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Martha Dessen (geborene Hirsch) * 1895

Schäferkampsallee 29 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)

1943 Theresienstadt
1944 weiterdeportiert nach Auschwitz

Weitere Stolpersteine in Schäferkampsallee 29:
Dr. Rudolf Borgzinner, Heinrich Harth, Meyer Jelinewski, Margaretha Magnus, Eva Emma Mathiason, Gertrud Stillschweig, Clara Streim, Emma Weiland

Martha Dessen, geb. Hirsch, geb. am 21.11.1895 in Hamburg, am 23.6.1943 nach Theresienstadt deportiert, am 19.10.1944 nach Auschwitz deportiert und ermordet

Schäferkampsallee 29

Martha Dessen hatte einen Zwillingsbruder. Er hieß Max und war vor ihr geboren. Die Eltern des Zwillingspärchens waren der "Kommis" – ein veralteter Begriff für einen Kontoristen oder kaufmännischen Angestellten – Harry Hirsch und seine Ehefrau Auguste, geb. Levy. Die Familie wohnte 1895 in der Karolinenstraße 21. Wir wissen nicht, wie viele Kinder es in der Familie Hirsch gab, aber die Zwillinge hatten zumindest den deutlich älteren Bruder Siegmund (geb. 1879). Bei dessen Geburt hatten die Eltern noch in der Neustadt in der Elbstraße 23 gewohnt.

Martha Dessen wurde Krankenschwester. Am 8. September 1922 heiratete sie den Handlungsgehilfen Leopold Dessen (geb. 1887). Damals wohnte sie in der Bornstraße 25 bei ihrem älteren Bruder, dem Getreidehändler Siegmund Hirsch, der bei ihrer Hochzeit als Trauzeuge fungierte. Siegmund war verheiratet mit Lea, geb. Rimberg, und hatte zwei Söhne, Harry (geb. 1904) und Samuel Herbert (geb. 1906). Er starb im Mai 1940. Für Lea Hirsch und Samuel Herbert Hirsch liegen Stolpersteine in der Straße Hütten 87. Martha Dessens anderer Neffe, der Antiquar Harry Hirsch, konnte im Sommer 1936 in die USA emigrieren.

Das Ehepaar Dessen bewohnte eine Wohnung im Burggraben 7 in Hohenfelde. Dort hatte Leopold Dessen auch schon vor seiner Ehe gewohnt, vermutlich gemeinsam mit seinem Vater, dem Zigarrenhändler Simon Dessen. Die Geschäftsadresse von Leopold Dessen war Neuer Wall 40. Er verstarb nach nicht einmal zweijähriger Ehe im Januar des Jahres 1924. Sein Tod wurde von dem Kaufmannslehrling Bruno Dessen angezeigt, der ebenfalls im Burggraben 7 wohnte und wahrscheinlich ein Verwandter war. Bruno Dessen, geboren 1907 in Berlin, hat überlebt.

Martha und Leopold Dessen blieben kinderlos. 1929, fünf Jahre nach dem Tod ihres Ehemanns, verzog Martha Dessen nach Mannheim, wo sie von April 1929 bis März 1930 polizeilich gemeldet war. Sie wohnte im Israelitischen Krankenhaus und arbeitete als Krankenschwester. Von Mannheim meldete sie sich nach Herne in Westfalen ab. Später soll sie in Berlin in der Charité als Oberschwester und Oberin gearbeitet und in der Invalidenstraße 33 gewohnt haben. 1937 wurde sie entlassen. Von 1938 bis 1942 arbeitete sie als freie Krankenschwester in Hamburg und wohnte im Papendamm 25. Martha Dessen wurde von dem "Judenhaus" in der Schäferkampsallee aus am 23. Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert und von dort am 19. Oktober 1944 weiter nach Auschwitz.

Eine Nichte machte nach dem Krieg in einem Wiedergutmachungsverfahren einen hohen Vermögens-schaden geltend. Danach soll Martha Dessen u. a. Schmuck, Gemälde und eine Bibliothek besessen haben.

Martha Dessens Zwillingsbruder Max heiratete 1931 Rocha Gitkin. Er erkrankte an Multipler Sklerose und starb im September 1939 im Israelitischen Krankenhaus.

© Susanne Lohmeyer

Quellen: 1; 4; 7; StaH 332-5 Standesämter, 1959 und 4687/1879; StaH 332-5, 9118 und 2639/1895; StaH 332-5, 0118 und 2640/1895; StaH 332-5, 884 und 35/1924; StaH 332-5, 3441 und 802/1922; StaH 332-5, 1104 und 705/1939; StaH 332-5, 8167 und 248/1940; StaH 351-11 AfW AZ 7314 Lotte Degner nach Martha Dessen; Auskunft Stadtarchiv Mannheim.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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