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Nastja Slywinska * 1943

Weg beim Jäger 150 (Ehemaliges Zwangsarbeitslager Sportstraße 10) (Hamburg-Nord, Groß Borstel)


ZWANGSARBEITSLAGER SPORTSTRASSE 1943 – 1945
VEREINIGTE DEUTSCHE METALLWERKE
FRAUEN IN ZWANGSARBEIT
IN DER ´AUSLÄNDERKINDER-PFLEGESTÄTTE` 30 KINDER
VERNACHLÄSSIGT – UNTERERNÄHRT – ERMORDET

NASTJA SLYWINSKA
GEB. 5.12.1943
TOT 1.2.1944

further stumbling stones in Weg beim Jäger 150 (Ehemaliges Zwangsarbeitslager Sportstraße 10):
Maisel Aerenhouts, Umberto Bianchini, Roxane Brumaud, Edieviene De Boever, Liliane Delier, Valentin Denisovs, Josiane Dheilly, Max Ernst Duvert, Guy Guillard, Wladimir Hejenka, Erster Zwilling Huczak, Zweiter Zwilling Huczak, Kristine Iwanows, Jinrich Josef Jansen, Hala-Elka Jerekyte, Raymond Robert Lagrange, Alain Lejeune, Odette Lepineux, Ignatz-Marjans Lipomann, Mädchen Mahaudeau, Danielle Josette Rocco, Claudette Suzanne Roere, Robert André Sainsère, Monika Schirck, Aldi Marka Starkis, Ramas Simas Straganskini, Jan Timanovs, Wladimir Warschewa, Jury Waschtenko

Nastja Slywinska, geb. am 5.12.1943 in Hamburg, verstorben am 1.2.1944 in Hamburg

Sportallee / Ecke Weg beim Jäger (Groß Borstel)
ehemals Lager Sportstraße, Lager der Deutschen Arbeitsfront (DAF)
Vereinigte Deutsche Metallwerke AG, Zweigniederlassung Hamburg (VDM)


Nastja Slywinska kam am 5. Dezember 1943 in Hamburg zur Welt. Ihre Mutter Efrosena Slywinska, geb. am 17.7.1917 in Laskow, war ledig und vermutlich russisch-orthodoxen Glaubens, registriert als "orthodox". Aus ihrer Heimat Ukraine verschleppt, musste sie zunächst in Hamburg-Altona Zwangsarbeit leisten. Vom Lager der Deutschen Arbeitsfront (DAF), Norderstraße 23 (später Nopitschweg, heute Eschelsweg), einem ehemaligen Altenheim mit Heil- und Pflegeanstalt, das bei einem Bombenangriff am 24./25. Juli zerstört wurde, kam sie am 1. Oktober 1943 nach Hamburg-Langenhorn in das Lager Weg 4, zur Zwangsarbeit für die Deutsche Meßapparate GmbH (Messap). Zu dieser Zeit befand sie sich im 7. Monat ihrer Schwangerschaft. Am 4. Dezember 1943 wurde sie nach Hamburg-Groß Borstel in das Lager Sportstraße verlegt und für die Deutsche Arbeitsfront (DAF), Vereinigte Deutsche Metallwerke AG (VDM), zur Zwangsarbeit als "Schälfrau" und "Küchenhilfe" eingesetzt.

Am Tag darauf brachte Efrosena Slywinska ihre Tochter Nastja dort zur Welt. Noch am selben Tag kam sie zum "Wochenbett" in die Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst. Nach den Aufzeichnungen in der Krankenhausliste sollte sie neun Tage später, am 14. Dezember 1943, nach Maklisa in Oberschlesien entlassen werden, was jedoch nicht geschah. Stattdessen wurde sie mit ihrer Tochter Nastja zurück in das Lager Sportstraße gebracht. Dort musste Nastja die kurze Zeit ihres Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für sie völlig unzureichend.

Am 31. Januar 1944 wurde sie mit der Diagnose "Ernährungsstörungen" in das Allgemeine Krankenhaus Langenhorn eingeliefert. Dort verstarb sie am nächsten Tag, am 1. Februar 1944 um 19:00 Uhr. In der Todesanzeige ist als Todesursache "Pädatrophie" (Auszehrung – schwerster Grad der Ernährungsstörung) und als unterzeichnender Arzt Blumenthal angegeben.

Nastja wurde 1 Monat, 3 Wochen und 6 Tage alt.

Neun Tage nach ihrem Tod fand ihre Beisetzung am 10. Februar 1944 auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage: Bi 68, Reihe 26, Nr. 9. Dieses Gräberfeld wurde nach der Schließung des jüdischen Friedhofs Ilandkoppel im Juni 1943 durch die Nationalsozialisten nun für jüdische Beerdigungen bestimmt (siehe Einleitung). In dieser Zeit wurden aber auch noch neun verstorbene Säuglinge von Zwangsarbeiterinnen dort beigesetzt. Die Mütter der Kinder waren polnischer und ukrainischer Nationalität, jedoch nichtjüdisch. Auf diesem Gräberfeld ist heute kein Einzelgrab mehr zu finden.

Einen Monat nach der Beisetzung wurde Efrosena Slywinska am 10. März 1944 zur Zwangsarbeit für die Deutsche Arbeitsfront (DAF) nach Hamburg-St. Pauli in das Lager Dammtor, Bei den Kirchhöfen, verlegt.

Bei den Ermittlungen der Registerstelle Hamburg im Jahre 1954 für den Internationalen Suchdienst in Arolsen über den Tod ausländischer Staatsangehöriger in der NS-Zeit wurde bei der Allgemeinen Ortskasse Hamburg nach den Sterbedokumenten und dem Grabnachweis von Nastjas Mutter "Efrosnija Sliwenzka" nachgefragt. Das Sterbedatum und das Beisetzungsdatum von Nastja konnten bestätigt werden, über ein Ableben der Kindesmutter gab es keine Anhaltspunkte. Weiterhin ist vermerkt: "Vermutlich ist der 10.3.44 der Tag der Auszahlung des Sterbegeldes gewesen." Ob den Müttern Sterbegeld ausgezahlt wurde, ist eher fraglich.

© Margot Löhr

Quellen: Standesamt Hamburg 1b, Geburtsregister 134/1944 Nastja Slywinska, StaH 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 72, S. 270; StaH 131-1 II, 519 Listen der von 1940 in Hamburger Krankenhäusern behandelten Ausländer, nach Nationalitäten geordnet, S. 153; 332-4, Ermittlungen der Registerstelle für den Internationalen Suchdienst in Arolsen und andere Stellen über den Tod ausländischer, vereinzelt auch deutscher Staatsangehöriger in der NS-Zeit, Nr. 1998; StaH 332-5 Standesämter, 9951 u. 195/1944 Nastja Slywinska; StaH 332-5 Sterbefallsammelakten, 64351 u.195/1944 Nastja Slywinska; StaH 332-8, A 48 Alphabetische Meldekartei der Ausländer 1939–1945, 741-4 Fotoarchiv, K 4601; StaH 332-8 Meldewesen, Hausmeldekartei, 741-4 Fotoarchiv, K 2357 Sportstraße DAF Lager, K 2510 Weg 4; ITS Archives, Bad Arolsen, Krankenhausliste Frauenklinik Finkenau Copy of 2.1.2.1 / 70646061; http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, eingesehen 18.2.2016; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1944.

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