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Betty Jacobson * 1868

Brahmsallee 16 (Eimsbüttel, Harvestehude)


HIER WOHNTE
BETTY JACOBSON
JG. 1868
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Brahmsallee 16:
Charlotte Bravo, Ruth Isaak, Hanna Isaak, Michael Isaak, Pauline Isaak, Daniel Isaak, Recha Nathan, Helene Rabi, Max Warisch

Betty Jacobson, geb. 4.8.1868 in Hamburg, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk

Brahmsallee 16

Betty Jacobson war Mitglied einer großen Familie. Sie selbst blieb ehelos und hatte keine direkten Nachkommen. Ihr Vater, Bernhard Moses Jacobson, war verheiratet mit Minna, geb. Dreyfuss, aus Weinheim. Der Sohn des Ehepaars wurde in der jüdischen Öffentlichkeit bekannt, die beiden Töchter hinterließen der Nachwelt nichts als ihren Namen. Ihre Biographien standen im Schatten des interessanten brüderlichen Lebens. Welche Ausbildung Betty Jacobson genoss, welchen Beruf oder welche wichtige Funktion in der Familie sie ausübte, ist nicht dokumentiert. Als Gemeindemitglied gehörte sie vermutlich wie ihre Familie dem Synagogenverband an. Regelmäßig entrichtete sie bis 1941 ihre Kultussteuer. Sie wohnte am Grindelberg 70 bei Bauer und seit 1935 im Parterre der Brahmsallee 16 bei Swobowitz. Wie fast alle jüdischen Mitbewohner des Hauses erhielt die 73-jährige Betty Jacobson am 18. November 1941 den Befehl zur Deportation, obwohl sie aufgrund ihres Alters diesem Transport nicht hätte angehören dürfen. Ihre acht Jahre ältere Schwester Sophie war 1940 eines natürlichen Todes gestorben, der Bruder Moses schon zehn Jahre früher. Betty blieb bis Herbst 1941 am Leben, ein Leben unter Demütigungen, Ängsten und Leiden, das bei der Ankunft im trostlosen Getto Minsk jede Perspektive verlor. Über ihren Tod ist nichts zu erfahren.

Bettys fünfzehn Jahre älterer Bruder Moses Jacobson hingegen, der 1853 geborene Sohn von Bernhard Moses und Minna Jacobson wird in der Forschung ausführlich in der Reihe der Rabbiner erwähnt. In Hamburg besuchte er das öffentliche Gymnasium, studierte an den Universitäten Würzburg, Berlin und Halle, promovierte mit der Arbeit "Die Psychologie des Talmud". Eine rabbinische Ausbildung beendete er in Preßburg. Er wurde zum Rabbiner in Schrimm, Provinz Posen, ernannt. In Prag heiratete er 1887 Regina Hirsch, die Tochter des Rabbiners Mordechai Amram Hirsch. 1889 wurde Moses Jacobson Rabbiner in dem östlich von Posen gelegenen Gnesen, wo er sich als streng orthodoxer Theologe erfolgreich um eine Verständigung innerhalb der Gemeinde bemühte. Als die Stadt 1922 polnisch wurde, kehrte er als deutscher Patriot in seine Geburtsstadt Hamburg zurück; bei der hier neu gegründeten Gesellschaft "Jeschiwa" lehrte er bis zu seinem Tod im Jahre 1930.

Moses’ Sohn, der 1888 geborene Jacob Jacobson, wurde für die Geschichte der deutschen Juden besonders bedeutsam, weil er bis 1939 deren Gesamtarchiv leitete, welches die Aufgabe hatte, das Aktenmaterial der Jüdischen Gemeinden, Vereine und Stiftungen zu sammeln. Das NS-Reichssippenamt konfiszierte die im Gesamtarchiv zusammengetragenen Akten, Personenstandsregister, Ahnentafeln und verpflichtete Jacob Jacobson in Berlin als Fachmann für jüdische Genealogie. 1943 musste er als sogenannter Prominenter in Theresienstadt weitere Quellen für die "Zentralstelle für jüdische Personenstandsregister" bearbeiten. Nach seiner Befreiung 1945 emigrierte Jacobson nach England und wurde Mitglied des Leo Baeck Instituts. Er starb 1968 in Bad Neuenahr.

Stand: September 2016
© Inge Grolle

Quellen: 1; 4; 6; The Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem: Sammlung Rabbiner Markus Mordechai Amram Hirsch und Familien der Rabbiner Moses, Jacob und Bernhard Jacobson und ihre Angehörigen – P136; Adressbücher Hamburg – online – Brahmsallee 1935–1941 (Zugriff am 8.7.2014)
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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