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Georg Einhaus * 1898
Maretstraße 63 (Harburg, Harburg)
HIER WOHNTE
GEORG EINHAUS
JG. 1898
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 1933
GEFÄNGNIS HARBURG
1935 GEFÄNGNIS BERLIN -TEGEL
TOT AN HAFTFOLGEN
Georg Einhaus, geb. 24.4.1898 in Danzig, in Haft, am 1.4.1949 an den Haftfolgen verstorben
Stadtteil Harburg-Altstadt, Maretstraße 63
Der Arbeiter Georg Einhaus heiratete Martha Schult, geb. am 2.7.1902 in Harburg. Sie bekamen einen Sohn namens Karl, geb. am 4.8.1920. Die Familie wohnte (1933) in der Maretstraße 63.
Georg Einhaus war Kommunist. Ab 1924 arbeitete er bei Thörls Vereinigten Oelfabriken. 1930 wurde er dort in den Betriebsrat gewählt, am 27. Juni 1931 erhielt er die Entlassung, angeblich wegen Arbeitsmangels. Bis zu seiner Festnahme war er dann erwerbslos.
In den 1920er Jahren bildete sich eine "Revolutionäre Gewerkschaftsopposition" (RGO). Zumeist waren es Kommunisten, die aus den Freien Gewerkschaften ausgeschlossen worden waren. Die RGO kämpfte zunächst darum, dass ihre Mitglieder wieder in die Gewerkschaften des ADGB aufgenommen würden. Später wurde sie faktisch zu einer kommunistischen Richtungsgewerkschaft. (Später, auf dem 7. Weltkongress der Komintern 1935, wurde dieser Aufbau konkurrierender kommunistischer Richtungsgewerkschaften als schwerer politischer Fehler eingeschätzt.) Georg Einhaus gehörte der RGO seit April 1931 an und wurde Hauptkassierer der Harburger Organisation.
Nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 wurde die RGO durch Massenverhaftungen von Kommunisten zerschlagen. Viele Gewerkschafter, die auf freiem Fuß blieben, gingen in den Untergrund. Sie druckten das RGO-Organ "Klassengewerkschafter" nun illegal und vertrieben es. In Harburg-Wilhelmsburg gab es außerdem eine illegale periodische Zeitung unter dem Titel "Betriebszeitung der KPD" mit der Auflage von 100 Exemplaren je Nummer. Später hieß sie: "Roter Sender, Kampforgan der RGO und Einheitsverband für das Baugewerbe Harburg". Wie groß die illegale RGO war, wurde 1934 bekannt, als in Hamburg und Umgebung rund 800 RGO-Mitglieder festgenommen wurden. Auch Georg Einhaus beteiligte sich am Widerstand der RGO.
Am 28. Juni 1933 durchsuchte die Polizei seine Wohnung. Sie fand über hundert Exemplare des "Roten Senders". Georg Einhaus wurde festgenommen. Wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" verurteilte das Kammergericht Berlin ihn zu eineinhalb Jahren Gefängnis, die er in der Haftanstalt Berlin-Tegel verbüßte. Im November 1933 herrschte grimmige Kälte mit Schneetreiben. Georg Einhaus hatte in seiner Zelle nur dünne Kleidung und eine einzige Wolldecke.
Außerdem musste er auf dem nackten Fußboden schlafen. So zog er sich ein chronisches Nierenleiden zu. Im Juni 1934 kam er ins Gefängnislazarett. Er litt zusätzlich an einem Blasenleiden und Darmblutungen und wurde nur unzureichend medizinisch versorgt. Nach seiner Entlassung war er arbeitsunfähig und musste laufend wegen Darmblutungen, Nierenbeckenentzündung und einer Nierenfistel ärztlich behandelt werden.
Von August 1935 bis Januar 1939 fand er schließlich eine Stelle bei Hugo Stinnes in Harburg (u. a. Brikettfabrik und Kohlengroßhandlung) in der 2. Hafenstraße. Dann wurde er krankheitsbedingt entlassen, kam aber vom März bis Juni 1939 auf der Phoenix unter.
Vom Januar 1946 bis zu seinem Tod arbeitete er als Angestellter beim Bezirksamt Harburg. Er war zu 50%, später zu 80% erwerbsgemindert. Am 1. April 1949 starb er an Nieren- und Darm-Tbc und weiteren Krankheiten. Das Krankenhaus bestätigte, dass das Nierenleiden, das er sich in der Haft zugezogen hatte, letztlich zu seinem Tod geführt hat.
© Hans-Joachim Meyer
Quellen: VVN-BdA Harburg (Hrsg.), Die anderen, s. Personenverzeichnis; StaH, 351-11; AfW, Martha Einhaus; StaH, 332-8 Meldewesen; StaH, Adressbücher Harburg-Wilhelmsburg und Hamburg; Totenliste VAN.