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Bereits verlegte Stolpersteine



Carl Belzinger * 1871

Bornstraße 18 (Eimsbüttel, Rotherbaum)

Freitod 26.9.1942 Hamburg

Weitere Stolpersteine in Bornstraße 18:
Rosa Belzinger, Helene Guttmann, Jacob Guttmann

Carl Belzinger, geb. 25.9.1871, Freitod 26.9.1942
Rosa Belzinger, geb. 1865, gestorben am 29.3.1941

Carl B. hatte als selbständiger Kaufmann mit Strumpfhosen und Trikotagen gehandelt; er lebte in kinderloser Mischehe mit seiner christlichen Ehefrau Louise (Lilly) in der Isestraße, der Parkallee, dann in der Bismarckstraße und schließlich in der Bornstraße 18. Als Mitglied der Deutsch-Israelitischen Gemeinde unterstützte er deren Arbeit durch Spenden wie beispielsweise im Sommer 1933, als er einen Betrag zur Erholungsfürsorge für Kinder zur Verfügung stellte. Aus Briefen von Verwandten geht hervor, daß die Verfolgungssituation bei beiden Ehepartnern schwere psychosomatische Auswirkungen zeitigte: Carl B. soll sehr nervös gewesen sein und unter Diabetes gelitten, doch versucht haben, dies vor seiner Frau zu verbergen und gute Laune zu zeigen. Er erhielt einige Sonderlebensmittelrationen und später Insulin wegen der Zuckererkrankung. Seine Frau erlitt 1939/1940 mehrere Herzattacken und wurde wiederholt ins Eppendorfer Krankenhaus eingeliefert.

Nachdem sie im Winter 1940 monatelang dort gelegen hatte, reiste eine ihrer Schwestern an, um sie zu pflegen, bis sie sich im Frühjahr 1941 einigermaßen erholt hatte. Carls Bruder Leopold wurde am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert (am 10. März 1944 starb er dort). Als Carl B. am 23. September 1942 den Bescheid erhielt, er und seine Frau müssten ihre Parterrewohnung am 1. Oktober räumen, fürchtete er vielleicht, dass er diesen Weg auch gehen müsste, jedenfalls sah er für sich keine Perspektive mehr. Vielleicht wollte er auch seiner Frau angesichts ihrer angegriffenen Gesundheit keine weitere Verschlechterung der Wohn- und Lebenssituation zumuten. Er erhängte sich, während seine Ehefrau außer Haus Besorgungen machte. Routinemäßig veranlaßte der hinzugerufene Polizist die Überführung der Leiche in die Leichenhalle des Hafenkrankenhauses.

Rosa B. war die Schwester Carl B.s. Sie lebte mit ihrem Ehemann, dem Kaufmann Joseph Jacobsohn, in der Hölderlinsallee. Als ihr Mann im August 1935 verstarb, nahm sie ihren Geburtsnamen wieder an. Aus den Briefen Verwandter und der Steuerkarte der Jüdischen Gemeinde geht hervor, dass Rosa B. kränkelte und von ihrer Tochter Jeanette (Nettie) Jacobsohn versorgt wurde. Diese war ausgebildete Haushaltslehrerin. Sie wurde aus "rassischen Gründen" aus dem Schuldienst entlassen und erhielt eine reduzierte Pension von RM 153, von der sie Rosa B. mit RM 60 und später RM 40 monatlich unterstützte. Rosa B., von der ihre Verwandte schrieb: "Sie ist jetzt sehr alt geworden", erlitt Mitte März 1941 einen Schlaganfall und wurde ins Israelitische Krankenhaus eingeliefert, wo sie am 29. März 1941 verstarb. Die Tochter lebte zuletzt im ehemaligen John R. Warburg-Stift in der Bundesstraße 43. Von dort wurde sie am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 2. September starb.

© Beate Meyer

Quellen: StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, 992b, Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg; ebd., 331-5, Polizeibehörde – Unnatürliche Sterbefälle, 1942/1549; Adressbücher 1938, 1942; Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkbuch, Hamburg 1995, Schr. C.E. an Peter Hess v. 9.11.2003, Schr. C.E. an die Verf. V. 17.11.2005 sowie Privatarchiv C.E., div. Briefe; Gemeindeblatt der Deutsch-Israelitischen Gemeinde zu Hamburg 5/7.7.1933; Deutsch-Jüdische Gesellschaft, Wegweiser zu den ehemaligen jüdischen Stätten des Leidens in Hamburg, Heft 2, Hamburg 1993.

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