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Bereits verlegte Stolpersteine



Lot Voss * 1890

Isestraße 96 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1941 Minsk
ermordet

Weitere Stolpersteine in Isestraße 96:
Max Dreifus, Blanka Dreifus, Selma Schlesinger, Gertrud Singer, Margarethe Voss, Uri Voss

Margarethe Voss, geb. Rosenthal, geb. 10.2.1895 in Sonnenwalde, am 8.11.1941 deportiert nach Minsk
Lot Voss, geb. 27.1.1890 in Posen, am 8.11.1941 deportiert nach Minsk
Uri Voss, geb. 9.2.1928 in Hamburg, am 8.11.1941 deportiert nach Minsk

Unter dem Namen Fritz Voss, wie er bis 1938 hieß, besaß Lot Voss ein Möbelhaus mit angeschlossener Partiewarenhandlung. Das Hauptgeschäft lag am Johannisbollwerk, eine Filiale in der Dietmar-Koel-Straße.

Fritz Voss wurde im damals noch preußischen Posen geboren, seine Frau Margarethe stammte aus Sonnenwalde im östlichen Brandenburg. Nachdem das jüdische Ehepaar vorher an den Vorsetzen und am Johannisbollwerk, dem Sitz der Firma, gewohnt hatte, musste es im Juli 1939 in die Isestraße ziehen: Die Firma war "arisiert" worden. Nach der Übernahme durch einen Treuhänder, der den Vorgang genau beschrieben hat (s. S. 65), wurde sie weit unter dem errechneten tatsächlichen Wert verkauft. Von dem Erlös musste Lot(har) Voss, wie er sich jetzt nannte, rückständige Steuern und die Vermögensabgabe, die allen Juden auferlegt war, bezahlen.

Das geringe Vermögen wurde unter "Sicherungsanordnung" gestellt. Seit Oktober 1938 durfte Lot Voss monatlich noch 475 RM abheben für sich und seine Familie, zu der auch seine 77-jährige Mutter zählte, die mit im Haushalt lebte.

Für die Anträge, mit denen er bei der Oberfinanzdirektion seine Extraausgaben erbitten musste, benutzte er sein früheres Geschäftsbriefpapier, von dem er den Briefkopf der Firma abgeschnitten hatte. Der Treuhänder hingegen nutzte weiterhin dreist das Originalpapier mit dem ein­drucksvollen Firmenlogo.

Im Januar 1940 bemühte sich die Familie um die Auswanderung nach Chile und bekam dafür bestimmte Ausgaben genehmigt. Aber zum Jahresende hatten sich die Hoffnungen zerschlagen.

Lot Voss fand eine Beschäftigung als Arbeiter zu einem Wochenlohn von 30 bis 39 RM. Mit beeindruckender Korrektheit entnahm er dementsprechend weniger von seinem Freibetrag. Gleichwohl erging der Bescheid, er dürfe überhaupt keine Barzahlungen als Lohn für seine Arbeit annehmen. Sein Arbeitgeber musste das Entgelt auf das Sperrkonto überweisen. Im Mai 1941 war das Restvermögen so weit zusammengeschmolzen, dass die "Sicherheitsanordnung" aufgehoben wurde.

Mit dem bescheidenen Einkommen, wahrscheinlich nicht einmal aufgebessert durch die Untervermietung, weil alle Einkünfte auf das Sperrkonto überwiesen werden mussten, lebte die Familie noch bis zum Herbst 1941 in der Isestraße. Am 8. November kam der Deportationsbefehl nach Minsk. Seitdem gelten Lot, Margarethe und Uri Voss als verschollen. Ihr Todesdatum kennen wir nicht.

© Christa Fladhammer

Quellen: 1; 2.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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