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John Guggenheim * 1898

Grindelhof 75 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
JOHN GUGGENHEIM
JG. 1898
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Grindelhof 75:
Lina Guggenheim

John Guggenheim, geb. am 23.6.1898 in Altona, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert, ermordet
Karolina (Lina) Guggenheim, geb. Mannheimer, geb. am 15.3.1888 in Himmelstadt, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert, ermordet

Grindelhof 75

John Guggenheim kam in Altona als Kind des Buchhalters Carl (auch Kajim) Guggenheim (geboren am 24. März 1844) und dessen Frau Amalie, geborene Löwenstein (geboren am 20. Mai 1859) zur Welt. Der Vater stammte aus Tingen in Baden. Die Familie dürfte vor dem Ersten Weltkrieg nach Hamburg gezogen sein, denn ab 1913 führte der Vater Kultussteuer an die Jüdische Gemeinde Hamburg ab. Die Guggenheims lebten im Grindelviertel, als Adressen sind Dillstraße 9 und Papendamm 4 verzeichnet. John Guggenheim nahm eine Lehre bei der Dresdner Bank auf und war später als kaufmännischer Angestellter tätig. Sein Vater starb 1933. 1935 wurde John erwerbslos. Er muss oft die Wohnung gewechselt haben, denn das Adressfeld auf seiner Kultussteuerkarte wurde mit einem neuen Zettel überklebt, auf dem nur noch seine letzte Adresse erkennbar ist: Grindelhof 75, Haus E, bei Dobriner.

Am 7. April 1940 heiratete John Guggenheim seine Vermieterin, die verwitwete Lina Dobriner, geborene Mannheimer. Sie stammte aus Himmelstadt am Main und war eines von sieben Kindern des jüdischen Viehhändlers Gideon Mannheimer und dessen Frau Babette, geborene Freimark. Ihr Vater musste nach einem Bericht der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. November 1892 "infolge einer plötzlich eingetretenen Geistesstörung in die Kreis-Irrenanstalt Werneck verbracht werden", wo ihn etwa 14 Tage später "der Tod von seinen Qualen erlöste". Die Familie stand plötzlich mittellos da, sodass die zuständige Jüdische Gemeinde dazu aufrief, sie durch Spenden zu unterstützen.

Lina Mannheimer hatte als junge Frau zunächst als Kontoristin in der Weingroßhandlung Gebr. Mannheimer gearbeitet, die ihre Brüder Isak und Lazarus gegründet hatten. Später war sie über Köln nach Hamburg gezogen und hatte Leopold Dobriner geheiratet, geboren am 3. Oktober 1885 in Hamburg. Die Eheleute waren offenbar beide bei der Kurzwaren-Großhandlung L. Wagner in der Elbstraße 70/84 (Neustadt, heute Neanderstraße) tätig, er als kaufmännischer Angestellter, sie wahrscheinlich als Verkäuferin. Sie lebten in der Terrassenwohnung Grindelhof 75, Haus E, in die später John Guggenheim als Untermieter einzog. Ihre Ehe blieb kinderlos.

Leopold Dobriner starb am 19. Juni 1936.

Möglicherweise haben sich John Guggenheim und Lina Dobriner ebenfalls in der Firma Wagner kennengelernt. Johns letzter Arbeitgeber ist auf seiner Karteikarte nicht genau lesbar, es könnte sich aber um die Firma Wagner handeln. John und Lina Guggenheim lebte weiter im Grindelhof 75. Am 8. November 1941 mussten sie den Deportationszug nach Minsk besteigen, wo sich ihre Spur verliert.

Stand: Juli 2017
© Ulrike Sparr

Quellen: 1; 4; 5; Orfix-Plan von Hamburg, Altona, Wandsbek und nächster Umgebung mit Anhang Elbgemeinden, bearb. von A. Nüsse, Hamburg, Orfix-Verlag Paul Hartung, ohne Jahr (ca. 1925 ); Hamburger Adressbuch 1928–1941; Alemannia Judaica (Hrsg.): Himmelstadt.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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