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Minna Fleischhauer (geborene Rechelmann) * 1860
Kielortallee 23 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)
HIER WOHNTE
MINNA FLEISCHHAUER
GEB. RECHELMANN
JG. 1860
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 22.9.1943
Weitere Stolpersteine in Kielortallee 23:
Bertha Cohn, Jenny Cohn, Martha Häfner, Marianne Lange, Olga Schey
Minna Fleischhauer, geb. Rechelmann, gesch. Alexander, geb. am 30.3.1860 in Schwerin (Warthe), deportiert am 9.6.1943 nach Theresienstadt, dort gestorben am 22.9.1943
Kielortallee 23
Minna wurde als Tochter von Leo und Johanna Rechelmann in dem polnischen Stetl Schwerin an der Warthe (heute: Skwierzyna) geboren, das seit 1871 zum Deutschen Reich gehörte und 1887 dem Regierungsbezirk Posen zugeordnet wurde. Die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde, die rund ein Drittel der Bevölkerung ausmachten und sich der Reformbewegung angeschlossen hatten, lebten bis 1833 in einem Getto, verzeichneten aber nach ihrer bürgerlichen Gleichstellung einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufstieg, der vor allem auf dem Handel beruhte. Die Nachkommen von Minnas Bruder Hermann (1857–1929) und dessen Ehefrau Paula, geb. Gutkind (1870–1930), wurden Opfer der nationalsozialistischen Vernichtung. Minnas Neffe Martin (1899–1943), der in Berlin lebte, wurde in Auschwitz ermordet. Die Nichte Philippine (1904–1942) lebte seit 1939 in der 1869 gegründeten "Jacoby‘schen Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Gemütskranke" in Bendorf-Sayn bei Koblenz, wo die jüdischen Geisteskranken konzentriert wurden, und wurde von dort mit den übrigen Insassen in das Transitgetto Izbica deportiert, wo sie unmittelbar nach ihrer Ankunft umkam.
Minnas erste Ehe in Hamburg wurde geschieden. Danach war sie mit dem aus Danzig stammenden "Versicherungsbeamten" John Paul Fleischhauer (1872–1908) verheiratet. Das Ehepaar zog einige Male um und lebte zuletzt im Mühlendamm 36, wo der Ehemann starb. Die Witwe trat ein Jahr später in die Jüdische Gemeinde ein und bewarb sich um eine Wohnung bei der Vaterstädtischen Stiftung. Noch im selben Jahr konnte sie in die Wohnung Nr. 38 im Rosenthal-Altenhaus ziehen, wo sie rund dreißig Jahre bis zum Februar 1939 lebte. Als die hier lebenden Jüdinnen nach der "Arisierung" ausziehen mussten, wechselte sie in die Wohnung Nr. 43 im Warburg-Stift in der Bundesstraße 43, das in ein "Judenhaus" umgewandelt worden war. Aber auch dort durfte sie nicht lange bleiben, denn im Dezember 1941 hatte sie in das ehemalige Israelitische Mädchenwaisenhaus im Laufgraben 37 zu ziehen, nachdem die letzten hier lebenden Waisenmädchen und ihre Betreuerinnen ins Knaben-Waisenhaus am Papendamm 3 wechseln mussten. Das Gebäude diente dann als "Judenhaus" für alte und pflegebedürftige Menschen. Nach kurzer Zeit erhielt sie die Anordnung, in das "Judenhaus" Beneckestraße 6 zu ziehen, wo zuletzt die Gemeindeverwaltung untergebracht war und nun viele ältere Menschen in großer Not lebten. Minna wurde von hier nach Theresienstadt deportiert, wo sie nach drei Monaten starb.
© Angela Schwarz
Quellen: 1; 4; 5; Archiv Vaterstädtische Stiftung.