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Alfred Abraham Najmann * 1935

Bodenstedtstraße 10 (Altona, Altona-Nord)


HIER WOHNTE
ALFRED ABRAHAM
NAJMANN
JG. 1935
DEPORTIERT 1941
GHETTO MINSK
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Bodenstedtstraße 10:
Fejga Najmann, Gerd Gerson Najmann

Fejga Najmann, geb. Blank, geb. 11.3.1907 in Baligród/Polen, am 18.11.1941 Getto Minsk deportiert und ermordet
Gerson Gerd Najmann, geb. 31.1.1934 in Hamburg, am 18.11.1941 Getto Minsk deportiert und ermordet
Abraham Alfred Najmann, geb. 31.8.1935 in Hamburg, am 18.11.1941 Getto Minsk deportiert und ermordet

Bodenstedtstraße 10 (früher: Zeisestraße 138), Altona

Fejga (auch Feige, gen. Fanny), geb. Blank, wurde am 11. März 1907 in Baligród/Polen geboren. Sie heiratete den Kaufmann Lejzer/Leizer Najmann, geb. am 15. Januar 1901 in Sosnowiec/Polen.

Sie bekamen zwei Kinder Gerson/Gerd, geb. am 31. Januar 1934 in Hamburg, und Abraham/Alfred, geb. am 31. August 1935, ebenfalls in Hamburg. Die Familie wohnte in der Zeisestraße 138, heute Bodenstedtstraße 10, in einem Haus, dass Hinda Najmann, der Mutter von Lejzer Najmann, gehörte.

Lejzer Najmann betrieb ein Schuhwarengeschäft bzw. Geschäft für Schuhmacherbedarf in der Bismarckstraße 11, heute Ottenser Hauptstraße, in Altona. Er war Eigentümer des Hauses Große Bergstraße 174, in dem er auch zeitweilig mit seiner Familie wohnte. Im Haus betrieb sein Bruder Berek Najmann ein Schuhgeschäft (siehe www.stolpersteine-hamburg.de).

Lejzer und Fejga Najmann planten, nach Uruguay auszuwandern und trafen entsprechende Vorbereitungen. Doch dann wurde Lejzer nach Polen abgeschoben: Am 28. Oktober 1938 wurden ca. 17.000 Jüdinnen und Juden polnischer Herkunft im Rahmen der sogenannten Polenaktion aus dem Deutschen Reich an die polnische Grenze gebracht. Die polnische Regierung hatte zuvor gedroht, den im Ausland lebenden Polen die Pässe nicht zu verlängern. Diese wären dadurch zu Staatenlosen geworden. Die NS-Regierung befürchtete, Tausende "Ostjuden" würden dauerhaft auf deutschem Territorium bleiben. Ohne Vorwarnung und ohne Ansehen der Person wurden daraufhin im gesamten Deutschen Reich Männer, Frauen und Kinder von ihren Arbeitsplätzen oder aus ihren Wohnungen geholt, an verschiedenen Plätzen zusammengefasst und noch am selben Tag mit der Eisenbahn bei Zbąszyń (Bentschen), Chojnice (Konitz) in Pommern und Beuthen in Oberschlesien über die polnische Grenze abgeschoben. Die Kosten für die Ausweisungsaktion sollten die Betroffen tragen, war dies nicht möglich, vom Deutschen Reich. Die etwa 1000 Menschen aus Groß-Hamburg wurden zunächst nach Neu Bentschen (heute Zbąszynek) gebracht und von dort mit Gewalt über die polnische Grenze nach Zbąszyń (Bentschen) getrieben. Als Polen die Grenze schloss, wurden sie u.a. in Ställen der polnischen Kavallerie unter schlechtesten Bedingungen untergebracht.

Die Abschiebeaktion traf nicht alle polnischstämmigen Juden gleichermaßen, manche wurden nicht angetroffen, andere "übersehen". Auch Fejga und die Kinder wurden nicht ausgewiesen. (Die Inschrift auf dem Stolperstein trifft also auf den Ehemann, nicht aber auf Frau und Kinder zu). Zu diesem Zeitpunkt wohnte die Familie in der Zeisestraße 138 in Altona (heute Bodenstedtstraße). Ein Teil der Abgeschobenen erhielt die offizielle Erlaubnis zur Rückkehr, um geschäftliche oder andere Angelegenheiten zu regeln. Lejzer Najmann hingegen flüchtete und kehrte im August 1939 illegal nach Hamburg zurück.

Dort fand er den Hausrat für die Auswanderung fertig verpackt vor. Er wollte nun sofort auswandern, wurde aber erneut verhaftet, saß 5 ½ Monate im Hamburger Polizeigefängnis ein, wie das KZ Fuhlsbüttel nun offiziell hieß. Dann wurde er in das KZ Sachsenhausen gebracht. In dieser Zeit ließ seine Ehefrau den verpackten Hausrat bei einem Spediteur einlagern.

Nach Auskunft der Gedenkstätte Sachsenhausen wurde er am 24. Februar 1940 in Sachsenhausen eingeliefert und am 4. März wieder entlassen. Am 5. März 1940 kehrte er aus dem KZ nach Hamburg zurück, blieb aber, um einer nochmaligen Verhaftung zu entgehen, dort nur einen Tag. Die Jüdische Gemeinde Hamburgs notierte auf seiner Karteikarte, er sei am 8. März abgereist. Die Flucht führte über Shanghai nach Uruguay.

Fejga und die Kinder blieben in der Zeisestraße 138 mit dem Rest an notwendigem Hausrat zurück und hofften, ihm folgen zu können.

Fejga Najmann stellte am 4. März 1940 einen Antrag auf Versendung von Umzugsgut. Am 19. März hieß es in einer "Unbedenklichkeitsbescheinigung für Zwecke der Auswanderung", sie beabsichtige mit ihren Kindern nach Montevideo auszuwandern. Die Familie wollte sich dort treffen. Laut Karteikarte der Kultussteuerkartei wollten Fejga und die Kinder wohl im September 1941 ausreisen. Doch dazu kam es nicht mehr.

Am 18. November 1941 wurden sie und die Kinder in das Getto Minsk deportiert.

Die Schwester von Lejzer, Sura Najmann, heiratete im März 1937 Lejzer Kosiorowski. Beide wohnten von Juli 1937 bis zu ihrer Ausweisung nach Polen ebenfalls in der Zeisestraße 138. Im Sommer 1939 kehrten sie nach Altona zurück und wohnten vermutlich wieder in der Zei-sestraße. Sie reiste im Juli und ihr Mann im August 1939 nach Brüssel, wo sie den Krieg und Verfolgung überlebten.

Die Schwägerin ihres Mannes, Bala Wajland, die mit Szaja Najmann (siehe www.stolpersteine-hamburg.de), einem Bruder Lejzers, verheiratet gewesen war, überlebte ihre Deportation nach Auschwitz und Weitertransport nach Ravensbrück. Sie ging nach dem Krieg davon aus, sie sei die einzige Überlebende der Familie und versuchte das Familienerbe zu retten. Sie ließ Fejga Najmann für tot erklären. Das Amtsgericht Hamburg-Altona legte daraufhin den 8. Mai 1945 als Todestag für Fejga Najmann fest. Dagegen legte Bala Wajland Beschwerde ein. Sie gab gegenüber dem Gericht an, Fejga habe ihr im November 1941 auf einer Postkarte geschrieben, der Zug solle nach Minsk gehen, aber man höre schon, dass er in Wirklichkeit nach Auschwitz gehe. Auch habe ihr eine Bekannte geschildert, sie habe Fejga und die Kinder in Auschwitz aussteigen sehen. Sie wisse, dass Frauen mit Kindern in Auschwitz sofort getötet worden seien. Daher sei als Todeszeitpunkt Ende November 1941 anzunehmen. Das Landgericht folgte ihrer Beschwerde und der Zeitpunkt des Todes wurde auf den 30. November 1941 festgesetzt.

Stand: Juni 2024
© Martin Bähr

Quellen: Altonaer Adressbuch 1919 – 1943; Hamburger Adressbuch 1919 – 1943; StaH 213-11 Strafsachen Frankenthal, 56483 Walter Ludwig wegen "Rassenschande", 213-13 Landgericht Hamburg Wiedergutmachung 8273 Naymann, Hinde; 213-13 Landgericht Hamburg Wiedergutmachung 9108 Naymann / Najmann gen. Salomon Neumann, Schaja / Szaja Erben; 213-13 Landgericht Hamburg Wiedergutmachung 9109 Nayman / Najmann, Meier, Erben; 213-13 Landgericht Hamburg Wiedergutmachung 9140 Nayman / Najman, Lejzer; 213-13 Landgericht Hamburg Wiedergutmachung 9141 Nayman / Najman, Lejzer; 213-13 Landgericht Hamburg Wiedergutmachung 9142 Nayman / Najman, Lejzer; 213-13 Landgericht Hamburg Wiedergutmachung 9143 Nayman / Najman, Lejzer; 213-13 Landgericht Hamburg Wiedergutmachung 9144 Nayman / Najman, Lejzer; 213-13 Landgericht Hamburg Wiedergutmachung 9145 Nayman / Najman, Lejzer, Sarah; 213-13 Landgericht Hamburg Wiedergutmachung 9146 Nayman / Najman, Lejzer, Sarah; 213-13 Landgericht Hamburg Wiedergutmachung 13047 Najmann, geb. Feldmann, Hinda; 213-13 Landgericht Hamburg Wiedergutmachung 14154 Najmann, geb. Blank, Feige / Feiga; 213-13 Landgericht Hamburg Wiedergutmachung 23958, Najmann / Majmann, Majer; 213-13 Landgericht Hamburg Wiedergutmachung 36945 Najmann. Layzer / Lejzor, Lijzor; 314-15 Oberfinanzpräsident (Devisenstelle und Vermögensverwertungsstelle) F 1815 Najman, Majer (geb. 20.04.1869).- Najman, Hinda, geb. Feldmann (geb. 24.12.1878); 314-15 Oberfinanzpräsident (Devisenstelle und Vermögensverwertungsstelle) FVg 5684 Najman, Lejzor Joachim (geb. 15.01.1901).- Najman, Fajga, geb. Blank (geb. 11.03.1907); 314-15 Oberfinanzpräsident (Devisenstelle und Vermögensverwertungsstelle) R 1935/0993 Najmann, Berek; 314-15 Oberfinanzpräsident (Devisenstelle und Vermögensverwertungsstelle) R 1939/2776 Najman, Majer (geb. 20.04.1869).- Najman, Hinda, geb. Feldmann (geb. 24.12.1878).- Najman, Szaja (geb. 05.07.1911); 314-15 Oberfinanzpräsident (Devisenstelle und Vermögensverwertungsstelle) R 1939/3019 Frankenthal, Gitla, geb. Najman (geb. 15.01.1901).- Najman, Hinda, geb. Feldmann (geb. 24.12.1878); 314-15 Oberfinanzpräsident (Devisenstelle und Vermögensverwertungsstelle) St Ic 568a Große Bergstraße 174 (Grundbuch Altona Südwest, Blatt 1487); 424-111 Amtsgericht Altona 5676 Najmann, geb. Feldmann, Hinda; 421-111 Amtsgericht Altona 5678 Najmann, geb. Blank, Fajga; 424-111 Amtsgericht Altona 7948 Najmann (Neumann), Lejzar (Leyser); 424-111 Amtsgericht Altona 7949 Kosirowska, geb. Najmann (Neumann), Sara; 424-111 Amtsgericht Altona 7968 Frankenthal, geb. Najmann, Gitta; 522-1 Jüdische Gemeinden 992b Kultussteuerkartei; https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de868000; https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de934098; https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de934084; https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de934088; https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de934090; https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de11767544; https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de934091; https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de868024; https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de868034; https://www.stiftung-bg.de/totenbuch/main.php (alle letzter Zugriff 15.03.2023); Email Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen vom 22.3.2024.

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