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Stolperstein für Alfred Blumann

© Privat

Alfred Blumann * 1873

Neue Straße 8 (Harburg, Harburg)


HIER WOHNTE
ALFRED BLUMANN
JG. 1873
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET

Alfred Blumann, geb. am 5.5.1873 in Harburg, deportiert nach Theresienstadt am 17.3.1943, weiterdeportiert nach Auschwitz am 18.5.1944, ermordet

Neue Straße 8

Alfred Blumann war das vierte Kind des jüdischen Malers Ludwig S. Blumann und seiner Ehefrau Bertha Blumann, geb. Rosenberg. Sie hatten zunächst in Tostedt gwohnt, wo die beiden Söhne Bernhard Blumann am 21. Oktober 1858 und Martin Blumann am 23. September 1860 zur Welt kamen. Später war die Familie nach Haburg gezogen, wo als drittes Kind die Tochter Regina Blumann am 27. August 1869 geboren wurde. Ihre jüngere Schwester Helena erblickte am 6. September 1874 das Licht der Welt. Ihr Leben war nur von kurzer Dauer. Sie starb neun Monate nach ihrer Geburt am 11. Juni 1875 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Harburg bgraben.

Über Alfred Blumanns weiteren Lebensweg ist leider nur wenig bekannt. Beruflich war er als Kaufmann tätig. Wann und wo er seine Frau Meta, geb. Rewald, (geb. 1.2.1882) aus Greifenberg in Pommern kennen lernte und heiratete, konnte bisher nicht geklärt werden. Unklar ist ebenfalls, wann ihre Tochter Ursula geboren wurde und ob sie noch weitere Geschwister hatte. Dass beide Eheleute im Jahre 1943 aus Berlin deportiert wurden, zeigt, dass sie zum Schluss in der Reichshauptstadt lebten. Die Frage, wann sie dorthin gingen, bleibt vorläufig auch unbeantwortet. Auffällig ist, dass Alfred und Meta Blumann an unterschiedlichen Tagen und mit unterschiedlichen Zielen aus Berlin deportiert wurden.

Die einundsechzigjährige Meta Blumann gehörte zu den 1750 jüdischen Männern, Frauen und Kindern aus Paderborn, Bielefeld, Hannover und Berlin, die am 4. März 1943 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau eintrafen. Nach der Selektion wurden 517 Männer und 200 Frauen in das Lager eingewiesen. Die übrigen 1033 Menschen aus diesem Transport wurden sofort in den Gaskammern getötet. Ein Gedenkblatt, das ihre Tochter Ursula Weiss am 15. Juli 1955 in Yad Vashem hinterlegte, erinnert an ihren gewaltsamen Tod in diesem größten deutschen Vernichtungslager.

14 Tage später wurde Alfred Blumann am 17. März 1943 im Alter von 69 Jahren mit dem letzten Großtransport von 1342 Personen aus Berlin nach Theresienstadt deportiert. Spätestens hier dürfte er gemerkt haben, dass die nationalsozialistische Propaganda von Theresienstadt als wohlverdientem Alterssitz für Juden eine einzige Lüge war. Vor dem Abtransport mussten alle, die noch über Reste eines Vermögens verfügten, diese in so genannten Heimkaufverträgen dem Deutschen Reich übertragen. Als Gegenleistung wurden ihnen angemessene Unterbringung, abwechslungsreiche Beköstigung und gute ärztliche Versorgung versprochen.

Das Gegenteil war der Fall. In den Unterkünften mit ihren dreistöckigen Etagenbetten herrschte ständig drangvolle Enge. An eine Privatsphäre war in diesen Massenquartieren überhaupt nicht zu denken. Angesichts der völlig unzureichenden Verpflegung und der schlechten medizinischen Versorgung waren Hunger und Krankheiten im Getto allgegenwärtig.

Noch unerträglicher war die ständige Angst der Bewohnerinnen und Bewohner vor den pausenlosen Abtransporten in den Osten, obwohl – oder gerade weil – es an genaueren Informationen über diese Verschiebungen fehlte. Mehr als 88.000 Menschen waren davon betroffen. Für die meisten von ihnen war es der letzte Teil ihrer Reise in den Tod.

Am 18. Mai 1944 musste auch Alfred Blumann das Getto Theresienstadt mit 2.498 Männern, Frauen und Kindern in Richtung Osten verlassen. Der Transport erreichte einen Tag später das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Hier endete der Lebensweg dieses gebürtigen Harburgers. Die genaueren Umstände seines Todes sind bis heute unbekannt.

Stand Dezember 2014

© Klaus Möller

Quellen: Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkbuch, Jürgen Sielemann, Paul Flamme (Hrsg.); Hamburg 1995; Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, Bundesarchiv (Hrsg.), Koblenz 2006; Yad Vashem. The Central Database of Shoa Victims´ Names: www.yadvashem.org; Theresienstädter Gedenkbuch. Die Opfer der Judentransporte aus Deutschland nach Theresienstadt 1942–1945, Prag 2000; Harburger Opfer des Nationalsozialismus, Bezirksamt und Bezirksversammlung Harburg (Hrsg.), HH-Harburg 2002; Eberhard Kändler, Gil Hüttenmeister, Der jüdische Friedhof Harburg, Hamburg 2004; Alfred Gottwald, Diana Schulle, Die `Judendeportationen´ aus dem Deutschen Reich 1941–1945, Wiesbaden 2005; Danuta Czech, Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939–1945, 2. Auflage Reinbek 2002; Harburger Adressbuch 1873.

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