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Hermann Kaftal * 1929

Hagedornstraße 51 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1941 Minsk

Weitere Stolpersteine in Hagedornstraße 51:
Gertrud Bromberg, Herbert Kaftal, Margaritha Kaftal, Elisabeth Rebecca Vogel

Herbert Kaftal, geb. 25.5.1894 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk, Todesdatum dort unbekannt
Margherita Kaftal, geb. Meyer, geb. am 18.5.1902 in Nervi/Italien, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk, Todesdatum dort unbekannt
Gabriele Kaftal, geb. 2.12.1922 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk, Todesdatum dort unbekannt
Hermann Heinrich Kaftal, geb. 11.12.1929 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk, Todesdatum dort unbekannt

Der Kaufmann Herbert Kaftal war der Sohn des Salpetermaklers Sewerin Gabriel Kaftal und seiner Frau Martha, geb. Arnhold. Er war zwar jüdischer Herkunft, doch genauso wie seine Frau Margherita und die Kinder des Ehepaares, Gabriele und Hermann, evangelisch getauft.

Als junger Mann trat Herbert Kaftal in das Geschäft seines Vaters ein. 1919 erhielt er dort die Prokura, 1920 wurde er gemeinsam mit Antoine Kaftal Gesellschafter. 1928 wurde er Alleininhaber der Firma, die ihren Sitz in der Gröningerstraße hatte. Was genau mit dem Unternehmen nach 1933 geschah, ist nicht bekannt, es ist wohl davon auszugehen, dass es als "jüdische Firma" keine Überlebenschance hatte. Am 19. Juni 1942 wurde der Eintrag im Handelsregister gelöscht.

Die Tochter Gabriele Kaftal absolvierte die Firgau-Schule in der Sierichstraße (s. a. Maass, Ledermann, Windesheim, Elsbeth Götz) und begann danach eine Ausbildung zur Krankenschwester. Ihr jüngerer Bruder Hermann besuchte zunächst die Grundschule am Voßberg 21 und musste 1939 auf die Talmud Tora Schule am Grindelhof wechseln. Die Familie lebte in der Willistraße 12. Im März 1940, wohl schon unter dem Druck der diskriminierenden Gesetzgebung des NS-Staats, zogen sie zur Untermiete in die Hagedornstraße 51. Am 8. November 1941 folgten sie dem Deportationsbefehl nach Minsk. Im Hannoverschen Bahnhof bestiegen sie den Zug gemeinsam mit Heinz Rosenberg, einem der wenigen Überlebenden dieses Transports. Dieser berichtete später unter anderem über die Fahrt, die Familie Kaftal und die Zustände in Minsk:

"Die Waggons waren nicht geheizt, die Abteile waren mit Menschen und Gepäck überfüllt ... Vater, Mutter, meine Schwester und ich saßen auf der einen Seite des Abteils, uns gegenüber die Familie Kaftal mit ihren Kindern Gabi und Hermann. Gabi war die einzige Krankenschwester auf dem Transport. Ich konnte ihr bei ihrer Tätigkeit helfen. Jedesmal wenn der Zug – etwa alle acht Stunden – hielt, durften Gabi und ich den Waggon verlassen um zu einem andern Waggon zu gehen und Kranken und sehr alten Leuten zu helfen. Bei jedem Halt umstellten zunächst die SS-Wachen den ganzen Zug mit gezogenen Pistolen." Nach dreieinhalb Tagen kam der Zug in Minsk an und die unfreiwillig Reisenden durften den Zug verlassen, um in das Getto-Lager zu marschieren. Die Familie Kaftal wurde in einem unfertigen Schulhaus einquartiert. Zuvor mussten dort allerdings hunderte von Leichen – die von der SS ermordeten VorbewohnerInnen – weggeschafft werden. Heinz Rosenberg: "Ich kann immer wieder betonen, dass Herbert Kaftal ein besonders braver Mann war, der, kurz bevor er von der SS erschossen wurde, den Banditen noch seine Meinung gesagt hat. ... Gabi war eine Krankenschwester, die besonders viel geleistet und vielen Menschen geholfen hat. Sie war dabei, als der SS-Verbrecher Ruebe alle Insassen des Hilfskrankenhauses in Minsk hat umbringen lassen, sie war dabei, als ihre Mutter durch Hunger und Kälte im Jahre 1942 gestorben ist, und ich erinnere mich daran, dass sie eines Tages zu mir kam und mir sagte, dass sie jetzt ganz alleine ist, da ihr Bruder auch gestorben sei. ... Er war bei einem Außenkommando, wo jeder Jude schwer arbeiten musste, um zu leben, was nur wenige überlebten." Bald darauf kam auch Gabriele Kaftal ums Leben.

© Ulrike Sparr

Quellen: 1; 4; 8; Handelskammer Hamburg, Firmenarchiv, Handelsregister A 10763; www.erzwiss.uni-hamburg.de/ewi-report/EWI15/2_pritzl.htm (einges. 14.08.2007); Gespräch mit Frau Helga K., Juni 2008 (Firgau-Schule); Hamburger Börsenfirmen, 34. Aufl, Hamburg 1933; Uwe Lohalm, Die nationalsozialistische Judenverfolgung in Hamburg 1933–1945, Hamburg 1999, S. 49; Heinz Rosenberg, Jahre des Schreckens ... und ich blieb übrig, dass ich dir’s ansage, Göttingen 1985, S. 18.

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