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Bruno Schulz * 1912

Ilenbrook 14 (Harburg, Wilhelmsburg)


1939 verhaftet
KZ Fuhlsbüttel
KZ Neuengamme
ermordet 08.02.1943

Bruno Schulz, geb. am 31.10.1912 in Wilhelmsburg, mehrfach inhaftiert im KZ Fuhlsbüttel, gestorben am 8.2.1943 im KZ Neuengamme

Ilenbrook 14

Der Musiker Bruno Schulz wurde am 31.10.1912 in Wilhelmsburg als unehelicher Sohn der Elisabeth Ullmann und ihres späteren Ehemannes Walter Schulz geboren. Er gehört zu den Homosexuellen, über deren Schicksal nur noch einige Gefangenenkarteikarten Auskunft geben können. Die Strafjustizakten zu den gegen ihn geführten Verfahren, die ausführlichere Hinweise über seine Biografie enthalten hätten, sind vernichtet worden.

In den Jahren 1934, 1936 und 1937 wurde er "auf Wanderschaft" wegen Eigentumsdelikten in Stade, Ludwigslust und Flensburg verurteilt. Wahrscheinlich versuchte er sich als herumreisender Musiker den Lebensunterhalt zu sichern. Nachdem Bruno Schulz am 28. März 1939 aus dem Männergefängnis Fuhlsbüttel wegen einer einjährigen Diebstahlsverurteilung entlassen wurde, geriet er bereits zwei Tage später wegen seiner homosexuellen Veranlagung erneut in das Visier der Polizei. Das für solche "Delikte" zuständige 24. Kriminalkommissariat nahm ihn am 30. März 1939 fest und inhaftierte ihn bis zum 3. April 1939 als "Schutzhaftgefangenen" im KZ Fuhlsbüttel. Daran schloss sich eine Untersuchungshaft an, bis er am 24. Mai 1939 vom Amtsgericht Hamburg zu einem Jahr Gefängnis nach § 175 verurteilt wurde. Wahrscheinlich aufgrund von Geständnissen wurden ihm die Untersuchungs- und Schutzhaftzeiten auf die Strafzeit angerechnet. Seine Haft verbüßte er in den Männergefängnissen Fuhlsbüttel und Glasmoor. Am 28. März 1940 wurde er nach Hause entlassen. Seine Meldekarte vermerkt für Februar 1941 eine erneute Haftstrafe wegen Diebstahls, diesmal wurde er in Berlin-Moabit inhaftiert. Danach verliert sich bisher seine Spur.

Anhand der Häftlingsnummer 13820 des KZ Neuengamme ergab sich, dass Bruno Schulz im Januar 1943 als "Sicherungsverwahrter" in dieses Lager verbracht wurde. Möglicherweise gehörte er zu einem der größeren Transporte dieses Monats aus dem KZ Buchenwald oder den Emslandlagern. Bereits wenige Tage später fand Bruno Schulz dort am 8. Februar 1943 seinen Tod. Die offizielle Todesursache lautete auf "Versagen von Herz und Kreislauf bei Lungenentzündung".

Da der letzte frei gewählte Wohnort von Bruno Schulz in der Henriettenstraße 14 bei seiner Mutter, der heutigen Straße Ilenbrook 14, in Wilhelmsburg war, erinnert dort ein Stolperstein an sein Schicksal.

© Bernhard Rosenkranz(†)/Ulf Bollmann

Quellen: StaH 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, Abl. 2, 451 a E 1, 1 d; 242-1II Gefängnisverwaltung II, Abl. 13, 16; StaH 332-8 Meldewesen, A 34/1; Auskunft Dr. Reimer Möller, KZ-Ge­denkstätte Neuengamme, aus dem Krankenrevier-Totenbuch Stammlager III, vom Juli 2011; Rosenkranz u. a., Homosexuellen-Verfolgung, S. 256.

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