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Liesel Abrahamsohn * 1920
Isestraße 69 (Eimsbüttel, Harvestehude)
1941 Riga
ermordet
Weitere Stolpersteine in Isestraße 69:
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Josephine Rosenbaum, geb. Beit, adoptierte Elbe, geb. am 17.12.1877, am 6.12.1941 nach Riga deportiert
Liesel Abrahamsohn, geb. am 17.5.1920, am 6.12.1941 nach Riga deportiert
Am 17.12.1877, um elf Uhr vormittags, brachte Sara Beit, geb. Marcus, ihre dritte Tochter, Josephine zur Welt. Ein Jahr zuvor, am 14.4.1876, waren die Zwillinge Rosa und Martha geboren worden. Bereits einen Tag nach der Geburt erschien der Vater, Siegmund Hermann Beit aus Altona, vor Gericht, um die Adoption seiner Jüngsten durch das Ehepaar Michel und Louise Elbe, geb. Schwarz, zu veranlassen. Während die Schwestern bei den leiblichen Eltern blieben, wuchs Josephine bei den Adoptiveltern in der Schauenburgerstraße 51 auf.
Später heiratete sie den vierzehn Jahre älteren Nehemias Rosenbaum, dem zusammen mit seinem Bruder Benjamin ein florierendes Textilwarengeschäft in der Rathausstraße 29 gehörte. Das Paar mietete eine Wohnung in der Hansastraße 72 und bekam am 14.11.1896 durch die Geburt der einzigen Tochter, Senta, Familienzuwachs.
1933 zog die Familie in eine großzügige 5-Zimmer-Wohnung in der Isestraße 69. Da zum Besitz der Rosenbaums auch einige Grundstücke in Barmbek gehörten und das Geschäft jährlich rund 30000 RM einbrachte, konnten sie sich einen gehobenen Lebensstil leisten. Zu Josephines Garderobe gehörten teurer Schmuck und Pelzmäntel, die Wohnung war mit kostspieligen Möbelstücken eingerichtet. Senta erinnerte sich später an hochwertige Teppiche, andere wertvolle Gegenstände und einen Steinway-Flügel, der im Wohnzimmer stand.
Senta heiratete zwei Mal. Mit ihrem ersten Mann, Alfred Abrahamsohn, Angestellter in einer Firma für Metallbettstellen, hatte sie eine Tochter, die am 17.5.1920 geborene Liesel. Sie wohnten zusammen am Loogestieg 2, doch nach ihrer Scheidung kehrte Senta mit ihrem Kind zu den Eltern in die Isestraße zurück. Alfred ging nach Berlin, wo er 1935 verstarb.
Im selben Jahr starb auch Liesels Onkel, Benjamin Rosenbaum, woraufhin Nehemias Rosenbaum das Geschäft allein weiterführte, bis 1938 auch er verstarb.
Am 21. Juli 1938 heiratete Senta Rudolf Bachner. Mit ihm gelang es ihr, Deutschland zu verlassen und über Spanien nach Amerika auszuwandern.
Die mittlerweile 18-jährige Liesel blieb bei der Großmutter in der Isestraße 69 zurück. Ihre Familie bestand zu diesem Zeitpunkt aus Josephine und Alice Rosenbaum, Benjamins Witwe. Vater, Onkel und eine Tante väterlicherseits waren bereits verstorben, Mutter, ein Onkel väterlicherseits mit Familie und zwei Cousins waren emigriert. Die finanzielle Situation der in Hamburg verbliebenen Familienmitglieder verschlechterte sich zunehmend. Im November 1941 wurde nicht nur ein Konto mit rund 34000 RM konfisziert, auch der gesamte Schmuck musste abgegeben werden, darunter eine Perlenkette, an der Josephine besonders hing, weil sie sie bei der Hochzeit getragen hatte. Eine Bekannte berichtete, sie sei sehr unglücklich über den Verlust gewesen und völlig aufgeregt mit dieser Neuigkeit bei ihr erschienen.
Am 29. November 1941 überwies Josephine weitere 16000 RM, diesmal an den Jüdischen Religionsverband: "Diese Unterstützung wurde vom Jüdischen Religionsverband von jenen Juden gefordert, deren Deportation kurz bevorstand. Angeblich sollte das Geld im Interesse der Evakuierten verwendet werden", heißt es in der Akte. Im Dezember 1941 wurden die 64-jährigen Alice und Josephine Rosenbaum gemeinsam mit der 21-jährigen Liesel Abrahamsohn auf die Liste für den ersten Transport nach Riga gesetzt und gezwungen, Hamburg am 6. Dezember zu verlassen. Kurz vorher erhielt Senta Bachner als letztes Lebenszeichen die Nachricht, ihre Mutter müsse mit Liesl "verreisen". Mutter, Tochter und Tante überlebten das Getto nicht.
Die beiden Schwestern Josephines, Martha und Rosa Beit, ereilte dasselbe Schicksal. Sie waren ledig geblieben und lebten bis zu ihrer Deportation zusammen, zuletzt in der Bundesstraße 43, einem sogenannten Judenhaus. Am 15. Juli 1942 wurden sie nach Theresienstadt "ausgesiedelt", am 21. September 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.
Der gesamte Besitz wurde eingezogen, der Hausrat knapp drei Wochen nach der Deportation der Besitzerinnen versteigert. Damit die Opfer keine Schulden hinterließen, wurden mit dem Auktionserlös offene Rechnungen beim Fernsprechamt und einer Teppichklopfanstalt beglichen.
An die Familie Rosenbaum in Hamburg erinnern die beiden "Stolpersteine" für Josephine und Liesel vor dem Haus Isestraße 69, sowie jener für Alice Rosenbaum in der Hallerstraße 76.
© Eva Decker
Quellen: 1; 4; 5; 8; StaH, 351-11, AfW 69108; StaH, 552-1 Jüd. Gemeinden, 992 e 2, Bd. 3.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".