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Frieda Jarmatz (geborene Jobmann) * 1900
In der Schlucht 19 (Harburg, Eißendorf)
HIER WOHNTE
FRIEDA JARMATZ
GEB JOBMANN
JG. 1900
EINGEWIESEN 1937
ALSTERDORFER ANSTALTEN
1943 "VERLEGT"
HEILANSTALT
AM STEINHOF / WIEN
ERMORDET 25.10.1943
Frieda Jarmatz, geb. Jobmann, geb. 4.2.1900 in Eißendorf, eingewiesen in die Alsterdorfer Anstalten, verlegt in die "Heilanstalt Am Steinhof", dort ermordet am 25.10.1943
Stadtteil Eißendorf, In der Schlucht 19
Frieda Jobmann war das älteste von fünf Kindern des Fabrikarbeiters Heinrich Jobmann (geb. 13.6.1866) und seiner Ehefrau Marie, geb. Meier, (geb. 26.8.1865). Nach ihrer Konfirmation und nach Abschluss der Schulzeit arbeitete sie als Kindermädchen. Am 27. März 1923 heiratete sie den Fabrikarbeiter und späteren Friseur Heinrich Jarmatz. Ihre erste Tochter Lieselotte kam am 21.9.1924 zur Welt, die zweite Tochter Hertha folgte am 2.9.1927. Diese beiden Geburten waren mit nachhaltigen Veränderungen im Leben der jungen Mutter verbunden. Sie litt vermutlich unter postnatalen Depressionen, verbunden mit Minderwertigkeitsgefühlen, und wurde immer verschlossener. Ihre Wandlung endete schließlich in einer allgemeinen Interesselosigkeit, Angstzuständen und gravierenden Aufmerksamkeitsstörungen.
Die Diagnose des zuständigen Amtsarztes lautete: Hebephrenie (Vorform von Schizophrenie). Am 20. Dezember 1928 erklärte Frieda Jarmatz sich mit ihrer Unterbringung in der "Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg" einverstanden. Doch je länger sie dort behandelt wurde, desto mehr verfestigte sich ihr Zustand. Sie wurde weiterhin als "dement, stumpf und teilnahmslos" und verschlossen beschrieben. Sie sprach nur, wenn sich jemand an sie wandte. Ihre Ehe wurde 1935 geschieden.
Am 29. April 1937 wurde Frieda Jarmatz in die damaligen Alsterdorfer Anstalten verlegt, die in der Aufnahmeuntersuchung bei ihr Schizophrenie (Dem. praecox) diagnostizierten.
In den folgenden Monaten verschlechterte sich ihr Zustand eher, als dass er sich verbesserte, wie die Eintragung vom 19. Juli 1941 in ihre Krankenakte zeigt: "Patientin muss in der Körperpflege vollkommen besorgt und gefüttert werden, ist in allem widerspenstig, liegt immer zu Bett und hat die Augen geschlossen, beschäftigt sich nicht." Ein Jahr später teilte der leitende Oberarzt Gerhard Kreyenberg der Hamburger Sozialverwaltung mit: "Die Patientin leidet an Schizophrenie und befindet sich in einem katanonen Zustand, in dem sie nicht spricht, meist mit geschlossenen Augen daliegt, den Kopf nach vorn beugt und sich beim Gehen nur vorwärts schieben lässt. … Weiterer Anstaltsaufenthalt ist erforderlich."
Am 16. August 1943 wurde Frieda Jarmatz zusammen mit 227 anderen Frauen und Mädchen von den Alsterdorfer Anstalten in die Wiener "Landes- und Pflegeanstalt für Geistes- und Nervenkranke am Steinhof" verlegt. Wie in vielen vergleichbaren Anstalten lief auch in dieser Wiener Klinik die Ermordung behinderter und psychisch kranker Menschen nach dem offiziellen "Euthanasiestopp" im August 1941 auf andere Weise weiter.
Die Tötung der neu eingewiesenen Patientinnen geschah systematisch: durch falsche Medikamentenvergabe, Nichtbehandlung von Krankheiten und Verhungern. 196 Patientinnen der Alsterdorfer Anstalten lebten Ende 1945 nicht mehr. Zu ihnen gehörte auch Frieda Jarmatz. Sie verbrachte keine zehn Wochen an diesem Ort. Am 25. Oktober 1943 blieb ihr Herz für immer stehen. Nach Benachrichtigung der Angehörigen wurde sie auf deren telegraphisch mitgeteilten Wunsch in Wien beerdigt.
© Klaus Möller
Quellen: Gedenkbuch der Evangelischen Stiftung Alsterdorf; Archiv der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, Krankenakte Frieda Jarmatz (V191); Wunder u.a., Kein Halten, 2. Auflage.