereits am 25. Oktober 1941 von Hamburg nach Lodz deportiert worden, wo er zu Tode kam, sein Bruder Walter wurde am 16. Februar 1943 in Auschwitz ermordet.

Die Kinder von John und Hedwig (geb. am 12.10.1896) Rosenstein konnten rechtzeitig emigrieren: Bernhard Rosenstein (geb. 5.9.1922) ging im Februar 1939 nach Palästina und Ingeborg Rosenstein (geb. 19.3.1921) wanderte Ende September 1939 nach Chile aus.

Zum Schicksal der anderen Geschwister von James und Rebekka Rosenstein liegen uns keine Informationen vor.

Stand Mai 2016

© Katrin Janz

Quellen: StaHH, 522-1 Jüdische Gemeinden, 992b, Kultussteuerkartei; ebd., 351-11, 25065, Amt für Wiedergutmachung; ebd., 373-7 I, II A III 7 Teil 2, Überwachung eines Auswanderer-Unternehmens; Auskünfte Großnichte B. E.; Hamburger Adressbuch 1941; www.bundesarchiv/gedenkbuch.de; http://www.dasjuedischeHamburg.de/Inhalt/deportationen; Petra Rentrop, Tatorte der "Endlösung". Das Ghetto Minsk und die Vernichtungsstätte von Maly Trostinez, Berlin 2011, S. 173.

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