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Edieviene De Boever * 1943
Weg beim Jäger 150 (Ehemaliges Zwangsarbeitslager Sportstraße 10) (Hamburg-Nord, Groß Borstel)
ZWANGSARBEITSLAGER SPORTSTRASSE 1943 – 1945
VEREINIGTE DEUTSCHE METALLWERKE
FRAUEN IN ZWANGSARBEIT
IN DER ´AUSLÄNDERKINDER-PFLEGESTÄTTE`30 KINDER
VERNACHLÄSSIGT – UNTERERNÄHRT – ERMORDET
EDIEVIENNE DE BOEVER
GEB. 1.12.1943
TOT 11.1.1944
further stumbling stones in Weg beim Jäger 150 (Ehemaliges Zwangsarbeitslager Sportstraße 10):
Maisel Aerenhouts, Umberto Bianchini, Roxane Brumaud, Liliane Delier, Valentin Denisovs, Josiane Dheilly, Max Ernst Duvert, Guy Guillard, Wladimir Hejenka, Erster Zwilling Huczak, Zweiter Zwilling Huczak, Kristine Iwanows, Jinrich Josef Jansen, Hala-Elka Jerekyte, Raymond Robert Lagrange, Alain Lejeune, Odette Lepineux, Ignatz-Marjans Lipomann, Mädchen Mahaudeau, Danielle Josette Rocco, Claudette Suzanne Roere, Robert André Sainsère, Monika Schirck, Nastja Slywinska, Aldi Marka Starkis, Ramas Simas Straganskini, Jan Timanovs, Wladimir Warschewa, Jury Waschtenko
Edievienne De Boever, geb. am 1.12.1943 in Hamburg, verstorben am 11.1.1944 in Hamburg
Sportallee / Ecke Weg beim Jäger (Groß Borstel)
ehemals Lager Sportstraße, Lager der Deutschen Arbeitsfront (DAF)
Vereinigte Deutsche Metallwerke AG, Zweigniederlassung Hamburg (VDM)
Edievienne De Boever kam am 1. Dezember 1943 in Hamburg zur Welt. Ihre Mutter Martha De Boever, geb. am 24.10.1914 in Drongen, war katholischen Glaubens und ledig. Aus ihrer Heimat Flamen/Belgien verschleppt, musste sie zunächst in Hamburg-Harburg für die Vereinigte Jute-Spinnereien und Webereien AG Zwangsarbeit leisten. Sie war im "Jutelager" Nöldekestraße 4 untergebracht und in dieser Zeit schwanger.
Dort brachte sie am 1. Dezember 1943 ihre Tochter Edievienne um 22:30 Uhr zur Welt. Der Bote August Gries zeigte den Geburtsfall mündlich an.
In der folgenden Zeit wurde Martha De Boever nach Hamburg-Groß Borstel in das Lager Sportstraße verlegt, zur Zwangsarbeit für die Deutsche Arbeitsfront (DAF), Vereinigte Deutsche Metallwerke AG (VDM). Dort musste Edievienne die kurze Zeit ihres Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für sie völlig unzureichend.
Am 30. Dezember 1943 wurde sie in das Universitätskrankenhaus Eppendorf eingeliefert. Zwölf Tage später verstarb sie dort am 11. Januar 1944 um 10:00 Uhr. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Kreislaufschwäche" "Frühgeburt" "Dyspepsie" (Verdauungsstörung) "Bronchopneumonie" (Lungenentzündung) und als unterzeichnender Arzt Hasselkuss angegeben. Sie war 44 cm groß. Anschließend wurde sie zur Sektion freigegeben. Ob eine Einverständniserklärung ihrer Mutter eingeholt wurde, kann bezweifelt werden.
Edievienne wurde 1 Monat und 10 Tage alt.
Ihre Beisetzung fand auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage: Bi 68, Reihe 27, Nr. 12. Ihr Grab ist nicht mehr erhalten.
Dieses Gräberfeld wurde nach der Schließung des Jüdischen Friedhofs Ilandkoppel im Juni 1943 durch die Nationalsozialisten nun für jüdische Beerdigungen bestimmt (siehe Einleitung des Gedenkbuches). In dieser Zeit wurden aber auch noch zehn verstorbene Säuglinge von Zwangsarbeiterinnen dort beigesetzt. Die Mütter der Kinder waren polnischer und ukrainischer Nationalität, jedoch nichtjüdisch. Auf diesem Gräberfeld ist heute kein Einzelgrab mehr zu finden.
Im Krankenhausarchiv konnten keine Aufzeichnungen über den Verbleib ihrer Leiche aufgefunden werden. Vermutlich wurde sie einem anderen Sarg zur Beerdigung beigelegt.
Erläuterung:
Die unterzeichnende Ärztin Eleonore Hasselkuss, Ärztin, geb. am 6.3.1913 in Bochum/Westf., war Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und bei dem Deutschen Frauenwerk, ansonsten gehörte sie keiner Partei oder NS-Organisation an. Seit Februar 1939 begann sie als Volontärin in der Universitätsklinik Eppendorf und arbeitete dann dort weiter als wissenschaftliche Assistentin. Von der Entnazifizierungskommission erhielt sie im Mai 1950 keine Kategorisierung und galt damit als nicht belastet. (Quelle: StaH 221-11 Entnazifizierungsakte, Ed 3833)
© Margot Löhr
Quellen: Im Generalregister der hamburgischen Standesämter, Geburten 1253/1943 Ediewinne de Boever; StaH 221-11 Entnazifizierungsakte, Ed 3833, Dr. Eleonore Hasselkuss; StaH 332-5 Standesämter, Sterberegister 9947 u. 66/1944 Edievienne de Boever; StaH 332-5 Sterbefallsammelakten, 64342 u. 66/1944 Edievienne de Boever; http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, eingesehen 18.2.2016; Arolsen Archives 70641196, 77079790 - EDIEVIENNE BOEVER DE.