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Hans-Erich Breng * 1921
Gravensteiner Straße 3 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)
HIER WOHNTE
HANS-ERICH BRENG
JG. 1921
EINGEWIESEN 1937
ALSTERDORFER ANSTALTEN
´VERLEGT` 28.7.1941
´HEILANSTALT` LANGENHORN
27.11.1941 TIEGENHOF
ERMORDET 21.4.1942
further stumbling stones in Gravensteiner Straße 3:
Heinrich Zöhrens
Hans-Erich Breng, geb. am 22.12.1921 in Hamburg, aufgenommen in den Alsterdorfer Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf) am 1.12.1937, verlegt am 28.7.1941 in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn, abtransportiert am 27.11.1941 in die "Gau-Heilanstalt Tiegenhof" (Dziekanka) in Gnesen (Gniezno), dort gestorben am 21.4.1942
Gravensteiner Straße 3 (Eimsbüttel)
Hans-Erich Breng wurde am 22. Dezember 1921 in Hamburg geboren. Er war der Sohn der zur Zeit der Geburt unverheirateten Helene Hertha Marie Kaiser, geborene Breng, geboren am 14. Mai 1902 in Hamburg. Sein leiblicher Vater war der Schlachtergehilfe Karl Max Friedrich Goldhahn, geboren am 8. April 1897 in Delmenhorst.
Der sechzehnjährige Hans-Erich Breng wurde am 1. Dezember 1937 in den damaligen Alsterdorfer Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf) aufgenommen. Er wohnte bis dahin bei seiner Mutter in der Gravensteiner Straße 3 in Altona, die heute zu Eimsbüttel gehört.
Hans-Erich Brengs Patientenakte existiert nicht mehr, so dass Einzelheiten über seine Kindheit und frühe Jugend nicht bekannt sind. Unsere wenigen Kenntnisse über ihn sind einer Karteikarte entnommen, die für das ab 1934 aufgebaute Hamburger Gesundheitspassarchiv zum Zwecke der "erbbiologischen Bestandaufnahme" der Bevölkerung angelegt worden war. In einem wenige Zeilen umfassenden Auszug "Aus dem Krankheitsverlauf" wurde Hans-Erich Breng als "unheilbar krank" infolge einer angeborenen Syphilis und daraus folgender Demenz beurteilt. Angeblich besaß er keinerlei Schulkenntnisse, zeigte keine Beziehungen zur Umwelt und konnte keine Arbeitsleistungen erbringen. In der Anstalt galt er als wenig problematischer Patient, weil er sich allein an- und auskleiden konnte.
Nach den Eintragungen im Aufnahmebuch der Alsterdorfer Anstalten wurde er am 28. Juli 1941 in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn verlegt und von dort am 27. November 1941 in einem Transport von 32 Frauen und 37 Männern in die "Gau-Heilanstalt Tiegenhof" (heute Wojewódzki Szpital dla Nerwowo i Psychicznie Chorych "Dziekanka", Provinzialkrankenhaus für Nerven- und Geisteskranke "Dziekanka") bei Gnesen (heute Gniezno, Polen) abtransportiert.
Die Anstalt Tiegenhof war zwischen 1891 und 1894 in einer Entfernung von knapp zweieinhalb Kilometer von Gnesen (Gniezno) rund 50 km östlich von Posen (Poznan), errichtet worden. Sie verfügte bis 1919 über Betten für etwa 600 Patienten. Nach dem Übergang des Gebietes an den wiedererstandenen Staat Polen erhielt die Anstalt den Namen "Dziekanka". Sie gehörte zu den psychiatrischen Einrichtungen mit den niedrigsten Sterblichkeitsziffern weltweit. Nach der Besetzung der Anstalt durch die Deutschen Wehrmacht im Oktober 1939 hieß sie "Gau-Heilanstalt Tiegenhof" und wurde in das "Euthanasie"-Programm der Nationalsozialisten einbezogen.
Fast alle Frauen und Männer des Hamburger Transports kamen durch Verhungernlassen und/oder Verabreichung von überdosierten Medikamenten wie Luminal, Skopolamin und Chloralhydrat ums Leben. Hans-Erich Breng wurde am 21. April 1942 ermordet.
© Ingo Wille
Quellen: Standesamt Delmenhorst, Geburtsregister Nr. 218/1897 (Karl Max Friedrich Goldhahn).
Evangelische Stiftung Alsterdorf, Archiv, Erbgesundheitskarteikarte von Hans-Erich Breng. Schwanke, Enno, Die Landesheil- und Pflegeanstalt Tiegenhof, Die nationalsozialistische Euthanasie in Polen während des Zweiten Weltkrieges, Frankfurt/M. 2015, S. 101 ff.; Wunder, Ingrid Genkel, Harald Jenner, Auf dieser schiefen Ebene gibt es kein Halten mehr – Die Alsterdorfer Anstalten im Nationalsozialismus, Stuttgart 2016, S. 269 ff.; Peter von Rönn u.a., Wege in den Tod, Hamburgs Anstalt Langenhorn und die Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus, Hamburg 1993; Harald Jenner, Michael Wunder, Hamburger Gedenkbuch Euthanasie – Die Toten 1939 – 1945, Hamburg 2017.