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Henny Dublon * 1893
Jungfrauenthal 37 (Eimsbüttel, Harvestehude)
HIER WOHNTE
HENNY DUBLON
JG. 1893
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1943 AUSCHWITZ
ERMORDET
Weitere Stolpersteine in Jungfrauenthal 37:
Sophie Rosalie Alexander, Hendel Henny Behrend, Dr. Ludwig Freudenthal, Else Freudenthal, Jakob Grünbaum, Lea Grünbaum, Renate Jarecki, Elchanan Jarecki, Arnold Rosenbaum
Henny Dublon, geb. am 19.6.1893 in Lüneburg, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, am 23.1.1943 nach Auschwitz und dort ermordet
Jungfrauenthal 37
Henny Dublon wuchs in Lüneburg auf. Ihre Eltern waren Bermann Dublon (geb. 17.2.1852 in Wittlich/Rheinland-Pfalz) und Betty, geb. Löwenstein (geb. 11.2.1855 in Reichensachsen). Bermann Dublons Familie stammte aus einer Viehhändlertradition, die sich damals in Wittlich/Rheinland-Pfalz konzentriert hatte und überregional bekannt war. Als in Lüneburg Ende des 19. Jahrhunderts ein moderner Schlachthof entstanden war, siedelte er dorthin um. Hier bewohnte das jüdische Ehepaar ab 1910 ein Haus im Wilschenbrucher Weg 20, wo Stolpersteine an die Kinder Daniel, Henny und die Enkelin Hilde erinnern. Hennys Bruder Daniel war am 23.5.1895 zur Welt gekommen, später war er wie sein Vater im Viehhandel tätig.
Henny Dublon blieb unverheiratet und lebte bis 1939 - mit einer kurzen Unterbrechung - in ihrem Elternhaus in Lüneburg: Laut Meldekarte befand sie sich von November 1914 bis Juli 1915 in Fulda, kehrte dann aber wieder in den Wilschenbrucher Weg in Lüneburg zurück. Die Gründe für diesen Aufenthalt sind nicht bekannt. Auf der Fuldaer Meldekarte wurde eingetragen, dass sie als Kontoristin bei der Dresdner Bank arbeitete, weitere Hinweise auf eine Ausbildung oder Berufstätigkeit fehlen. Ihr Vater, Bermann Dublon, starb 1919 in Lüneburg.
Auch ihr Bruder Daniel wohnte mit seiner ersten Frau Gretchen, geb. Neufeld (geb. 5.12.1894) und seiner Tochter Hilde (geb. 10.9.1924) in den ersten Jahren seiner Ehe noch im Elternhaus im Wilschenbrucher Weg. 1927 trennte sich das Paar und Daniel Dublon zog nach Hamburg, wo er weiter als Makler im Vieh- und Fleischhandel arbeitete. 1928 wurde seine Ehe geschieden, die Ex-Frau und Tochter zogen auch nach Hamburg.
Zusammen mit ihrer Mutter blieb Henny Dublon bis zur endgültigen Vertreibung der jüdischen Bürger in Lüneburg. Betty Dublon verstarb im September 1939. Das Haus der Dublons im Wilschenbrucher Weg musste an einen "Arier" verkauft werden und nun verließ auch Henny Dublon Lüneburg und zog zu ihrem Bruder in Hamburg.
Daniel Dublon hatte inzwischen seine zweite Frau Hertha geheiratet und lebte mit ihr und ihrer Tochter Ruth in der Curschmannstrasse 11. Doch nach dem reichsweiten Gesetz hatten auch in Hamburg jüdische Mieter den Mieterschutz verloren, viele jüdische Familien mussten ihre Wohnungen verlassen und zur Untermiete oder in sogenannten Judenhäusern wohnen. Dies betraf auch Henny Dublon, deren letzter Aufenthaltsort seit dem 25. März 1942 das "Judenhaus" im Jungfrauenthal 37 war. Auch Daniel Dublon lebte hier vor seiner Deportation. Seine zweite Frau Hertha und deren Tochter Ruth hatten sich rechtzeitig nach England retten können.
Die Geschwister Dublon erhielten den Deportationsbefehl für den 19.7.1942. Sie mussten sich mit Tochter Hilde und deren Mutter Gretchen Dublon bei der Sammelstelle für diese Deportation, in der Schule Schanzenstraße, einfinden. Der Transport ging nach Theresienstadt.
Henny Dublons Leben endete in Auschwitz, wohin sie am 23. Januar 1943 weiterdeportiert und vermutlich kurz nach der Ankunft ermordet wurde. Ein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.
Henny Dublons Nichte Hilde, eine ehemalige Schülerin der Israelitischen Töchterschule, verstarb in Theresienstadt am 15. Mai 1943 als junge Frau im Alter von 18 Jahren. Die Todesursache war wahrscheinlich Unterernährung und Typhus.
Gretchen Dublon hingegen wurde auf unerwartete Weise aus Theresienstadt gerettet: Als das absehbare Kriegsende näher rückte, versuchte Heinrich Himmler in Verhandlungen mit ausländischen jüdischen Vertretern, das Schicksal der Jüdinnen und Juden als Verhandlungsmasse gegenüber den Alliierten einzusetzen. So hatte er mit dem ehemaligen Vorsitzenden des Schweizerischen Bundesrates, Jean Marie Musy, vereinbart, tausende jüdische KZ-Insassen gegen Lastwagen und Devisen über die Schweiz in die USA ausreisen zu lassen. Nur ein Transport davon kam zustande: Am 5. Februar 1945 verließen 1.200 Personen Theresienstadt, unsicher, ob die Fahrt tatsächlich in die Freiheit führen würde. Gretchen Dublon gehörte zu ihnen. So entkam sie kurz vor Kriegsende in die Schweiz nach Les Avants/Montreux, wo sie als Krankenpflegerin arbeitete, bis sie 1946 in die USA, nach St. Louis emigrierte. Dort starb sie 1964.
Daniel Dublon erlebte die Befreiung des Gettos Theresienstadt durch die Rote Armee im Mai 1945 und ging anschließend zunächst zu seiner Frau und deren Tochter Ruth nach London. Die Familie kehrte 1950 nach Hamburg zurück, wo Daniel - allerdings durch die erlittene Haft gesundheitlich stark beeinträchtigt - wieder im Viehgeschäft tätig wurde. Er verstarb 1960 als 65-jähriger.
Stand: Juli 2022
© Ursula Mühler
Quellen: StaH 213-13_7313, 314-15_R 1940/0147, 351-11 16497, 16599, 35650; Auskunft vom Stadtarchiv Lüneburg (9.12.2021); Auskunft vom Stadtarchiv Fulda (18.5.2022); Broschüre "Stolpersteine in Lüneburg und Adendorf", hrsg. Geschichtswerkstatt Lüneburg e.V. 2020; Hamburger Adressbücher von 1939-1942; https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/?asc=true&page=1&pr=10&sort=PERSONIDENTIFIKATION.