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Adolf Peine * 1874
Bellevue 34 (Hamburg-Nord, Winterhude)
1942 Theresienstadt
1942 weiterdeportiert nach Minsk
Weitere Stolpersteine in Bellevue 34:
Betty von der Heydt, Auguste Peine, Wally Simon, William Simon
Adolf Peine, geb. 3.2.1874 in Hamburg, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 21.9.1942 nach Treblinka
Auguste Johanna Peine, geb. Graf, geb. 23.4.1884 in Essen, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 21.9.1942 nach Treblinka
Adolf Peine wurde als Sohn des Hamburger Manschettenknopf-Fabrikanten Eduard Peine (1846–1910) und dessen Frau Rosa, geb. Hirsch (1848–1929), in Hamburg geboren. Die beiden Familien Peine und Hirsch waren auch geschäftlich eng miteinander verbunden. Die 1871 gegründete Manschettenknopf-Fabrik Eduard Peine & Co. (u. a. 1895–1911 Esplanade 9) gehörte Eduard Peine und Otto Hirsch (1862–1931). Der Sohn Adolf Peine war Gesellschafter der 1899 zusammen mit Robert Franz Hirsch (1863–1942) gegründeten Stockfabrik Robert Hirsch & Co. (OHG) in der Sillemstraße 60 im Stadteil Eimsbüttel.
Um 1910 heiratete Adolf Peine die Jüdin Auguste Graf, genannt "Gustl". Sie wurde 1884 in Essen als Tochter des Kantors, Lehrers und späteren Direktors der Jüdischen Volksschule Essen, Siegfried Graf (1847–1921), geboren. Ihre Mutter, Lina, geb. Levi (1851–1940), stammte aus Württemberg. Aus der Ehe von Adolf und Auguste Peine gingen zwei Kinder hervor: Eduard (1911–1937) und Susi (geb. 1918).
Die Familie wohnte ab 1910 in Eppendorf, zunächst Beim Andreasbrunnen 9 Hochparterre und zog 1913 in den Woldsenweg 10, II. Stock. Ab 1925 lebte auch die verwitwete Mutter von Auguste Peine dort als Untermieterin. Das Ehepaar gehörte der Deutsch-Israelitischen Gemeinde an. Die Tochter Susi besuchte von 1925 bis 1931 das private jüdische Lyzeum "Realschule für Mädchen von Dr. Jacob Löwenberg" in der Johnsallee 33, in dem besonders Literatur und Kunst gefördert wurden. Nachdem die Privatschule 1931 aus wirtschaftlichen Gründen schließen musste, besuchte Susi weitere vier Jahre die Privatschule von "Frl." Ria Wirth am Mittelweg 90.
Der Sohn Eduard hatte als Primus 1929 das Abitur an der Oberrealschule in Eppendorf abgelegt, anschließend sieben Semester Rechtswissenschaften an der Universität Hamburg studiert und im November 1932 die 1. juristische Prüfung bestanden. Laut Personalakte der Justizverwaltung wurde er noch am 7. März 1933 als Referendar auf die Reichsverfassung und die Hamburger Verfassung vereidigt. Vier Monate später schickte ihm Oberregierungsrat Dr. jur. Karl Rüther im Auftrag des Präses der Landesjustizverwaltung einen vorgedruckten Brief: "Hierdurch teile ich Ihnen mit, daß Sie auf Grund der Verfügung vom 3. Juni 1933, betreffend Durchführung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums hinsichtlich der Referendare – Hamburgisches Justizverwaltungsblatt Seite 28 – aus dem hamburgischen Justizdienst entlassen sind. Sie werden ersucht, den Empfang dieses Schreibens schriftlich zu bestätigen."
Eduard Peine fand schließlich einen Arbeitsplatz als Referendar bei den Oelwerken Julius Schindler GmbH (Hohe Bleichen 28). Er verstarb im Januar 1937.
Zum 2. Januar 1934 wurde die Firma Robert Hirsch & Co liquidiert. Die Familie Peine lebte nun von den Mieteinnahmen des Grundstücks Sillemstraße 60. Im Juli 1939 emigrierte die Tochter als Haushaltshilfe nach England, nachdem sie eine Lehre bei der Firma Robinsohn nach 18 Monaten hatte abbrechen müssen. Der "Arisierung" der Firma war die Entlassung der jüdischen Angestellten gefolgt. Aus diesem Grund wurde ihr auch jegliche weitere Anstellung verwehrt. Am 2. Februar 1940 starb Augustes Mutter, die 88-jährige Lina Graf, nach einem Sturz und komplizierten Beinbruch im Israelitischen Krankenhaus.
Adolfs Bruder Kurt Peine (geb. 30.11.1887), ebenfalls Kaufmann, hatte vom Vater die Firma Eduard Peine & Co. (Fabrik von Kragen, Manschetten, Chemisett-Knöpfen, Turnerstraße 10/16, u. a.1927 Colonnaden 17–19, u. a. 1932–1935 Bellevue 34) übernommen, in der seine Mutter noch 1933 als Prokuristin im Handelsregister eingetragen war. Er wohnte in dem geräumigen Haus seiner Schwester Wally und deren Ehemann Willy Simon (s. d.), ab 1919 unter der Anschrift Alsterufer 7 und ab 1927/28 in der Villa Bellevue 34. Am 25. November 1936 emigrierte er in die USA.
Auch Adolf Peine und seine Frau zogen im Juni 1940 in die Bellevue 34. Am 14. Juli 1942 nahmen sich sein Geschäftspartner Robert Hirsch und dessen Frau das Leben.
Am 19. Juli 1942 wurden die Eheleute Peine ins Getto Theresienstadt deportiert, von wo sie am 21. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka überstellt wurden. Aus der Akte des Amtes für Wiedergutmachung und der darin enthaltenen Rechercheauskunft des Internationalen Roten Kreuzes geht hervor, "daß der Transport vom 21. September 1942 als Todestransport anzusehen ist, d. h. weniger als 10% der Verschickten sind zurückgekehrt. Ein Todesnachweis liegt nicht vor."
Als Todesdatum wurde für die Eheleute Peine der 8. Mai 1945 gerichtlich festgesetzt.
Das auf den Stolpersteinen genannte Deportationsziel Minsk entspricht einem veralteten Forschungsstand.
© Björn Eggert
Quellen: 1; 4; 8; AfW 141118; StaHH 241-2, Justizverwaltung Personalakten, A 1246; StaHH 741-4, Alte Einwohnermeldekartei (1892–1925); StaHH 331-5, Polizeibehörde – unnatürliche Sterbefälle, Signatur 1940/360; Bezirksamt Hamburg-Nord, Bauamt / Bauprüfabteilung, Woldsenweg 10; AB 1896, 1913, 1919, 1926, 1932, 1941; Amtliche Fernsprechbücher Hamburg, 1910, April 1911, Okt. 1911, April 1913, Okt. 1913, 1914, 1916, 1919, 1920, 1924, 1927, 1932, 1935–1940; Hamburger Börsenfirmen 34. Aufl., Hamburg Februar 1933, S. 380, 650; Museum für Hamburgische Geschichte, Dauerausstellung 400 Jahre Juden in Hamburg (Löwenthal-Schule); Alte Synagoge Essen (Museum und Gedenkstätte), E-Mail-Auskunft vom 7.12.2007 zu Siegfried Graf.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".