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Ida Ehmcke
Ida Ehmcke
© Archiv Evangelische Stiftung Alsterdorf

Ida Ehmcke * 1896

Rostocker Straße 16 (Hamburg-Mitte, St. Georg)


HIER WOHNTE
IDA EHMCKE
JG. 1896
EINGEWIESEN 1910
ALSTERDORFER ANSTALTEN
"VERLEGT" 16.8.1943
AM STEINHOF WIEN
ERMORDET 30.8.1944

further stumbling stones in Rostocker Straße 16:
Martin Schallmach

Ida Anna Minna Ehmcke, geb. 24.10.1896 in Hamburg, aufgenommen am 20.9.1910 in den damaligen Alsterdorfer Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf, am 16.8.1943 abtransportiert nach Wien in die "Wagner von Jauregg-Heil- und Pflegeanstalt der Stadt Wien" (auch bekannt als Anstalt "Am Steinhof"), dort gestorben am 30.8.1944

Rostocker Straße 16, St. Georg

Ida Anna Minna Ehmcke kam am 24. Oktober 1896 in der Wohnung ihrer Eltern in der Mittelstraße 11 (heute Carl-Petersen-Straße) im Hamburger Stadtteil Hamm zur Welt.

Ihre Eltern, der Droschkenkutscher Johann Jochim Ludwig Ehmcke, geboren am 2. Mai 1870 in Warnekow (heute ein Ortsteil von Königsfeld), und Wilhelmine Johanne Elisabeth, geborene Boldt, geboren am 5. Januar 1870 in Hindenberg (heute ein Ortsteil von Veelböken), beide lutherisch und aus im Nordwesten Mecklenburgs gelegen Orten, hatten am 14. Juli 1895 in Hamburg geheiratet.

Aus dieser Ehe gingen nach Ida weitere acht Kinder hervor, von denen drei im Säuglings- bzw. Kleinkindalter starben: Emil Johann Friedrich, geboren am 21. Januar 1898, Hugo Paul Max, geboren am 1. August 1899, gestorben am 20. August 1899, Alice Hermine Emma, geboren am 16. März 1901, gestorben am 5. September 1901, Willi Herman Paul, geboren am 7. März 1903 in der Fruchtallee 76, gestorben am 18. Juni 1904, Erna Alma Frida, geboren am 26. Oktober 1905, Frida Anna Dora, geboren am 7. November 1906, Dora Elsa Frida, geboren am 4. Dezember 1907.

In einem Bericht des Waisenhauses Hamburg wurde zudem auch der Knabe Alfred genannt, geboren am 18. August 1904, für den in den Hamburger Geburtsregistern kein Eintrag vorhanden ist. Möglicherweise ist er in einem der Mecklenburger Heimatorte der Eltern zur Welt gekommen.

Nach mehreren Umzügen, meist im Stadtteil Eimsbüttel, wechselte die Familie um 1905 in den Stadtteil St. Georg, zunächst in die Straße Koppel 2, dann 1907 in die Straße Spadendeich 1.

Die Ehe der Eltern verlief nicht harmonisch. Wilhelmine Ehmcke verließ die eheliche Wohnung mehrmals nach Tätlichkeiten ihres Mannes, zuletzt am 9. Juli 1907. Johann Ehmcke hatte seine schwangere Frau geschlagen, weil sie Betten versetzt hatte (d.h. verkauft oder in die Pfandleihe gegeben). Es ist nicht überliefert, wo sie sich aufhielt, bis sie am 15. Juli in der damaligen "Irrenanstalt" Friedrichsberg aufgenommen wurde. Ungeachtet der Diagnose Epilepsie wurde sie am 20. August wieder entlassen und kehrte in die eheliche Wohnung in der Straße Spadendeich 1 in St. Georg zurück. Hier gebar sie am 4. Dezember 1907 ihre jüngste Tochter Dora Elsa Frida.

Am 18. August 1908 kam Wilhelmine Ehmcke wegen eines Beinleidens in das Krankenhaus St. Georg. Sie starb dort am 24. August, nach Angaben von Verwandten infolge eines Suizids, doch dafür findet sich in den Akten keine Bestätigung.

Als die schwangere Wilhelmine Ehmcke am 9. Juli 1907 aus der ehelichen Wohnung geflohen war, waren fünf der sechs Kinder im Waisenhaus Hamburg in der Averhoffstraße aufgenommen worden, um ihre "drohende Verwahrlosung" zu verhindern. Der Vater war unfähig, die Kinder zu betreuen. Im Waisenhaus wurde festgestellt, dass alle Kinder an Rachitis und Hauttuberkulose erkrankt waren. Nicht überliefert ist, wo das sechste Kind untergebracht worden war.

Offenbar wurde versucht, die Kinder in Familienpflege zu geben. Näheres darüber ist nicht überliefert. Nur über Ida Ehmcke wurde im November 1908 vermerkt, sie eigne sich dafür nicht. Sie litt, so ein Bericht des Waisenhauses, an Krämpfen und war deshalb sechs Wochen zur Behandlung auf der Krankenstation des Waisenhauses. Auch danach traten mehrere zum Teil heftige Krampfanfälle auf.

Erwägungen im Mai 1909, die Kinder doch dem Witwer anzuvertrauen, mussten aufgegeben werden, denn ihm drohte eine Haftstrafe von zwei Monaten, falls eine noch nicht rechtskräftige Verurteilung wegen eines Streits und einer Schlägerei zwischen dem Droschkenkutscher und dem Personal des Lohmühlenkrankenhauses in der nächst höheren Gerichtsinstanz bestätigt werden sollte.

Johann Ehmcke ging am 18. November 1909 mit Therese Anna Clara Holder, geboren am 21. März 1887 in Magdeburg, die zweite Ehe ein. Deren am 6. August 1905 in Hamburg geborene Tochter Else befand sich in Pflege in einer Familie in der damals noch selbstständigen Stadt Harburg.

Wenig später wurde dem Waisenhaus bekannt, dass sich Johann Ehmcke nun in Rio de Janeiro, Brasilien, aufhielt. Seine Ehefrau Clara und die Kinder Ida, Emil, Alfred, Erna, Frida Ehmcke sowie Else Holder waren ihm am 18. Februar 1910 mit dem Dampfer Cap Vilano gefolgt.

Der Aufenthalt in Brasilien währte nur kurz. Die Familie kehrte am 18. Juni 1910 nach Hamburg zurück. Die Familienverhältnisse müssen desolat gewesen sein. Im Juli hatte Clara Ehmcke zunächst im Werk- und Armenhaus Unterkunft gefunden. Sie war kurz nach ihrer Eheschließung schwanger geworden und gebar am 22. August 1910 im Krankenhaus Eppendorf einen Sohn, der den Namen Hans Johann Max erhielt.

Anscheinend herrschten auch in dieser Ehe Spannungen. Darauf deuten auch die in Hans Ehmckes Geburtsurkunde eingetragenen unterschiedlichen Adressen von Vater und Mutter hin. Der Vater wohnte zur Zeit der Geburt seines Sohnes in der Oberaltenallee 52, die Mutter in der Rostockerstraße 16 in St. Georg, beide wahrscheinlich zur Untermiete.

Die Fürsorgeverwaltung betrachtete Johann Ehmcke als Querulanten. Erst später wurde erkannt, dass er wohl an einer Geisteskrankheit litt, die schließlich zur Anstaltseinweisung in der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg führte.

Nach einem vom Waisenhaus zitierten Bericht der Neuen Hamburger Zeitung vom 13. März 1914 befand sich Johann Ehmcke in einem dauernden Streit mit dem Vormund seines Stiefkindes Else. Er habe sich eingebildet, Elses Vormund unterhalte mit der Mutter, seiner Ehefrau, ein Liebesverhältnis. Nach dem Zeitungsbericht quälte er seine Frau und bedrohte sie mit dem Tode, so dass die Polizei einschreiten musste. Die Beschuldigungen gegen den Vormund erwiesen sich als unbegründet. Schließlich wurde Johann Ehmcke in erster Instanz zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt. Er bot – wie es hieß – das Bild eines Mannes, der von einer fixen Idee besessen sei und sich nicht überzeugen lasse. Das Verfahren fand während des Ersten Weltkrieges statt, deshalb wurde es 1915 bis zum Friedensschluss ausgesetzt, weil einige Zeugen, die als Soldaten eingezogen waren, nicht zur Verfügung standen. Anscheinend lebte das Gerichtsverfahren später aber nicht wieder auf.

Die Ehe wurde im Frühjahr 1918 geschieden.

Johann Ehmke befand sich 1921 in der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg. Dort wurde er als beschränkt geschäftsfähig und auf unbestimmte Zeit als anstaltsbedürftig beurteilt. Das Familiengericht ordnete das Ruhen seiner elterlichen Gewalt (heute elterliche Sorge) über die Kinder an. Er blieb Anstaltspatient bis zu seinem Ableben am 26. Oktober 1931.

Wir wissen nicht, wo und wie die Kinder der beiden Familien von Johann Ehmcke aufwuchsen. Nur das Schicksal von Ida Ehmcke lässt sich nachverfolgen. Sie lebte nach der Rückkehr aus Brasilien wieder im Waisenhaus. Hinweise auf Kontakte mit ihrer Familie sind nicht dokumentiert.

Der Hilfsarzt des Waisenhauses, S. Auerbach, kam im August 1910 zu dem Urteil, dass die Aufnahme Ida Ehmckes in den damaligen Alsterdorfer Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf) erforderlich sei. Zur Begründung führte er an, das gutmütige und zugängliche Kind leide häufig an epileptischen Anfällen, in deren Folge sich bereits eine erhebliche Demenz entwickelt habe. Daraufhin erfolgte die Aufnahme der jetzt 14jährigen in den Alsterdorfer Anstalten am 20. September.

Aus ihrer Krankenakte ergibt sich folgende Krankheitsgeschichte: Ida Ehmcke erlitt bald nach der Geburt epileptische Anfälle, auch Entwicklungsverzögerungen wurden beobachtet, die sich in den Folgejahren fortsetzten. Das Mädchen lernte mit 2 ¼ Jahren gehen und mit 1 ¼ Jahren sprechen. Es hatte einen Herzfehler und eine Verkrümmung der Wirbelsäule. Ob eine dreimonatige Brom-Opium-Kur zur Behandlung der Epilepsie um die Jahreswende 1910/1911 Linderung brachte, ist nicht dokumentiert.

In den Alsterdorfer Anstalten besuchte Ida Ehmcke die Anstaltsschule wie schon vorher die Schule des Waisenhauses. Ihre Lehrerin beschrieb sie als ein stilles braves Mädchen. Sie sei aufmerksam und dankbar für jedes freundliche Wort. Ihre Leistungen seien besser, als man nach dem stumpfsinnigen Eindruck, den sie auf den Beobachter mache, erwarten könne. Es sei schwer, sie zum mündlichen und schriftlichen Ausdruck zu bringen. Ihre letzten Aufsätze habe sie selbständig angefertigt. Ihre Gedanken seien ungeordnet, doch seien die saubere Schrift und eine geringe Fehlerzahl lobend hervorzuheben. Ihr Wissen sei recht gering. Im Zeichnen erziele sie gar keine Resultate. Dies sei nicht bloß die Folge von Vorstellungsarmut, sondern auch von mangelndem Selbstvertrauen. Im Rechnen habe sie Sicherheit erlangt, die Ergebnisse im Zahlenraum zwischen 1 und 100, kleinem Einmaleins und Dividieren seien jedoch schwach. Singen: ziemlich gut, Religion: schwach.

Laut Schulbericht von 1912 machte Ida Ehmcke recht erfreuliche Fortschritte. Sie habe sich lebhaft und eifrig am Unterricht beteiligt und bringe ihrer Lehrerin Vertrauen entgegen. Sie sondere sich nicht von den übrigen Kindern ab, sei mitteilsam, nachgiebig und gefällig, stets gehorsam und willig. Während des Unterrichts leuchteten ihre Augen vor Begeisterung. Sie könne gut nähen.
1913 endete Ida Ehmckes Schulbesuch, es hieß, die 16 1/2jährige sei am Ziel ihrer Bildungsfähigkeit angekommen.

1919 wurde sie mit einer zweiten Brom-Opium-Kur behandelt. Falls dadurch eine Verbesserung ihrer Krankheit erreicht worden sein sollte, war sie nicht von Dauer, denn 1923 und 1925 bis 1930 wurden etliche weitere Krämpfe dokumentiert.
Im Februar/März 1930 erhielt Ida Ehmcke Nervinum, ein homöopathisches Arzneimittel zur Behandlung von nervösen Erkrankungen. Danach soll sie zunächst anfallfrei geblieben sein. Die Krämpfe setzten im September 1930 wieder ein und behinderten sie bei der Hausarbeit. Sie sorgte, so die Berichte über sie, in dieser Zeit selbst für ihre Hygiene, war "in jeder Weise sauber und ordentlich". Sie beschäftige sich "eifrig" mit Handarbeiten, entwerfe Stickmuster zum Teil selbst und sticke die Muster aus. Ihr Verhalten sei friedlich, freundlich und gutmütig.

An der Trauerfeier für ihren gestorbenen Vater am 31. Oktober 1931 durfte Ida Ehmke nicht teilnehmen. Die Anstalt schrieb an ihre Schwester Frida, "leider konnten wir Ihre Schwester Ida als schwere Epileptikerin zumal bei dem schlechten Wetter nicht nach Ohlsdorf bringen lassen." Die fußläufige Entfernung zwischen Anstalt und Friedhof beträgt etwa 20 Minuten.

Im Laufe der 1930er Jahre veränderte sich Ida Ehmckes Verhalten. Nach den Berichten in der Krankenakte widersetzte sie sich den Vorgaben des Betreuungspersonals und zog sich zurück. 1932 wurde sie im Keller in einer dunklen Ecke gefunden. Sie trat wiederholt "trotzig" auf, verbrachte lange Zeit auf der Toilette und musste mit Gewalt von dort geholt werden. Zeitweise aß sie nicht. Mehrmals erklärte sie später, sie wolle wieder vernünftig sein. Dieses Verhaltensmuster setzte sich bis 1936 fort. Anscheinend wurde nicht versucht, eine Erklärung für die Verhaltensänderung zu finden.

1937 beschäftigte sich Ida Ehmcke mit Handarbeiten und kleinen Hilfeleistungen. Sie verhielt sich "unauffällig, so dass man sie kaum bemerkte". 1940 bis 1942 verrichtete sie weiter ihre Körperpflege selbstständig, hielt ihre Kleidung sauber, war ruhig und verträglich. Auch für diese Zeit der positiven Entwicklung enthält die Krankenakte nur Beschreibungen und keinen Versuch einer Verhaltenserklärung.

Die Eintragungen in Ida Ehmckes Krankenakte endeten abrupt am 16. August 1943:
"Wegen schwerer Beschädigung der Anstalten durch Fliegerangriff verlegt nach Wien. Gez. Dr. Kreyenberg".

Während der schweren Luftangriffe auf Hamburg Ende Juli/Anfang August 1943 ("Operation Gomorrha") erlitten auch die Alsterdorfer Anstalten Bombenschäden. Der Anstaltsleiter, SA-Mitglied Pastor Friedrich Lensch, nutzte die Gelegenheit, sich mit Zustimmung der Gesundheitsbehörde eines Teils der Bewohnerinnen und Bewohner, die als "arbeitsschwach, pflegeaufwendig oder als besonders schwierig" galten, durch Abtransporte in andere Heil- und Pflegeanstalten zu entledigen. Mit einem dieser Transporte wurden am 16. August 1943 228 Frauen und Mädchen aus Alsterdorf sowie 72 Mädchen und Frauen aus der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn in die "Wagner von Jauregg-Heil- und Pflegeanstalt der Stadt Wien" (auch bekannt als Anstalt "Am Steinhof") in Wien "verlegt". Unter ihnen befand sich Ida Ehmcke.

Bei der Ankunft in Wien wog Ida Ehmcke 50 kg. Dort wurde sie nun als "mangelhaft orientiert" beschrieben und musste das Bett hüten. Auch während der Aufnahmebesprechung am 26. August 1943 überwogen die negativen Zuschreibungen: "unorientiert, schlechter Gang, fast unmöglich, allein zu gehen. Blöde. Intelligenzfragen werden nicht beantwortet. Pflegebedürftig, rein. Gutmütig."
Die Diagnose lautete: Epilepsie, angeborener Schwachsinn. Der heute nicht mehr verwendete Begriff "Schwachsinn" bezeichnete eine Intelligenzminderung bzw. angeborene Intelligenzschwäche.

Im Januar 1944 musste sich Ida Ehmcke im "Wachsaal" aufhalten. Dort wurden unruhige Kranke isoliert und mit Dauerbädern, Schlaf- sowie Fieberkuren behandelt. Seit den 1930er Jahren wurden hier Patientinnen und Patienten vor allem ruhiggestellt, teils mit Medikamenten, teils mittels Fixierungen oder anderer Maßnahmen. Die Betroffenen empfanden dies oft als Strafe.

Ida Ehmcke erlitt auch in Wien epileptische Anfälle, galt - wie erwähnt - als mangelhaft orientiert und bedurfte angeblich der Nachhilfe bei der Pflege. Am 31. Januar 1944 wurde sie in den "Infektionspavillon" 19 und damit den Ort des herbei geführten Sterbens verlegt. Im Juli wog sie nur noch 38 kg, fast ein Viertel weniger als bei ihrer Ankunft.

Ida Ehmcke starb am 30. August 1944.

Laut Eintrag in der Krankenakte war sie "nach dem Bad plötzlich bewusstlos zusammen(gefallen), der linke Mundwinkel stand beträchtlich tiefer, die Patientin ist nicht ansprechbar, liegt völlig schlapp im Bett". Als Todesursache vermerkte die Ärztin Barbara Uiberrak: "Epilepsie. Angeborener Schwachsinn bei tuberöser Sklerose."
Die Chefärztin Uiberrak, die tief in das Krankenmordgeschehen auf dem Steinhof eingebunden war, zeichnete auch verantwortlich für die Obduktion des Leichnams von Ida Ehmcke.

Die Alsterdorfer Anstalten erhielten einen Tag später aus Wien ein Telegramm mit dem Inhalt: "Im Vorjahr die her verlegte Ida Ehmke gestorben, hier keine Angehörigen vermerkt –Heilanstalt Wagner Jauregg".

Die Anstalt in Wien war während der ersten Phase der NS-"Euthanasie" vom Oktober 1939 bis August 1941 Zwischenanstalt für die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz gewesen. Nach dem offiziellen Ende der Morde in den Tötungsanstalten wurde in bisherigen Zwischenanstalten, also auch in der Wiener Anstalt selbst, massenhaft weiter gemordet: durch Überdosierung von Medikamenten und Nichtbehandlung von Krankheit, vor allem aber durch Nahrungsentzug.

Bis Ende 1945 kamen von den im August 1943 nach Wien verlegten 300 Mädchen und Frauen aus Hamburg 257 ums Leben, davon 196 aus Alsterdorf.

Der Stolperstein zur Erinnerung an Ida Ehmcke liegt vor dem Hause Rostocker Straße 16 im Hamburger Stadtteil St. Georg. Sie selbst hat dort zwar nie gewohnt, doch in ihrer Alsterdorfer Krankenakte wurde dies als Kontaktadresse zu ihrer Familie vermerkt.

© Ingo Wille

Quellen: Adressbuch Hamburg (diverse Jahrgänge), StaH 332-5 Standesämter 2397 Geburtsregister Nr. 2537/1896 (Ida Anna Minna Ehmcke), 13621 Geburtsregister Nr. 650/1901(Alice Hermine Emma Ehmcke), 9142 Geburtsregister Nr. 176/1898 (Emil Johann Friedrich Ehmcke), 13095 Geburtsregister Nr. 1709/1899 (Hugo Paul Max Ehmcke), 14017 Geburtsregister Nr. 536/1903 (Willi Hermann Paul Ehmcke), 14432 Geburtsregister Nr. 1354/1905 (Else Holder), 14501 Geburtsregister Nr. 1812/1905 (Erna Alma Frida Ehmcke), 14432 Geburtsregister Nr. 1354/1905 (Else Holder/Ehmcke), 14703 Geburtsregister Nr. 1969/1906 (Frida Anna Dora Ehmcke), 14939 Geburtsregister Nr. 1813/1907 (Dora Elsa Frida Ehmcke), 113993 Geburtsregister Nr. 2633/1910 (Hans Johann Max Ehmcke), 2843 Heiratsregister Nr. 578/1895 (Johann Jochim Ludwig Ehmcke/Wilhelmine Johanne Elisabeth Boldt), 3129 Heiratsregister Nr. 889/1909 (Johann Jochim Ludwig Ehmcke/Therese Anna Clara Holder), 600 Sterberegister Nr. 1468/1908 (Wilhelmine Johanne Elisabeth Ehmcke geb. Boldt), 5257 Sterbergister Nr. 1145/1904 (Willi Hermann Paul Ehmcke), 7123 Sterberegister Nr. 879/1931 (Johann Jochim Ludwig Ehmcke), Standesamt Magdeburg, 10129 Geburtsregister Nr. 797/1887 (Therese Anna Clara Holder), Standesamt Wedendorf, Sterberegister Nr. 9/1901 (Alice Hermine Emma Ehmcke/Boldt); Sammlung Hamburger Passagierlisten (1850-1934) Band 373-7 1, VIII A 1 Band 219, Familie Ehmcke als Passagiere auf der Reise nach Rio de Janeiro ab Hamburg am 18.2.1910 (Zugriff ancestry.de 18.4.2024). Peter von Rönn, Der Transport nach Wien, in: Peter von Rönn u.a., Wege in den Tod, Hamburgs Anstalt Langenhorn und die Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus, Hamburg 1993, S. 425 ff.. Evangelische Stiftung Alsterdorf Archiv, Sonderakte V 358 (Ida Ehmke); Michael Wunder, Ingrid Genkel, Harald Jenner, Auf dieser schiefen Ebene gibt es kein Halten mehr – Die Alsterdorfer Anstalten im Nationalsozialismus, Stuttgart 2016, S. 283 ff., 331 ff..

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