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Isaak De Beer * 1871

Carl-Petersen-Straße 111/Ecke Auf den Blöcken (Hamburg-Mitte, Hamm)


HIER WOHNTE
ISAAK DE BEER
JG. 1871
FLUCHT 1937 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Isaak de Beer, geb. 29.4.1871 Hoogezand/Niederlande, am 28.11.1942 ins Durchgangslager Westerbork, deportiert am 8.12.1942 nach Auschwitz, Tod 11.12.1942

Carl-Petersen-Straße/westliche Ecke Auf den Blöcken (früher: Mittelstr. 115)

Isaak de Beer, geb. 29.4.1871 in Hoogezand, stammte aus der Region Groningen in den Niederlanden. Dorthin kehrte er noch vor dem Novemberpogrom 1938 mit seiner Ehefrau Sientje zurück.

Er war das jüngste der fünf uns bekannten Kinder von Simon de Beer, geb. 1830 in Hoogezand, und der zwei Jahre jüngeren Martha, geb. Elberg. Ihr ältester Sohn, Daniel, kam 1858 in Kalkwijk/Hoogezand zur Welt. Ihm folgten 1861 Israel, 1863 Mozes und 1868 Grietje. Über ihre Kindheit und Jugend ist uns nichts bekannt.

Beruflich war Isaak de Beer als Kaufmann, Händler, vor allem als Viehhändler, und zeitweise als Gewerbetreibender tätig. Er heiratete Anfang des 20. Jahrhunderts die vier Jahre jüngere Sientje Salomon aus Vianen aus der Region Utrecht (geb. 26.4.1875). Sie hatten nur das eine Kind, den nach seinem Großvater benannten Sohn Simon, geb. 12.4.1906 in Sappemeer bei Groningen.

Die Familie de Beer kam aus uns nicht bekannten Gründen nach Hamburg. Ihr vorheriger Wohnsitz ließ sich nicht feststellen. Ihre erste nachweisbare Hamburger Adresse war Averhoffstraße 40 II. Am 2. August 1928 meldete Sientje de Beer ein Gewerbe als Schankwirtin im Valtentinskamp 61 in der Neustadt an und entrichtete einen Stempelbetrag von 20 RM. Der Gewerbeschein wurde ihr "unbeschadet etwaiger fremdenpolizeilicher Maßnahmen” erteilt. Seine Löschung ist nicht vermerkt.

Sientje de Beer übernahm die Wirtschaft am 1. Januar 1929 von den Vorgängern Küsel und gab sie zwei Jahre später wieder auf, vermutlich bedingt durch die Weltwirtschaftskrise. Diese beeinträchtigte ebenfalls Isaak de Beers berufliche Tätigkeit. Er trat 1930 mit seiner Ehefrau Sientje und Sohn Simon in die jüdische Gemeinde ein, entrichtete aber nur einmalig einen Beitrag, bis er 1934 wieder ein steuerpflichtiges Einkommen erreichte. Dies steigerte sich bis 1937.

De Beers zogen nach Hamm in die Mittelstraße 115, die heutige Carl-Petersen-Straße. Isaak de Beer handelte nun mit Lebensmitteln und betätigte sich als Makler, Simon war als Reisender (Vertreter) tätig. Bis zu seiner Heirat wohnte er bei seinen Eltern. Am 2. Juni 1936 heiratete er Pauline, geb. Auerbach, und zog in die Eiffestraße 606 im südlichen Hamm. Am 20. April 1937 wurde ihr Sohn James geboren. (s. dieselben)

Isaak und Sientje de Beer gaben die Wohnung in der Mittelstraße auf und zogen als Untermieter in die Hasselbrookstraße 21 in Hamburg-Eilbek, bis sie sich am 6. Dezember 1937 in Hamburg abmeldeten und zurück nach Hoogezand gingen. Bereits am 12. Januar 1938 starb Sientje de Beer-Salomon im Krankenhaus in Groningen.

Ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Mutter zog Simon de Beer mit seiner Familie nach Amsterdam. Dort brachte am 30. September 1938 Pauline de Beer-Auerbach die Tochter Sientje Jetty zur Welt, die nach ihren beiden Großmüttern benannt wurde.

Im Mai 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht die Niederlande und konzentrierte schrittweise die jüdische Bevölkerung in Amsterdam. Davon waren die de Beers nicht betroffen. Daniel de Beer, Isaaks ältester Bruder, starb 1941 in Utrecht. Die Brüder Mozes und Israel lebten bis zu ihrer Deportation 1943 im Raum Groningen. Simon und seine Familie wohnten bereits in Amsterdam.

Am 28. Februar 1942 heiratete Isaak de Beer die 21 Jahre jüngere Bertha Hess (geb. 13.4.1892) aus Bunde, Kreis Leer. Bereits am 19. Juni 1942 wurde Simon de Beer mit seiner Ehefrau Pauline de Beer-Auerbach, dem Sohn James und der Tochter Sientje Jetty in Westerbork interniert und kurz darauf nach Auschwitz deportiert.

Isaak de Beer und seine Ehefrau Bertha wurden gemeinsam am 28. November 1942 in das Durchgangslager Westerbork verbracht und von dort am 8. Dezember 1942 direkt in das Vernichtungslager Auschwitz transportiert.

Die niederländischen Behörden haben für die Angehörigen der Transporte aus dem Durchgangslager Westerbork direkt in die Vernichtungslager Auschwitz und Sobibor den dritten Tag nach ihrer Ankunft als Todestag festgelegt, also für Isaak de Beer und Bertha de Beer-Hess den 11. Dezember 1942, vorbehaltlich des Nachweises des tatsächlichen Todeseintritts.

Auch Isaak de Beers noch lebende Geschwister wurden 1943 in Sobibor und Auschwitz ermordet.

Stand: Januar 2020
© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 4; 5; 8; StaHH 351-11, Wiedergutmachung, 3435, 33235; 376_2, Spz VIII C 1, Gewerbeanmeldungen; Joodsmonument; Historisch Archief, Midden-Groningen, dank E-Mail Margreet Brouwer, 21.7.2018.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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