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Bereits verlegte Stolpersteine



Edith Jacobs mit den Kindern Otto Julius und Ruth Elfriede Kallmes im Winter 1935 vermutlich vor dem Mehrfamilienhaus im Abendrothsweg 25
Edith Jacobs mit den Kindern Otto Julius und Ruth Elfriede Kallmes im Winter 1935 vermutlich vor dem Mehrfamilienhaus im Abendrothsweg 25
© Privatbesitz

Edith Jacobs * 1920

Hoheluftchaussee 91-93 (Eimsbüttel, Hoheluft-West)


HIER WOHNTE
EDITH JACOBS
JG. 1920
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
MINSK

Weitere Stolpersteine in Hoheluftchaussee 91-93:
Gertrud Feibel, Aron Feibel

Edith Jacobs, geb. am 19.12.1920, deportiert am 18.11.1941 ins Getto Minsk und ermordet

Hoheluftchaussee 91, Hoheluft-West

Die Fotografie zeigt Edith Jacobs mit den beiden Kindern ihres Arbeitgebers Ernst Kallmes, Otto Julius Kallmes und Ruth Elfriede Kallmes. Vermutlich wurde das Foto im Winter vor dem Mehrfamilienhaus im Abendrothsweg 25 aufgenommen.

Edith Jacobs kam am 19. Dezember 1920 als zweites Kind der Eheleute Gustav Samuel Bar Schlomo Jacobs und Regine Rachel, geborene Oppenheimer, in Gelsenkirchen zur Welt. Das Ehepaar hatte drei weitere Kinder: Herta Jacobs, geboren am 16. Januar 1918, Margot Jacobs, geboren am 14. Juni 1923, und Leopold Julius Jacobs, geboren am 19. Oktober 1925.

Gustav Jacobs war als Klempner berufstätig. Die Familie wohnte in den 1930er Jahren in der Josephinenstraße 75 in Gelsenkirchen.

Als Edith acht Jahre alt war, verstarb ihre Mutter im Alter von 38 Jahren am 24. Dezember 1928 in Gelsenkirchen. In einer zweiten Ehe heiratete Gustav Jacobs drei Jahre später Johanna Bat Mordechai Hacohen, geborene Laser, geboren am 22. März 1890, in Gelsenkirchen.

Die Familie wohnte jetzt in Gelsenkirchen in der Bismarckstraße 92. In der Entschädigungsakte der Familie Jacobs steht geschrieben, dass Johanna Bat Mordechai den Kindern eine liebevolle Mutter gewesen sei. 1938 zog die Familie in das spätere "Judenhaus” Schalker Straße 36 um.

Über Edith Jacobs‘ Kindheit liegen uns keine Informationen vor.

Wir wissen, dass sie am 31. Dezember 1935 von Gelsenkirchen nach Hamburg zog. Vermutlich arbeitete die 15jährige dort im Haushalt als "Haustochter" bei dem Hausmakler Ernst Kallmes, geboren am 30. April 1892, im Abendrothsweg 25/Hoheluft-Ost. (Dieser flüchtete 1938 mit seiner Ehefrau Therese Kallmes, geboren am 5. Juli 1895 und dem Sohn Otto Julius Kallmes geboren 20. Oktober 1931 und der Tochter Ruth Elfriede Kallmes geboren am 14. April 1933 in die USA.) Durch Emigration ihrer Arbeitgeber und auch deren Verarmung musste sie ihre Arbeitsstellen und damit auch Wohnadressen häufig wechseln.

Im Stadtteil Eppendorf, Loogestieg 11, zog sie zur Witwe Margarethe Marum, geboren 20. Dezember 1877, wo sie vermutlich ebenfalls arbeitete. (Margarethe Marum wurde am 6. Dezember 1941 nach Riga deportiert und ermordet.)

1938 wechselte Edith Jacobs in die Hochallee 123 zu Clara Herz im Oberen Erdgeschoss. (Clara Herz wurde am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert und ermordet. Ein Stolperstein liegt in der Hochallee 123).

Am 4. Februar 1938 trat Edith Jacobs der Jüdischen Gemeinde von Hamburg bei. Am 27. April 1938 vermerkte diese auf Edith Jacobs Kultussteuerkarte einen Verdienst von monatlich 30 RM. Edith Jacobs wurde nun von der Jüdischen Gemeinde als Hausangestellte an jüdische Familien vermittelt.

Im Juli 1939 arbeitete Edith Jacobsbei "Kost und Logis", d.h. sie bewohnte ein Zimmer in der 5 1/2 Zimmerwohnung, in der Haynstraße 13 in Eppendorf. Ihre Arbeitsgeber dort waren Ina Löwenthal, geboren am 8. Juli 1873, und Louis Löwenthal, geboren am 23. November 1860. (Louis Löwenthal verstarb am 16. Juni 1942 in Hamburg, Ina Löwenthal wurde am 19. Juli 1942 in das "Altersgetto" Theresienstadt deportiert und 1942 in Treblinka ermordet. Siehe www.stolpersteine-hamburg.de).

Schon bald zog Edith Jacobs in die Heimhuder Straße 19 im Stadtteil Rotherbaum zum Heizungsmonteur F. Schwarz im Keller. 1940 lebte sie bei der pensionierten Lehrerin Edith Streim, geboren am 17. November 1898, in der Hoheluftchaussee 91 im zweiten Stock. (Edith Streim wurde mit ihrem Mann Iwan Streim und der Tochter Alice Streim am 25. Oktober 1941 nach Lodz/Litzmanstadt deportiert und ermordet. Siehe www.stolpersteine-hamburg.de).

Edith Jacobs erhielt im November 1941 ihren Deportationsbefehl und musste sich einen Abend zuvor am 17. November 1941 an der Moorweidenstraße einfinden und im Logenhaus übernachten. Für die Verpflegung der zu Deportierenden sorgte die Jüdische Gemeinde, die sich inzwischen Jüdischer Religionsverband e.V. nennen musste.

Am 18. November 1941 wurde Edith Jacobs mit 967 Menschen vom Hannoverschen Bahnhof ins Getto Minsk deportiert.

Eventuell wurde die mittlerweile 21jährige Edith Jacobs noch als Zwangsarbeiterin in oder bei Minsk eingesetzt. Zwangsarbeit wurde dort in der Landwirtschaft, aber auch in verschiedenen Handwerksbetrieben verrichtet. In der Regel sind die Todesdaten der nach Minsk Deportierten nicht bekannt. Im Ancestry-Stammbaum ist Edith Jacobs‘ Sterbejahr mit 1943 angegeben.


Zum Schicksal der Eltern und Geschwister von Edith Jacobs:
Gustav und Johanna Jacobs wurden am 27. Januar 1942 mit ihrem Sohn Leopold Julius nach Riga deportiert. Als das KZ Riga aufgelöst wurde, kamen sie in das KZ Kaiserwald, ein Außenlager von Riga, und dann in das KZ Strasdenhof, wo sie bei einer Selektion ermordet wurden. (Siehe www.stolpersteine-gelsenkirchen.de).

Leopold Julius Jacobs wurden am 9. Mai 1945 im KZ Stutthof befreit. Er heiratete Edna Gizela Eis(z)enstein, geboren am 22. Oktober 1931. Sie emigrierten nach Palästina/Israel, Leopold Jacobs verstarb dort am 14. Juni 1970 und Edna Jacobs am 20. Juni 1972.

Herta Jacobs (geb. 16. Januar 1918) heiratete Oskar Rothschild (geb. 24. September 1891). Sie konnten noch rechtzeitig aus Deutschland flüchten, wann, wissen wir nicht. Oskar Rothschild verstarb am 3. September 1968 und Herta Rothschild am 8. Februar 2002 in den USA.

Margot Jacobs (geb. 14. Juni 1923) wurde am 27. Juni 1942 von Gelsenkirchen nach Minsk und später ins KZ Stutthof deportiert, wo sie durch die Alliierten am 9. Mai 1945 befreit wurde. In die USA emigriert, heiratete sie dort Max Zeiss (geb. 25. Juli 1908). Max Zeiss verstarb am 28. Juni 1991, Margot Zeiss am 11. April 2022 in den USA.

Stand: Februar 2023
© Bärbel Klein

Quellen: 1; 4; 8; StaH, 522-1; Deportationsliste vom 18.11.1941; 351-11 Amt für Wiedergutmachung 25160 (Margarethe Marum), 14373 (Ernst Kallmes); 741-4 Filmarchiv K 2355, ITS Archives Bad Arolsen Digital Archive Korrespondenzakte 6.3.3.2 / 7105 Archivnummer [106921123] und [106921120] und [106921125] Einsicht am 7.3.2017; Alfred Gottwaldt und Diana Schulle, Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941 -1945, Wiesbaden 2005 erschienen; Email und Adresskartei aus Gelsenkirchen erhalten am 26.05.2020 von Sabine Kittel, Institut für Stadtgeschichte in Gelsenkirchen; Münster Entschädigungsbehörde K 204_10734 (Gustav Jacobs); www.ancestry.de; www.geni.com; www.familienbuch-euregio.de (Einsicht am 28.12.2020).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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