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Bereits verlegte Stolpersteine



Henri Hirsch * 1875

Isestraße 31 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1941 Lodz

Weitere Stolpersteine in Isestraße 31:
Lotte Helena Bachrach, Gertrud Bachrach, José Bachrach, Isidor Bachrach

Henri Hirsch, geb. 7.10.1875 in Altona, am 25.10.1941 deportiert nach Lodz

Henri Hirsch zog aus dem preußischen Altona nach Hamburg. Hier trat er 1913 der Jüdischen Kultusgemeinde bei. Zu dieser Zeit wohnte er in der Fröbelstraße und arbeitete in einem kaufmännischen Beruf bei der Firma "Ludolf Levy’s Nachf." auf der Drehbahn. Er war verheiratet mit der acht Jahre jüngeren Therese Levy. Ob die Firma seinem Schwiegervater gehörte, wissen wir nicht. Das kinderlose Ehepaar lebte in der Isestraße 31. Am 1. Februar 1935 starb Therese Hirsch. Henri Hirsch lebte allein von einem sehr geringen Einkommen und wechselte oft die Unterkunft.

Im Juli 1938 heiratete er in zweiter Ehe die ebenfalls verwitwete Elisabeth Friedländer, geb. Lyon, der als sehr wohlhabender Alleinerbin ihres ersten Ehemannes unter anderem ein Drittel des Ballinhauses gehörte. Von den Nationalsozialisten in "Messberghof" umbenannt, gelangte das Gebäude als Sitz der Firma Tesch & Stabenow, die das Vernichtungsgas Zyklon B an die Konzentrationslager lieferte, zu trauriger Berühmtheit. Auch das Grundstück in der Oberstraße, auf dem sie wohnte, gehörte Elisabeth Friedländer. Für kurze Zeit lebte Henri Hirsch dort mit ihr gemeinsam.

Das Erbe musste, wie im Testament verfügt, bei einer erneuten Heirat mit den beiden Kindern aus der Ehe mit Richard Friedländer geteilt werden. Sohn und Tochter befanden sich schon seit mehr als zehn Jahren in den USA bzw. in Dänemark und hatten dort die jeweilige Staatsbürgerschaft erworben. Elisabeth Hirsch beabsichtigte, zu einem ihrer Kinder auszuwandern. Ihren beträchtlichen Anteil am Vermögen, den sie nicht mitnehmen durfte, vermachte sie per Schenkung ihrem Ehemann, Henri Hirsch, der in Deutschland zurückblieb. Die Haushälterin, die 30 Jahre im Haushalt Friedländer gearbeitet hatte, bekam 2000 RM.
Elisabeth Hirsch verließ Deutschland im Frühjahr 1939. Sie fuhr mit ihrer Mutter über Kopenhagen nach England und von dort mit dem Schiff als Passagierin erster Klasse nach New York. Später ließ sie sich in Seattle im US-Staat Washington nieder. Es war offenbar nicht geplant, dass Henri Hirsch ihr folgen sollte. Von Seattle aus ließ sie sich von ihm scheiden und nahm erneut den Namen Friedländer an.

Henri Hirsch nützte sein plötzlich erworbenes Vermögen nichts. Es stand unter "Sicherheitsanordnung", sodass er nicht darüber verfügen konnte. Der Betrag, den er monatlich für seinen Lebensunterhalt abheben durfte, wurde auf 280 RM gekürzt. Erneut begann für ihn der Weg von einem Zimmervermieter zum anderen. Er zog wohl zu­erst in die Bieberstraße, da­nach in die Rothenbaumchaussee und kurzzeitig in andere Unterkünfte. Ende Februar 1941 kam er schließlich in die Isestraße 69. Dort erhielt er den Deportationsbefehl nach Lodz, wo sich seine Spur verliert.

Der Stolperstein für Henri Hirsch ist inzwischen von der Isestraße 79, wo er irrtümlich gesetzt wurde, zur Isestraße 31 verlegt worden, wo Henri Hirsch mit seiner ersten Ehefrau lebte.

© Christa Fladhammer

Quellen: 1; 2; AfW 220183; Jürgen Kalthoff, Martin Werner, Die Händler des Zyklon B: Tesch & Stabenow; eine Firmengeschichte zwischen Hamburg und Auschwitz, Hamburg 1998 (VSA).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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