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Louise Strelitz * 1872

Kurzer Kamp 6 Altenheim (Hamburg-Nord, Fuhlsbüttel)

1942 Theresienstadt
tot 20.12.1942

further stumbling stones in Kurzer Kamp 6 Altenheim:
Dr. Julius Adam, Johanna Hinda Appel, Sara Bromberger, Therese Bromberger, Friederike Davidsohn, Margarethe Davidsohn, Gertrud Embden, Katharina Embden, Katharina Falk, Auguste Friedburg, Jenny Friedemann, Mary Halberstadt, Käthe Heckscher, Emily Heckscher, Betty Hirsch, Hanna Hirsch, Regina Hirschfeld, Clara Horneburg, Anita Horneburg, Emma Israel, Jenny Koopmann, Franziska Koopmann, Martha Kurzynski, Laura Levy, Chaile Charlotte Lippstadt, Isidor Mendelsohn, Balbine Meyer, Helene Adele Meyer, Ida Meyer, Ella Rosa Nauen, Celine Reincke, Friederike Rothenburg, Benny Salomon, Elsa Salomon, Martha Rosa Schlesinger, Louis Stiefel, Sophie Stiefel, Eugenie Hanna Zimmermann

Louise Strelitz, geb. am 7.2.1872 in Hamburg, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, dort umgekommen am 20.12.1942

Kurzer Kamp 6

Louise Strelitz kam am 7. Februar 1872 als fünftes Kind von Rosalie und Moses Jacob Strelitz in Hamburg am Großen Burstah 44 mithilfe von Dr. Goldschmidt zur Welt. Louises Vater Moses Jacob Strelitz (geb. 23.1.1834 in Hamburg) war Friseur und Perückenmacher. Er führte sein Geschäft von 1857 bis 1876 am Großen Burstah 36. Seit dem 12. April 1858 war er Mitglied der Deutsch-Israelitischen Gemeinde. Die Eltern hatten am 11. Dezember 1864 in Kopenhagen geheiratet, der Geburtsstadt von Louises dänischer Mutter Rosalie, geb. Loria (geb. 10.7.1840).Louises dänische Großeltern, Cäcilie, geb. Israel, und der "Goldzieher" Joseph Salomon Loria, lebten dort. Sie gehörten wie auch Louises Hamburger Großmutter zu den sephardischen Jüdinnen und Juden, der wohl ältesten Gruppe jüdischer Einwanderer in Hamburg. Die Sepharden, die spanischen und portugiesischen Juden, waren nach der Vertreibung durch die katholischen Könige Spaniens und auf der Flucht vor der Inquisition von der iberischen Halbinsel u. a. nach Holland und so auch Ende des 16. Jahrhunderts nach Hamburg gekommen.
Louises Großeltern väterlicherseits, Jette, geb. Delbanco (geb. um 1800), und der "Handelsmann" Jacob Moses Strelitz (geb. um 1791) stammten aus Hamburg. Der Rabbiner Isaak Bernays hatte sie am 27. Dezember 1826 getraut. Er war zuständig für die askenasische Gemeinde in Hamburg und hatte erstmalig deutschsprachige Predigten in der Synagoge eingeführt. Beide, ihren Großvater wie auch ihre Großmutter, lernte Louise nicht mehr kennen. Der Großvater Jacob Moses Strelitz war bereits am 5. Mai 1847 verstorben, die Großmutter Jette Strelitz, geb. Delbanco, 20 Jahre später, am 13. April 1867, mit 67 Jahren. Die Gräber der Großeltern befanden sich auf dem ehemaligen Jüdischen Grindelfriedhof.

Louise wuchs mit sieben Geschwistern am Großen Burstah auf. Die älteren Geschwister, Dagmar (geb. 16.9.1865), Iwan (geb. 20.9.1866) und Jacob (geb. 27.3.1868), kamen mithilfe der Hebamme Frau Rintel am Großen Burstah 27 zur Welt. Schwester Harget, genannt Harriet (geb. 22.4.1869), und ihre jüngeren Geschwister, Olga (geb. 16.10.1873), Cäcilie (geb. 10.5.1875), Zerline (geb. 22.6.1877) und Georg (geb. 9.6.1880), wurden wie Louise im Großen Burstah 44 geboren. Ihre Schwester Cäcilie verstarb 20 Tage nach ihrer Geburt, am 30. Mai 1875. Einen Tag später wurde sie auf dem Friedhof Ottensen bestattet. Ab dem Jahre 1878 ist Louises Vater M. J. Strelitz als Eigentümer des Hauses im Großer Burstah 44 in den Hamburger Adressbüchern verzeichnet.

Louise und ihre Schwestern besuchten die von Fanny und Dr. Moritz Katzenstein 1863 gegründete jüdische Mädchenschule. Später, im Jahre 1892, wurde diese als Realschule für Mädchen von Dr. Jakob Löwenberg übernommen. "Luise" wurde Ostern 1878 im Alter von sechs Jahren in die 8. Klasse aufgenommen, das entspricht der heutigen ersten Schulklasse. Harget, genannt Harriet, war drei Jahre zuvor, Ostern 1875, dort eingeschult worden. Als ihre Schwester Olga dann Neujahr 1880 in die 8. Klasse kam, verließ Dagmar mit zehn Jahren diese Schule. Aus dem Einschulungsverzeichnis ist zu ersehen, dass alle Schwestern gegen Pocken geimpft waren; nach dem Reichsgesetz von 1874 bestand eine Verpflichtung zur Pockenschutzimpfung.

Louise und ihre Geschwister verloren ihre Mutter früh. Mit nur 53 Jahren verstarb Rosalie Strelitz am 8. Februar 1894, einen Tag nach Louises 22. Geburtstag, in der gemeinsamen Wohnung Großer Burstah 44, 3. Stock. Sie war zuvor längere Zeit wegen einer Rippenfell- und Lungenentzündung von Dr. Jaffé behandelt worden. Ihre letzte Ruhe fand sie auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel.

Auf ihrem Grabstein sind die Worte eingemeißelt "meine liebe Frau – die zärtliche Mutter meiner Kinder". Ob Louise eine Ausbildung erhalten hat, ist nicht bekannt. Ihre drei Brüder waren Kaufleute und suchten ihr Glück in der weiten Welt. Nach dem Trauerjahr verließ zunächst der älteste Bruder Iwan im April 1895 sein Elternhaus und ging für zehn Monate nach Barcelona. Vier Monate nach ihm, am 22. August 1895, reiste sein Bruder Jacob mit 27 Jahren nach Brasilien. Er erreichte Rio de Janeiro in einer Kajüte des Dampfschiffes "Santos". Dagmar, die älteste Schwester, wagte zwei Monate später eine Schiffsreise über den Atlantik. Mit 25 Jahren erreichte sie im Oktober 1895 den Einwandererhafen Ellis Island in New York, um dann weiter nach Chicago zu fahren. Im März 1897 verließ der 33-jährige Bruder Iwan erneut seine Heimatstadt und reiste nach Buenos Aires. Nur vorübergehend kehrte er zurück nach Hamburg, um zwei Jahre später, im März 1899, wieder nach Argentinien aufzubrechen. Drei Monate darauf, am Sonntag, den 25. Juni 1899, musste sich Louise Strelitz von ihrem 19-jährigen Bruder Georg verabschieden. Er legte mit der "Graf Waldersee" vom Hamburger Hafen ab. Im Zwischendeck einquartiert, erreichte er zwölf Tage später Ellis Island. Vielleicht folgten die Brüder dem Vorbild ihrer Cousins zweiten Grades aus Hamburg, den Brüdern Richard Michel Strelitz (geb. 23.7.1872) und Paul Strelitz (geb. 30.7.1867). Beide hatte es 1886 nach Melbourne und 1894 weiter nach West-Australien gezogen, in die Nähe der vielversprechenden Goldfunde, von denen berichtet worden war. Später gründeten sie eine Schifffahrtslinie nach Hamburg, betrieben rege Handelsgeschäfte als "Strelitzbrothers" und waren Inhaber der Hamburger Agentur Alfred Nobel. Richard Strelitz wurde 1897 Konsul für Dänemark und sechs Jahre später für Schweden. Paul Strelitz wurde 1904 für die Konsulschaft der Niederlande in West-Australien ausgewählt. Beide Brüder brachten es zu großem Ansehen.

Louise und ihre unverheirateten Schwestern blieben zu Hause und führten vermutlich ihrem Vater den Haushalt und arbeiteten im Friseurgeschäft mit.

Als Louises älteste Schwester Dagmar am 21. Oktober 1898 in Hamburg heiratete, waren einige Familienglieder in weiter Ferne und konnten nicht an ihrer Feier teilnehmen. Dagmars Ehemann Jonas Heymann (geb. 27.10.1864 in Norden) war Schlachter, wie es in seiner Familie über mehrere Generationen Tradition war. Dagmar folgte ihm in seine Heimatstadt Norden. Am 30. Dezember 1899 wurde ihr Sohn Hans dort in Ostfriesland geboren. Ein Jahr und drei Monate später, am 7. April 1901, folgte Tochter Rosa.

Ein Jahr nach Dagmars Heirat ehelichte die jüngste Schwester Zerline am 18. November 1899 in Hamburg den Kaufmann Willi Maschke. Ihr Vater und ihr Bruder Jacob waren Trauzeugen. Willi Maschke (geb. 10.5.1861) stammte aus Bütow, Pommern, und war Hamburger Staatsbürger. Sie bekamen drei Söhne: Erich (geb. 1900), Erwin (geb. 1902) und Ernst Günther (geb. 1906).

Am 28. Dezember 1900 ging Louises Schwester Olga die Ehe mit dem Hamburger Prokuristen Wolf Koppel (geb. 3.1.1859) ein. Beide Väter waren Trauzeugen.

Louises 26-jähriger Bruder Georg Strelitz, der inzwischen amerikanischer Staatsbürger geworden war, kam nach sieben Jahren zu Besuch in seine Geburtsstadt. Am 11. August 1906 begab er sich mit der Amerika-Linie vom Hamburger Hafen wieder zurück in seine neue Heimat Milwaukee.

Der Cousin der Schwestern, Alexander Strelitz, wurde am 4. Mai 1908 in der Elbe bei den Landungsbrücken tot aufgefunden. Nach der Todesanzeige soll er sich das Leben genommen haben. Alexander Strelitz (geb. 4.11.1861) war Bankbeamter, 47 Jahre alt und Sohn von Caroline Chaie, geb. Levy, und Israel Jacob Strelitz, dem älteren Bruder ihres Vaters. Seine Mutter war nach der Geburt seines Bruders Hermann verstorben, als er gerade zwei Jahre alt war. Im Dezember 1895 war Alexander Strelitz zum evangelischen Glauben übergetreten und hatte die konfessionslose Martha, geb. Nathan (geb. 1868), aus Altona geheiratet. Er hinterließ seine Ehefrau mit den zwei Kindern, dem zwölfjährigen Hermann und der zehnjährigen Johanna.

Louise und Harriet Strelitz blieben weiterhin bei ihrem Vater und führten ihm den Haushalt im Großen Burstah 44. Am 15. Februar 1912 verstarb der Vater der Geschwister, Moses Strelitz, in seiner Wohnung im 3. Stock. Er war 78 Jahre alt. Neben seiner Ehefrau, der Mutter der Geschwister, wurde er auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt.

Louises Schwester Harriet Strelitz ist 1913 als Eigentümerin des Hauses Großer Burstah 44 verzeichnet. Sie war in den Eppendorfer Baum 39 gezogen. Auch Louise Strelitz verließ ihr Elternhaus und zog in die Curschmannstraße 8, Hochparterre, zu ihrer Schwester Olga und deren Ehemann Wolf Koppel. Dieser war Prokurist und Inhaber der Fa. Koppel & Adler, die mit Jutewaren handelte. Das Haus Großer Burstah 44 war auf die Strelitz Erben übergegangen, die Hausverwaltung wurde von 1915 bis nach Ende des Ersten Weltkrieges von Dr. F. Alexander, Neuer Wall 54, übernommen. Im Hamburger Adressbuch ist ab 1921 als neuer Eigentümer G. Hirschfeldt, Grindelallee 80, verzeichnet. Es ist zu vermuten, dass der Erlös aus dem Verkauf des Hauses in der anschließenden Weltwirtschaftskrise verloren ging.

1920 verstarb Louises Schwager, Zerlines Ehemann, Willi Wolff Maschke mit 59 Jahren. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel Ohlsdorf beigesetzt. Die Witwe lebte danach mit ihrem ältesten noch ledigen Sohn Erich in der Isestraße 36. Als im Jahre 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurden ihre drei Söhne als Juden aus ihren Arbeitsstellen entlassen.

Im Hamburger Adressbuch von 1937 ist "Luise" Strelitz unter der Adresse Kielortallee 25, Zimmer Nr. 12, aufgeführt. Dort, in dem "Max und Mathilda Bauer-Stift" der Vaterstädtischen Stiftung, wohnte ebenfalls ihre Schwester Olga Koppel mit ihrem Ehemann in Zimmer Nr. 6. Mit den Boykotten gegen die jüdischen Geschäfte hatte auch Wolf Koppel seine Existenzgrundlage verloren. Er war zu dieser Zeit nicht mehr Inhaber seiner Firma, sondern war dort nur noch als Buchhalter beschäftigt.

Am 10. Juni 1938 wurde Erwin Maschke, der jüngste Sohn von Louises Schwester Zerline, morgens aus seiner Wohnung Grindelberg 44 geholt und von der Gestapo verhaftet. Nach der Inhaftierung im Zuchthaus Fuhlsbüttel wurde er als "Schutzhäftling" in das KZ Sachsenhausen verbracht. Seine Ehefrau Else, geb. Brammann, bemühte sich in dieser Zeit um Auswanderungsmöglichkeiten, was ihr glücklicherweise auch gelang. Nach Vorlage eines Belegs einer bezahlten Passage wurde Erwin Maschke nach drei Monaten, am 5. September 1938, aus der Haft entlassen, mit der Auflage Hamburg innerhalb von acht Tagen zu verlassen. Trotz schwieriger Umstände und Terminverschiebungen gelang es ihm und seinem Bruder Ernst, ihren Ehefrauen und den zwei Kindern von Ernst Maschke über Paraguay nach Argentinien zu entkommen. Vielleicht waren auch alte Verbindungen ihres Onkels Iwan Strelitz dabei hilfreich gewesen.

Nach den von den nationalsozialistischen Machthabern geschaffenen antijüdischen Gesetzen entfiel ab Mai 1939 der Mieterschutz für Jüdinnen und Juden, und die Jüdische Gemeinde wies viele von ihnen in "Judenhäuser" ein., d.h. zumeist Stiftsgebäude. Drei zugelassene, einst paritätische Wohnstifte gehörten in Hamburg dazu. Louises Schwester Olga und deren Ehemann Wolf Koppel wurden in das Martin-Brunn-Stift, Frickestraße 24, eingewiesen. Louise Strelitz musste im März 1939 nach Fuhlsbüttel in das Mendelson-Israel-Stift, Wohnung 16, ziehen. Beide Stifte waren neben dem John R. Warburg-Stift in der Bundesstraße zu "Judenhäusern" bestimmt worden. Wolf Koppel verstarb am 2. April 1940 im Alter von 79 Jahren im Israelitischen Krankenhaus in der Johnsallee. Louise Strelitz zog ein halbes Jahr später, am 10. November 1940, zu ihrer verwitweten Schwester Olga ins Martin-Brunn-Stift. In der Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde wurde Louise Strelitz 1940 als Sozialrentnerin geführt. Sie und ihre Schwester Olga Koppel erhielten Unterstützung von Friderike Koopmann über die Jüdische Gemeinde, für die Monate Dezember 1939 und Januar 1940 jeweils eine Spende von 200,- RM. Friderike Koopmann wohnte zu jener Zeit in der Heilwigstraße 29, in der ehemaligen Privatschule der jüdischen Schwestern Cläre und Anna Lehmann, die, nachdem sie ihre Schule hatten schließen müssen, dort eine Pension führten. Später, am 6. Januar 1942, nachdem Anna Lehmann eine Vorladung der Gestapo erhalten hatte, nahmen sich diese beiden Schwestern in ihrer Ausweglosigkeit das Leben. Ab Januar 1941 wurde Louise Strelitz von der Jüdischen Wohlfahrt unterstützt.

Gegen Zahlung des erhöhten Reisekostenbetrages von 1.250,- RM gelang es Louises jüngster Schwester Zerline Maschke, eine Ausreisemöglichkeit nach Argentinien zu bekommen. Am 12. September 1941 reiste sie mit der Eisenbahn nach Berlin und von dort mit einem Sammeltransport über Frankreich nach Spanien. In Irun ging sie drei Tage später an Bord der "Cabo de Horno" der Ybarralinie und gelangte am 23. Oktober 1941 zu ihren beiden Söhnen Erwin und Ernst in Buenos Aires, Argentinien. Kurze Zeit später, am 8. November 1941, wurde ihr ältester Sohn Erich Maschke, den sie "mein Ernährer" nannte, mit seiner Ehefrau Alice, geb. Fränkel, nach Minsk deportiert und ermordet. Stolpersteine erinnern an beide in der Isestraße 23 (Biographie siehe www.stolpersteine-hamburg.de).

Louises Schwester Harriet Strelitz war Rentnerin und wurde von ihrer Wohnung am Eppendorfer Baum 39 in das "Judenhaus", das ehemalige Samuel-Levy-Stift in der Bundesstraße 35, Haus B, eingewiesen.

Unter dem Druck der bevorstehenden Deportation nahm sich Louises verwitwete Schwester Olga Koppel, geb. Strelitz, das Leben (Biographie siehe www.stolpersteine-hamburg.de). Sie verstarb mit 68 Jahren am 13. Juli 1942 mittags im Martin Brunn-Stift an einer Schlafmittelvergiftung mit Veronal. Sie wurde am 22. Juli 1942 neben deren Ehemann auf dem jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt.

Sie starb zwei Tage, bevor Louise Strelitz am 15. Juli 1942 zusammen mit ihrer Schwester Harriet Strelitz nach Theresienstadt deportiert wurde. Louise Strelitz verstarb im Getto Theresienstadt nach vier Monaten, am 20. Dezember 1942; in der Todesfallanzeige ist als Todesursache "Bauchtyphus" angegeben. Harriet Strelitz erlitt das Leben dort im Getto noch eineinhalb Jahre länger, bis zum 17. Juni 1944. Louise Strelitz war 70 Jahre und Harriet Strelitz 75 Jahre alt.

Der weitere Schicksals- und Leidensweg der Familienmitglieder
Louises Schwager, der Ehemann ihrer Schwester Dagmar Heymann, war mit 71 Jahren im Juni 1936 in Norden verstorben. Deren Sohn Hans Heymann hatte wie seine Vorfahren das Schlachterhandwerk erlernt und das Geschäft seines Vaters weitergeführt, bis er gezwungen war, es aufzugeben. Dagmar Heymann und ihr Sohn Hans emigrierten nach Holland. Ihre Tochter Rosa war dort seit ca. 1941 mit Raphael Pais aus Harlingen verheiratet. Rosa Pais-Heymann hatte am 3. Oktober 1942 in Harlingen, Holland, noch die kleine Grace auf die Welt gebracht; kurz darauf wurde sie nach Auschwitz deportiert, vermutlich mit ihrem Säugling, und am 29. Oktober 1942 dort ermordet wie auch der 20-jährige Aaron Pais, ein Verwandter ihres Ehemannes, einen Tag später und ihr Ehemann Raphael Pais am 28. Februar 1943.

Louises Schwester Dagmar und ihre Kinder konnten sich nicht retten: Dagmar und Hans Heymann wurden im Durchgangslager Westerbork interniert. Von dort aus wurde Hans am 10. März 1943 nach Sobibor deportiert und ermordet – vermutlich drei Tage nach der Ankunft. Seine Mutter folgte am 20. April 1943. Hans Heymann wurde im Alter von 42 Jahren und Dagmar Heymann im Alter von 78 Jahren ermordet. An beide erinnern Stolpersteine in Norden in der Sielstraße 13.

Louises Großcousine väterlicherseits, Martha Strelitz (geb. 18. März 1883 in Hamburg), war Malerin geworden. Sie hatte den Maler Jean Pilliet geheiratet und mit ihm in Gräfing, Bayern, gelebt. Im Ersten Weltkrieg war ihr Ehemann getötet und danach in seiner Heimat als Held verehrt worden. Als Witwe war Martha Pilliet den nationalsozialistischen Verfolgungen ausgeliefert. In der jüdischen Gemeindekartei wurde sie als "freireligiös" geführt. Vor ihrer Deportation war sie in dem Lager Milbertshofen in München interniert. Dort nahm sie sich in der Nacht vor ihrer Deportation nach Kaunas am 17. November 1941 das Leben.

Louises Schwester Zerline Maschke lebte nach dem Krieg mit ihren Söhnen Erwin und Ernst und deren Familie weiter in Buenos Aires zusammen. Ihr Sohn Erwin verstarb unerwartet am 1. September 1961 im Alter von 59 Jahren an einer Gerhirnblutung. Seine Witwe Else Maschke, geb. Brammann, kehrte nach Hamburg zurück und verstarb im Jahre 1964. Zerline Maschke verstarb am 1. Juli 1967 in San Miguel, Provinz Buenos Aires, im Alter von 90 Jahren. Ihr Sohn Ernst zog mit seiner Familie nach Israel.

Louises jüngster Bruder George Strelitz, der in jungen Jahren in die USA ausgewandert und dort geblieben war, verstarb in Wisconsin, Bayside Milwaukee County, am 1. Oktober 1973 mit 94 Jahren.

© Margot Löhr

Quellen: 1; 2; 4; 5; 7; 8; StaH, 314-15 Oberfinanzpräsident, 23; StaH, 332-3 Zivilstandsaufsicht, Geburtsregister, A 5 Nr. 1340/1866 Emil Strelitz, A 17 Nr. 5059/1866 Iwan Strelitz, A 34 Nr. 3929/1867 Paul Strelitz, A 47 Nr. 1638/1868 Jacob Strelitz, A 67 Nr. 2262/1869 Harget Strelitz, A 124 Nr. 708/1872 Louise Strelitz, A 134 Nr. 4737/1872 Richard Stelitz, A 163 Nr. 7086/1873 Olga Strelitz, A 202 Nr. 3456/1875 Caecilie Strelitz; StaH, 332-3 Zivilstandsaufsicht, Sterberegister, C 27 Nr. 1632 Jette Strelitz, C 175 Nr. 3270/1875 Caecilie Strelitz; StaH, 332-5 Standesämter, Geburtsregister, 1896 u. 2477/1877 Zerline Strelitz, 1967 u. 2429/1880 Georg Strelitz, 2041 u. 1244/1883 Martha Strelitz, 2064 u. 458/1884 Flora Strelitz, 9075 u. 837/1892 Paula Jenny Strelitz, 9149 u. 951/1898 Johanna Strelitz; 13283 u. 2038/1900 Erich Ernst Wilhelm Maschke; StaH, 332-5 Standesämter, Heiratsregister, 2903 u. 880/1898 Jonas Heymann u. Dagmar Strelitz, 2921 u. 986/1899 Wolff Maschke u. Zerline Stelitz, 2941 u. 1117/1900 Wolf Koppel u. Olga Strelitz, 8650 u. 30/1907 Emil Schlesinger u. Flora Strelitz; StaH, 332-5 Standesämter, Sterberegister, 68 u. 1330/1879 Marcus Moses Strelitz, 89 u. 3039/1880 Marcus Moses Strelitz, 180 u. 943/1885 Hannchen Strelitz, 356 u. 262/1894 Rosalie Strelitz, 7913 u. 1056/1897 Israel Strelitz, 7935 u. 1913/1900 Moses Strelitz, 7946 u. 2229/1901 Reicke Marcus, 606 u. 325/1908 Alexander Strelitz, 7997 u. 304/1909 Lazarus Strelitz, 8093 u. 463/1928 Johanna Strelitz, 8168 u. 208/1940 Wolf Koppel, 9928 u. 509/1942 Olga Koppel; StaH, 332-7 Staatsangehörigkeitsaufsicht, AIf Bd. 90 Nr. 1281 Moritz Marcus Strelitz AIf Bd. 135 Nr. 98 Moses Strelitz, BIa 1849 Nr. 1281 Moritz Marcus Strelitz, BIa 1863 Nr. 98 Moses Strelitz; StaH, 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 1329 Martha Strelitz, 3629 Zerline Maschke, 3630 Zerline Maschke Erben, 18816 Elli Strelitz; StaH, 352-5 Gesundheitsbehörde, Todesbescheinigungen, 1894 Sta 1 Nr. 262 Rosalie Strelitz, 1908 Sta 2a Nr. 325 Alexander Strelitz, 667 u. 258/1912 Moses Strelitz, 1928, Sta 3 Nr. 463 Johanna Strelitz, 1940 Sta 2a Nr. 208 Wolf Koppel; 1942, Sta 1 Nr. 509 Olga Koppel; StaH, 361-2II Oberschulbehörde, Abl. 2007/1, Nr. 1, 342; StaH, 373-7 I Auswandereramt, VIII A1 Bd. 96 Iwan Strelitz, VIII A1 Bd. 103 Georg Strelitz, VIII A1 Bd. 181 Georg Strelitz; StaH, 522-1 Jüdische Gemeinden, Geburtsregister, 62a 1808 Levy Strelitz, 62a 1810 Moritz Moses Strelitz, 696 b Nr. 70/1828 Reicke Strelitz, 696 b Nr. 160/1828 Moses Strelitz, 696 c Nr. 106/1829 Moses Moritz Strelitz, 696 c Nr. 67/1832 Israel Strelitz, 696 c Nr. 133/1832 Israel Strelitz, 696 c Nr. 9/1834 Moses 696 c Nr. 86/1835 Isaac Strelitz, 696 c Nr. 134/1837 Michel Strelitz, 696 f Nr. 199/1865 Dagmar Strelitz; StaH, 522-1 Jüdische Gemeinden, Heiratsregister, 702 aNr. 63/1826 Jacob Moses Strelitz u. Jette Delbanco, 702 Nr. 47/1827 David Strelitz u. Malchen Isaac, 702 Nr. 40/1829 Marcus Strelitz u. Hannchen Elbanco, 702 Nr. 105/1859 Israel Stelitz u. Jette Delbanco, 702 Nr. 83/1864 Moses Strelitz u. Rosalie Loria, 702 dNr. 21/1865 Moses Strelitz u. Henriette Golschmidt, 702 dNr. 61/1865 Israel Jacob Strelitz u. Rebecka Hollander; StaH, 522-1 Jüdische Gemeinden, Sterberegister, 725 f Nr. 103/1847 Jacob Moses Strelitz; StaH, 522-1 Jüdische Gemeinden, Abl. 1993, A 42; StaH, 741-4 Fotoarchiv 741-4, K1753, K1761, K1795, K 7037; Hamburger Adressbücher 1856–1843; Datenbankprojekt des Eduard-Duckesz-Fellow und der Hamburger Gesellschaft für jüdische Genealogie, Grindelfriedhof, Ohlsdorf 1890–1895, 1896–1901, 1908–1914, 1922–1930, A 12-416/417, J1-262/263, ZZ 12-715/716, ZX 11-85, Friedhof Ottensen, http://jüdischer-friedhof-altona.de/datenbank.html, eingesehen am: 22.2.2022; Stolpersteine in Norden, Almut Holler, Telefongespräch 14.4.2011; Susanne Lohmeyer: Stolpersteine in Hamburg-Eimsbüttel und Hamburg-Hoheluft-West. Biographische Spurensuche, 2 Bde., Hamburg 2013, Bd. 1, S. 334 (Olga Koppel); http://www.auspostalhistory.com/articles/1678.phpundhttp://stateheritage.wa.gov.au/admin-pages/search-results?indexCatalogue=full%2Dindex%2Dnew&searchQuery=Strelitz+brothers&wordsMode=0, eingesehen am: 17.7.2011; Familie Pais, Jan van Galenstraat 29, http://www.joodsmonumentmeppel.nl/families/pais-polak/pais-polak_uk.html, eingesehen am: 25.2.2022.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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