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Wladimir Warschewa * 1945

Weg beim Jäger 150 (Ehemaliges Zwangsarbeitslager Sportstraße 10) (Hamburg-Nord, Groß Borstel)


ZWANGSARBEITSLAGER SPORTSTRASSE 1943 – 1945
VEREINIGTE DEUTSCHE METALLWERKE
FRAUEN IN ZWANGSARBEIT
IN DER ´AUSLÄNDERKINDER-PFLEGESTÄTTE` 30 KINDER
VERNACHLÄSSIGT – UNTERERNÄHRT – ERMORDET

WLADIMIR WARSCHEWA
GEB. 19.2.1945
TOT 1.5.1945

further stumbling stones in Weg beim Jäger 150 (Ehemaliges Zwangsarbeitslager Sportstraße 10):
Maisel Aerenhouts, Umberto Bianchini, Roxane Brumaud, Edieviene De Boever, Liliane Delier, Valentin Denisovs, Josiane Dheilly, Max Ernst Duvert, Guy Guillard, Wladimir Hejenka, Erster Zwilling Huczak, Zweiter Zwilling Huczak, Kristine Iwanows, Jinrich Josef Jansen, Hala-Elka Jerekyte, Raymond Robert Lagrange, Alain Lejeune, Odette Lepineux, Ignatz-Marjans Lipomann, Mädchen Mahaudeau, Danielle Josette Rocco, Claudette Suzanne Roere, Robert André Sainsère, Monika Schirck, Nastja Slywinska, Aldi Marka Starkis, Ramas Simas Straganskini, Jan Timanovs, Jury Waschtenko

Wladimir Warschewa, geb. am 19.2.1945 in Hamburg, verstorben am 1.5.1945 in Hamburg

Sportallee / Ecke Weg beim Jäger (Groß Borstel)
ehemals Lager Sportstraße, Lager der Deutschen Arbeitsfront (DAF)
Vereinigte Deutsche Metallwerke AG, Zweigniederlassung Hamburg (VDM)


Wladimir Warschewa kam am 19. Februar 1945 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Natalia Warschewa, geb. am 8.8.1925 in Sajatscha, war römisch-katholischen Glaubens und ledig. Aus ihrer Heimat Russland verschleppt, musste sie im Karolinenviertel, Hamburg-St. Pauli, bei der Harefa-Atlantic Hamburger Regenmäntel-Fabrik, Glashüttenstraße 78/79, Zwangsarbeit leisten. Sie war im Lager Glashüttenstraße 78 untergebracht und in dieser Zeit schwanger.

Für sie und die beiden ebenfalls schwangeren 23-jährigen Russinnen aus demselben Lager, Tatjana Gienko und Maria Soschenko, beide aus Pleskoe, waren Schwangerschaftsunterbrechungen vorgesehen, ob aus eigenem Wunsch oder ob sie dazu gedrängt wurden, ist nicht bekannt. In einem Schreiben vom 25. Oktober 1944, wird berichtet, dass ein "Frl. (Bartsch ?)" von der Hamburger Regenmäntel-Fabrik, Bellealliancestraße 58, bei der Gesundheitsverwaltung anrief und nachfragte, wann die am 2. Oktober 1944 genehmigten Schwangerschaftsunterbrechungen für die 3 Russinen, die im 5./6. Schwangerschaftsmonat seien, erfolgen sollten. Die "Finkenau" hätte wiederholt die Aufnahmen der Russinnen abgelehnt. Nach Rücksprache der Gesundheitsverwaltung mit "Olpen und der Aufnahmeschwester Else", sollten sie sich am Montag um 10:00 Uhr erkundigen, ob und wann die Aufnahme erfolgen könnte.

Die Spätabtreibungen wurden nicht vorgenommen. So kam Tatjana Gienko am 7. Februar 1945 in die Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, und gebar ihren Sohn Wlodimir am nächsten Tag. Am 19. Februar 1945 brachte die 19-jährige Natalia Warschewa am Tag ihrer Aufnahme ihren Sohn Wladimir zur Welt, zwei Tage später folgte Maria Soschenko in die Frauenklinik zur Entbindung ihres Kindes.

Nach einem Wochenbett von 15 Tagen kam Natalia Warschewa mit ihrem Sohn Wladimir am 5. März 1945 zurück in das Lager Glashüttenstraße.

In der nachfolgenden Zeit wurde sie mit ihrem Sohn nach Hamburg-Groß Borstel in das Lager Sportstraße verlegt zur Zwangsarbeit für die Deutsche Arbeitsfront (DAF), Vereinigte Deutsche Metallwerke AG (VDM). Dort musste Wladimir die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.

Am 30. April 1945 wurde Wladimir in das Allgemeine Krankenhaus Langenhorn mit der Diagnose "Pneumonie" (Lungenentzündung) eingeliefert. Am nächsten Tag verstarb er dort kurz vor Kriegsende am 1. Mai 1945 um 8:30 Uhr. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Furunkulose" (Entzündungen der Haut) "Pneumonie" (Lungenentzündung) und als unterzeichnender Arzt F. Lehmann angegeben. Für seine Mutter ist in dem Dokument verzeichnet "nicht zu ermitteln".

Wladimir wurde 2 Monate, 1 Woche und 5 Tage alt.

Er wurde am 16. Mai 1945 auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt, die Grablage ist nicht bekannt.

Erläuterungen:
Fritz Lehmann, Arzt, geb. am 6.5.1895 in Berlin, gehörte 1934/1935 als Sanitätsscharführer der SA Reserve an, war Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und des Reichsluftschutzbundes, ab 1938 Anwärter des NS-Ärztebundes, ab 3. Februar 1945 Assistenzarzt und stellvertretender Chef in der Infektionsabteilung im Allgemeinen Krankenhaus Langenhorn, verantwortlich für zwei von sechs "Ausländerbaracken". (Quelle: StaH 221-11 Entnazifizierungsakte, M 9571).

© Margot Löhr

Quellen: Standesamt Hamburg-Uhlenhort, Geburtsregister 135/1946 Wladimir Warschewa; StaH 131-1 II, 517, Listen der in Hamburg während des Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen Ausländer. Band 2: Sowjetbürger, Polen, Niederländer und Belgier, S. 85; StaH 131-1 II, 519 Ausländer in Hamburgischen Krankenhäusern und Heimen, S. 261; StaH 332-5 Standesämter, Sterberegister 9963 u. 1184/1945 Wladimir Waschewa; StaH 221-11 Entnazifizierungsakte, M 9571, Dr. Fritz Lehmann; StaH 332-5 Sterbefallsammelakten, 64400 u. 1184/1945 Wladimir Waschewa; StaH 332-8, A 48 Alphabetische Meldekartei der Ausländer 1939–1945, 741-4 Fotoarchiv, K 4602; StaH 332-8 Meldewesen, Hausmeldekartei, 741-4 Fotoarchiv, K 2357 Sportstraße DAF Lager; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Krankenhausliste Frauenklinik Finkenau 2.1.2.1 / 70646063; http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, eingesehen 18.2.2016; Arolsen Archives 70640611.

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