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Bereits verlegte Stolpersteine



Amalie Levy
© Yad Vashem

Amalie Levy (geborene Jastrow) * 1880

Heinrich-Barth-Straße 21 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
AMALIE LEVY
GEB. JASTROW
JG. 1880
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Heinrich-Barth-Straße 21:
Hedwig Eisemann, Jenny Jastrow, Felix Levy, Gerda Link

Felix Levy, geb. am 9.10.1874 in Hamburg, deportiert am 11.7.1942 nach Auschwitz, dort ermordet
Amalie Levy, geb. Jastrow, geb. am 6.2.1880 in Hamburg, deportiert am 11.07.1942 nach Auschwitz, dort ermordet

Heinrich-Barth-Straße 21

Felix Levy wurde am 9. Oktober 1874 in Hamburg als Sohn von Dr. Baruch Levy, einem Arzt, und seiner Frau Frommaid Franziska, geb. Levisohn, in eine äußerst wohlhabende jüdische Familie hineingeboren. Felix’ Frau Amalie, am 6.2.1880 ebenfalls in Hamburg geboren, war die Tochter von Joseph und Jenny Jastrow.

Das Ehepaar Levy bekam drei Töchter: Ruth, geboren am 31.8.1909, Gerda, geboren am 16.12.1911, und Hannah, geboren mit einigem Abstand zu ihren Geschwistern, am 2.7.1920.

Felix, Industrieller und stiller Teilhaber der Firma "Albrecht & Schmidt Zigarren", engagierte sich für die Henry-Jones-Loge, eine Loge mit ausschließlich jüdischen Mitgliedern, welche eine einflussreiche Vereinigung innerhalb der jüdischen Öffentlichkeit Hamburgs war und zahlreiche Aktivitäten entfaltete, um eine säkulare deutsch-jüdische Identität zu unterstützen. Die Levys, eine gut situierte Familie, hatte, bevor sie in die Heinrich-Barth-Straße zog, im zweiten Stock der Schlüterstraße 6 in einer Fünfeinhalb-Zimmer-Wohnung gelebt. Ihre Tochter Hannah beschrieb ihre Eltern später als nicht sehr religiös, für ihre Mutter wählte sie sogar den Begriff "antireligiös". Ihr Vater jedoch fand in der Zeit des Hitlerregimes, wie viele andere Juden auch, wieder zur Religion und besuchte regelmäßig die Synagoge.

Etwa um 1936 musste Felix Levy seine Teilhaberschaft bei "Albrecht & Schmidt Zigarren" aufgeben. Schuld daran war die voranschreitende Judendiskriminierung im Deutschen Reich. Die Familie musste sich nun finanziell einschränken und auf immer kleinerem Raum leben. Ihr Weg führte das Ehepaar Levy von der Heinrich-Barth-Straße in die Isestraße, die Innocentiastraße und später ins Jungfrauenthal bis sie zuletzt in das Altenhaus der Deutsch Israelitischen Gemeinde in die Sedanstraße 23 kamen. Von dort wurden Felix und Amalie, nun 66- und 62-jährig, am 11.7.1942 von Hamburg nach Auschwitz deportiert.

Amalies Mutter, die seit 1930 bei der Familie ihrer Tochter gelebt hatte, wurde ein Jahr später mit über 80 Jahren in das sogenannte Altgetto Theresienstadt deportiert. Felix war, nach Aussage seiner Tochter Hannah, gekränkt, weil er und seine Frau nach Auschwitz und nicht nach Theresienstadt deportiert wurden. Theresienstadt, wohin vor allem Juden über 65 Jahre und "bevorzugte" Personen wie Schwerkriegsbeschädigte, "Mischlinge" und "arisch Versippte" kamen, hatte den Ruf regional und klimatisch viel günstiger gelegen zu sein als Auschwitz. Doch tatsächlich stellte sich Theresienstadt für die große Mehrheit der dorthin deportierten als Durchgangsstation in ein Vernichtungslager heraus.

Auf Felix Levys Kultussteuerkarte steht nur: "Ausgeschieden den 11.07.42 durch Abwanderung". Am 29. September 1942 fand eine öffentliche Versteigerung der Wohnungseinrichtung der Levys statt. Sie wurden später auf den 8. Mai 1945 für tot erklärt.

Amalies Schwestern wanderten nach Palästina und New York aus. Damit waren sie zwei der schätzungsweise insgesamt 10.000 bis 12.000 Juden, die während der NS-Zeit aus Hamburg emigrierten. Ihr Bruder Joseph Jastrow, von Beruf Buchhändler, wohnte zuletzt in Berlin und wurde am 2.6.1942 zu einem "unbekannten Bestimmungsort evakuiert". Auch er wurde auf den 8.5.1945 für tot erklärt.

Die älteste Tochter von Amalie und Felix Levy, Ruth, ging 1937 nach Kfar Jedidjah, Israel. Die zweitälteste, Gerda (s. Gerda Link, geb. Levy), hatte in Bratislava gelebt, wurde dann jedoch mit ihren zwei Kindern und ihrem Mann nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ihre jüngste Tochter, Hannah, wurde von Holland aus nach Theresienstadt deportiert, wo sie überlebte. Nach der Befreiung ging sie nach Palästina. Nur sie und ihre Schwester Ruth überlebten den Holocaust. Beide waren als Erben für ihre Mutter eingetragen und mussten sich viele Jahre um Wiedergutmachung bemühen.


Stand: August 2018
© Carlotta Martini

Quellen: 522-1 Jüdische Gemeinde, 992bKultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde zu Hamburg; StaHH 522-1_992, StaHH 214-1_441, StaHH 351-11_35090; StaHH 522-1_488; Das Bundesarchiv Koblenz: Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, Bd.3, Koblenz 2006; Beate Meyer (Hrsg.): Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933–1945. Geschichte. Zeugnis. Erinnerung. Hamburg 2006; Privatbesitz, Interview mit Hannah Flusser geb. Levy, geführt von Beate Meyer am 16.2.2001; Angaben von Alexandra Blöcker v. 9.8.2018.

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