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Robert Finnern
© Privatbesitz

Robert Finnern * 1894

Im Tale 27 (Hamburg-Nord, Eppendorf)


HIER WOHNTE
ROBERT FINNERN
JG. 1894
VERHAFTET 1938
’HOCHVERRAT’
GEFÄNGNIS HH-FUHLSBÜTTEL
1939 ORANIENBURG
ERMORDET 22.4.1940

Robert Finnern, geb. 13.3.1894, gestorben am 22.4.1940 im KZ Sachsenhausen

Im Tale 27

Robert Finnern wurde im Stadtteil Alsterdorf geboren. Nach dem Abschluss der Volksschule und seiner Konfirmation begann er 1908 eine Schlosserlehre. Während seiner Lehrzeit (1908 - 1912) besuchte er die Schlosserfachschule und engagierte sich in der Arbeiterjugendbewegung. Nach Abschluss der Lehre führte ihn sein Weg auf Wanderschaft durch den Harz, Westfalen, das Rheinland, nach Baden bis in die Schweiz, wo er 1913 am letzten Geleit für August Bebel teilnahm. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde er eingezogen und kämpfte an der Westfront. Am 15. Oktober 1916 erhielt er das Eiserne Kreuz.

Nach seiner Rückkehr nach Hamburg leitete Robert bei der Arbeiterjugend die Gruppe Eppendorf und wurde 1919 zu deren Bezirksführer gewählt. Am 13. März 1920 schloss er die Ehe mit Hilda Pingel, aus der die Söhne Gerhard und Günther hervorgingen. Im gleichen Jahr wurde er Führer der SPD, Bezirk Eppendorf. Weiterhin engagierte er sich auch für die Arbeiterjugend, zusammen mit seiner Ehefrau führte er Wanderungen durch und nahm an Jugendtagen teil. 1929 wurde er zum Distriktführer der SPD Eppendorf-Winterhude gewählt und blieb dies bis zum Verbot der Partei im Juni 1933.

Seit 1919 war er bei der Kunst- und Bauschlosserei Meinhard als beliebter Kollege und geschätzter Arbeiter tätig und machte zusätzlich die Fortbildung zum Meister. Nach der Meisterprüfung verließ er 1926 die Firma und wechselte in die Abteilung Technische Betriebe des "Konsum-, Bau- und Sparvereins”. Dort wurde er 1932 wegen Arbeitsmangel entlassen. Um der Arbeitslosigkeit zu entgehen, gründete er 1934 gemeinsam mit seiner Ehefrau Hilda ein Kolonialwarengeschäft in Eppendorf, Im Tale 27. Am 16. Juni 1933 nahm er an der Parteivorstands- und -ausschusssitzung im Redaktionsgebäude des "Hamburger Echo" in der Fehlandstraße teil. Gemeinsam mit anderen SPD-Führungskräften wurde Robert dabei verhaftet und fünf Wochen in "Schutzhaft" genommen. Bei zwei Hausdurchsuchungen konfiszierte die Polizei politische Bücher von Autoren wie August Bebel, Karl Frohme, Karl Marx und Friedrich Engels, Walter Rathenau und Walter Mehring.

Nach der Entlassung aus der Haft engagierte sich Robert Finnern im politischen Widerstand. Der Prozessakte zufolge erhielt die Gruppe um Finnern zunächst von Walter Siering illegale Schriften wie "Neuer Vorwärts” und "Sozialistische Aktion”. Später fuhr der mit ihm zusammen verurteilte Wilhelm Bock nach Kopenhagen und holte Material nach Hamburg.

Für den 3. März 1938 um 19.30 Uhr war die Übergabe einer illegalen Sendung aus Dänemark durch den Kieler Sozialdemokraten Oskar Nielsen an Walter Siering verabredet. Da dieser bereits seine Flucht nach Dänemark vorbereitete, übernahm Robert die Aufgabe. Zu diesem Zeitpunkt standen beide bereits unter Beobachtung. Der überbrachte Koffer enthielt mehrere Tausend Exemplare der Flugschrift "Lasst Tatsachen sprechen!”. Nielsen und Finnern wurden noch am selben Abend verhaftet. Anschließend führte die Gestapo eine Hausdurchsuchung durch und nahm auch Hilda Finnern für vier Tage in Haft. Aus ungeklärten Ursachen starb Oskar Nielsen nach zwei Tagen in Polizeihaft. Während der Untersuchungshaft beauftragte Hilda den Rechtsanwalt Dr. Martin, der für seine Verteidigung gute Leumundszeugnisse u. a. von der Fa. Meinhard einholte.

Robert Finnern und Wilhelm Bock wurde vor dem Volksgerichtshof in Berlin der Prozess gemacht. In der Anklageschrift wurde ausführlich aus dem beschlagnahmten Flugblatt zitiert. Das Urteil lautete auf elf Monate Haft wegen Hochverrat, die Robert Finnern in Fuhlsbüttel verbüßen musste. Gemeinsam mit Rechtsanwalt Martin reichte Hilda jeden Monat ein Gnadengesuch ein, ohne Erfolg. Robert Finnern wurde dann von der Gestapo ins KZ Sachsenhausen überführt, wo er, angeblich an einer "Lungenentzündung", am 22. April 1940 starb. Am 17. August 1940 wurde seine Asche im Familiengrab auf dem Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf von einer großen Trauergemeinde beigesetzt. Das Urteil des Volksgerichtshofes wurde am 6. Februar 1950 offiziell durch ein Amtsgericht in Berlin aufgehoben. Im Hamburger Stadtteil Alsterdorf wurde 1985 der Robert-Finnern-Weg nach ihm benannt. Die Stele auf dem Ohlsdorfer Friedhof zum Gedenken an die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung hält auch die Erinnerung an Robert Finnern wach.

© Beate Reis, geb. Finnern

Quellen: StaH 351-11 AfW Abl. 2008/1, 13.03.1894 Robert Finnern; StaH 351-11 AfW Abl. 2008/1, 09.02.1918 Wilhelm Bock, Junior; Martens, Für Freiheit und Demokratie, 2003, S.223; Martens, Holger: Widerstand, in: "Alles für Hamburg", o.D. [2008], S. 47ff.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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