Search for Names, Places and Biographies
Already layed Stumbling Stones
Suche
Ignatz-Marjans Lipomann * 1945
Weg beim Jäger 150 (Ehemaliges Zwangsarbeitslager Sportstraße 10) (Hamburg-Nord, Groß Borstel)
ZWANGSARBEITSLAGER SPORTSTRASSE 1943 – 1945
VEREINIGTE DEUTSCHE METALLWERKE
FRAUEN IN ZWANGSARBEIT
IN DER ´AUSLÄNDERKINDER-PFLEGESTÄTTE` 30 KINDER
VERNACHLÄSSIGT – UNTERERNÄHRT – ERMORDET
IGNATZ-MARJANS LIPOMANN
GEB. 4.1.1945
TOT 2.4.1945
further stumbling stones in Weg beim Jäger 150 (Ehemaliges Zwangsarbeitslager Sportstraße 10):
Maisel Aerenhouts, Umberto Bianchini, Roxane Brumaud, Edieviene De Boever, Liliane Delier, Valentin Denisovs, Josiane Dheilly, Max Ernst Duvert, Guy Guillard, Wladimir Hejenka, Erster Zwilling Huczak, Zweiter Zwilling Huczak, Kristine Iwanows, Jinrich Josef Jansen, Hala-Elka Jerekyte, Raymond Robert Lagrange, Alain Lejeune, Odette Lepineux, Mädchen Mahaudeau, Danielle Josette Rocco, Claudette Suzanne Roere, Robert André Sainsère, Monika Schirck, Nastja Slywinska, Aldi Marka Starkis, Ramas Simas Straganskini, Jan Timanovs, Wladimir Warschewa, Jury Waschtenko
Ignatz-Marjans Lipomann, geb. am 4.1.1945 in Hamburg, verstorben am 2.4.1945 in Hamburg
Sportallee / Ecke Weg beim Jäger (Groß Borstel)
ehemals Lager Sportstraße, Lager der Deutschen Arbeitsfront (DAF)
Vereinigte Deutsche Metallwerke AG, Zweigniederlassung Hamburg (VDM)
Ignatz-Marjans Lipomann kam am 4. Januar 1945 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Bernita Lipomann, geb. am 8.6.1924 in Riga, war evangelischen Glaubens und ledig. Aus ihrer Heimat Lettland verschleppt, kam sie zunächst nach Lübeck in das Lager der Firma Schwartau und von dort am 14. Juli 1942 nach Hamburg-Veddel in das Lager Peutestraße 35, um für die Firma "Autoheim" August Behrmann Zwangsarbeit zu leisten. Einen Monat später erfolgte ihre Verlegung am 22. August 1942 nach Hamburg-Stellingen. Dort wurde sie zur Zwangsarbeit für die Johannes Heins Konservenfabrik, Brüderstraße 8 (heute Warnstedtstraße), eingesetzt. In der Zeit danach muss sie zum Arbeitseinsatz nach Wesermünde verlegt worden sein, denn von dort aus dem Lager "Drei Bergen" kam sie mit einer Gruppe von lettischen Frauen am 15. Oktober 1943 nach Hamburg-Ottensen in die Baracke "Letten" im Lager Hohenzollernring, Moortwiete (heute Hohenzollernring/Ecke Daimlerstraße), "Heimstätte der Fischindustrie", zur Zwangsarbeit für die Firma Rathmann & Co, Fischräucherei. Am 22. Februar 1944 erfolgte ihre Verlegung mit derselben Gruppe von 16 Lettinnen nach Hamburg-Bahrenfeld in das Lager Friesensweg 5 zum Zwangsarbeitseinsatz für die Salat- und Majonäsen-Fabrik Hermann Ofterdinger. In der folgenden Zeit wurde sie schwanger.
Im siebten Monat ihrer Schwangerschaft wurde sie am 2. November 1944 nach Groß-Borstel in das Lager Sportstraße verlegt und zur Zwangsarbeit für die Deutsche Arbeitsfront (DAF), Vereinigte Deutsche Metallwerke AG (VDM) als "Friseur" eingesetzt.
In der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, brachte Bernita Lipomann ihren Sohn Ignatz-Marjans zur Welt. Nach der Wochenbettzeit kam sie mit ihm zurück in das Lager Sportstraße. Dort musste Ignatz-Marjans die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.
Am 2. April 1945 um 17:45 Uhr verstarb er im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort. In der Sterbefallanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Pertussis" (Keuchhusten), "Bronchpneumonie" (Lungenentzündung) angegeben. In diesem Dokument, unterzeichnet mit "i. A. Boysen", vermutlich eine Krankenschwester, ist des Weiteren vermerkt, die Angaben seien auf Grund "der Geburtsurkunde und des Fremdenpassausweis der Mutter" erstattet worden.
Ignatz-Marjans wurde 2 Monate, 4 Wochen und 1 Tag alt.
Sechs Wochen nach seinem Tod fand kurz nach Kriegsende seine Beisetzung am 17. Mai 1945 auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, ohne Sarg, Grablage: AE 41, Reihe 17, Nr. 1. Sein Grab ist nicht mehr erhalten. Ende der 1950er-Jahre wurde es eingeebnet, zusammen mit mindestens elf weiteren Gräbern der Säuglinge von Zwangsarbeiterinnen, die am selben Tag ohne Sarg dort begraben worden waren.
© Margot Löhr
Quellen: Standesamt Hamburg-Uhlenhorst, Geburtsregister Nr. 152/1945 Ignatz-Marjans Lipomann; StaH 131-1 II, 517, Listen der in Hamburg während des Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen Ausländer. Band 2: Sowjetbürger, Polen, Niederländer und Belgier, S. 78; StaH 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 332; StaH 332-5 Standesämter, Sterberegister 1241 u. 205/1945 Ignatz-Marjans Lipomann; StaH 332-5 Sterbefallsammelakten, 64395 u. 205/1945 Ignatz-Marjans Lipomann; StaH 332-8, A 48 Alphabetische Meldekartei der Ausländer 1939-1945, 741-4 Fotoarchiv, K 4598; StaH 332-8 Meldewesen, Hausmeldekartei, 741-4 Fotoarchiv, K 2357 Sportstraße DAF Lager, K 2386 Friesenweg 5, K 2388 Lager Hohenzollernring "Heimstätte der Fischindustrie"; K 2547 Peutestraße 35, Lager August Behrmann; www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, einges. 18.2.2016; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1945