Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Hugo Horwitz * 1916

Isestraße 67 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1941 Minsk

Weitere Stolpersteine in Isestraße 67:
Henriette Ballin, Edwin Ballin, Herbert Cohn, Käthe Cohn, Helene Felsenthal, Alfred Felsenthal, Dr. Richard Hoffmann, Elisabeth Hoffmann, Gertrud Horwitz, Amalie Salomon, Mathel Windmüller, Denny Windmüller

Gertrud Horwitz, geb. Felbel, geb. 25.8.1876 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Hugo Horwitz, geb. 24.8.1916 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk

Gertrud Horwitz hatte am 22. Januar 1899 geheiratet und bewohnte mit ihrem Ehemann Martin und vier Kindern eine 5½ Zimmerwohnung in der Isestraße 67, in die sie wahrscheinlich unmittelbar nach der Fertigstellung des Hauses einzogen. Seit 1922 war Gertrud Horwitz verwitwet.

Sie hatte die Töchterschule von Herrn Katzenstein besucht, anschließend aber offenbar keinen Beruf erlernt. Ihren Lebensunterhalt konnte sie nach dem Tod ihres Mannes zunächst noch mit Einnahmen aus der Firma (ihres Vaters?) Julius Felbel bestreiten. Als die nicht mehr existierte – die Umstände einer wahrscheinlichen "Arisierung" sind nicht bekannt – lebte sie von einer Zimmervermietung "mit Pension", d. h., sie versorgte ihre Untermieter auch mit den täglichen Mahlzeiten. Helene Felsenthal und ihr Sohn Alfred wohnten seit 1939 bei ihr zur Untermiete, ebenso für wenige Monate bis zu ihrem Tod im Jahre 1939 eine Lilly Salomon.

Zwei Töchter von Gertrud Horwitz, Edith, geb.1899, und Leonie, geb.1908, konnten auswandern und überlebten in den USA. Über einen Sohn Adolf, geb.1904, wissen wir, dass er am 6. Juni 1938 nach Großbritannien ausreiste.

Der jüngste Sohn Hugo lebte bei seiner Mutter in der Isestraße. Er konnte in Hamburg noch eine kaufmännische Lehre in der Firma Meyer Adolph Nathan absolvieren, verlor dann aber 1938 vermutlich mit dem Erlöschen der Firma seine Arbeitsstelle. Im selben Jahr geriet er wahrscheinlich zwei Mal in "Schutzhaft", einmal für eine Woche im Juni im "Polizeigefängnis" Fuhlsbüttel, ein zweites Mal nach der Pogromnacht im November. Dieses Mal kam er ins Konzentrationslager Sachsenhausen, aus dem er am 23. Dezember 1938 entlassen wurde. In seinem kaufmännischen Beruf fand er keine Anstellung mehr. Gleich nach seiner Entlassung aus der Haft begann er, gemeinsam mit seiner Schwester Leonie, die Auswanderung nach Mittelamerika vorzubereiten. Die erste "Unbedenklichkeitsbescheinigung" erhielt er schon im März 1939. Warum der Plan dann ins Stocken geriet, wissen wir nicht, auch nicht, weshalb er den ganzen Monat August in Paderborn verbrachte.

Obwohl inzwischen der Krieg begonnen hatte, gingen die Auswanderungsvorbereitungen weiter. Hugo Horwitz erstellte die Liste des Umzugsguts für die Oberfinanzdirektion. Er verzeichnete u. a. einen Tropenanzug und seinen Gebetsschal. Am 30. Dezember 1939 erhielt er erneut eine "Unbedenklichkeitsbescheinigung". Warum er auch diesmal nicht ausreiste, ist unbekannt.

Seiner Schwester Leonie gelang es, den Atlantik zu überqueren. Gemeinsam mit ihrer Schwester Edith überlebte sie in Südkalifornien.

Für Hugo Horwitz und seine Mutter ging das Leben in Hamburg unter zunehmenden Einschränkungen und Schikanen weiter. Wahrscheinlich war er als "Erdarbeiter" zwangsverpflichtet worden. Und erneut wurde Hugo Horwitz in "Schutzhaft" genommen, diesmal vom Kriminalkommissariat für "Rassenschande". Vom 3. bis 19. Juni 1941 war er wieder in Fuhlsbüttel inhaftiert.

Keine fünf Monate nach seiner Entlassung gehörte er mit seiner Mutter zu den 968 Juden aus Hamburg, die als erste "Reichsdeutsche" den Zug nach Minsk besteigen mussten. Wir wissen nicht, wie Gertrud und Hugo Horwitz ums Leben kamen. Sie gelten wie fast alle nach Minsk Deportierten als verschollen.

© Christa Fladhammer

Quellen:1; 2; AfW 250876; Auskunft Bernhard Rosenkranz per E-Mail 5.8.2007; ITS/Arch/KL Sachsenhausen Ordner 105, S. 286; Heinz Rosenberg, Das Getto in Minsk, in: Beate Meyer (Hrsg.), Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933–1945, Geschichte, Zeugnis, Erinnerung, Hamburg 2006, S. 134ff.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

druckansicht  / Seitenanfang