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Ronia Appermann (geborene Back) * 1908

Kantstraße 4 (Wandsbek, Eilbek)


HIER WOHNTE
RONIA APPERMANN
GEB. BACK
JG. 1908
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Kantstraße 4:
Ruth Appermann, Mali Appermann, Wera (irrt. Vera) Appermann, Gerhard Appermann

Gerhard Appermann, geb. 26.4.1907 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Ronia Appermann, geb. Back, geb. 13.12.1908 in Bohorodczany (Galizien, heute: Ukraine), deportiert am 18.11.1941 nach Minsk
Ruth Appermann, geb. 19.12.1931 in Hamburg, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk
Mali Appermann, geb. 16.3.1933 in Hamburg, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk
Wera Appermann, geb. 10.6.1936 in Hamburg, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk

Kantstraße 4

Gerhard Appermann war der Sohn des Postkartengroßhändlers Moriz Appermann (siehe Biographische Spurensuche, Hamburg-Eimsbüttel) und dessen Ehefrau Elka, geborene Verschleisser (siehe dort). Beide Elternteile stammten aus jüdischen Familien in Wien. Sie hatten vier Kinder, außer Gerhard die Söhne Heinz (geboren 1908) und Walter (geboren 1909) sowie die Tochter Werra (geboren 1910). Die Ehe von Gerhard Appermanns Eltern wurde um 1920 geschieden.

Ronia Back, Gerhard Appermanns spätere Ehefrau, war am 13. Dezember 1908 in Bohorodczany in Galizien geboren worden. Auch sie war Jüdin. Gerhard Appermann und Ronia Back wurden am 9. August 1931 nach jüdischem Ritus und am 14. August 1931 standesamtlich in Hamburg getraut.

Spätere Dokumente enthalten, offenbar ausgehend von der Deportationsliste der Gestapo, wiederholt das unrichtige Heiratsdatum 16. Dezember 1908. Beide Eheleute galten als staatenlos.

Das Ehepaar Appermann wohnte zur Zeit seiner Eheschließung in der Schellingstraße 57 in Hamburg-Eilbek. Um 1935 lautete die Adresse dann Eilbecktal 70 (heute: Eilbektal), ab Sommer 1937 Kantstraße 4, ebenfalls im Stadtteil Eilbek.

Ronia und Gerhard Appermann hatten drei Töchter: Ruth, geboren am 19. Dezember 1931, Mali, geboren am 16. März 1933, und die nach der Schwester des Vaters benannte Wera, geboren am 10. Juni 1936. Die beiden älteren Töchter Ruth und Mali besuchten die Talmud Tora Schule in Hamburg, Mali seit ihrer Einschulung im April 1939, Ruth seit 1939, nachdem sie vorher Schülerin der Mädchenschule der Deutsch-Israelitischen Gemeinde in der Carolinenstrasse 35 gewesen war.

Auf der Kultussteuerkarteikarte von Gerhard Appermann ist zunächst eine Lehrzeit, anschließend eine Tätigkeit als Verkäufer, dann als Handelsvertreter vermerkt. Die Heiratsurkunde von 1931 enthält die Berufsbezeichnung "kaufmännischer Angestellter". Auch im Adressbuch von 1937 wurde er als kaufmännischer Angestellter bezeichnet, 1938 enthält sein Eintrag den Zusatz "Wäschegeschäft".

Familie Appermann ging es nach 1933 aufgrund der zunehmenden Diskriminierungen wirtschaftlich immer schlechter. Auf der Kultussteuerkarteikarte ist festgehalten, dass Familie Appermann von Dezember 1939 bis April 1940 Wohlfahrtsleistungen der Jüdischen Gemeinde erhielt.

Wie viele andere männliche Juden wurde Gerhard Appermann im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom verhaftet. Er wurde am 12. November 1938 in das KZ Fuhlsbüttel, das offiziell Polizeigefängnis Fuhlsbüttel hieß, eingeliefert. Hier musste er bis zu seiner Freilassung am 30. November 1938 ausharren, hatte aber "Glück" wegen der verspäteten Verhaftung nicht ins KZ Sachsenhausen eingeliefert zu werden.

Alle fünf Mitglieder der Familie Appermann aus der Kantstraße 4 wurden nach Minsk deportiert, Gerhard am 8. November 1941, die anderen vier zehn Tage später am 18. November 1941. Gerhard Appermann war zum Zeitpunkt der Deportation 34 Jahre, seine Frau Ronia fast 32 Jahre, Tochter Ruth noch nicht ganz zehn Jahre, Tochter Mali acht Jahre und die jüngste Tochter Wera war fünf Jahre alt.

Nach dem 18. November 1941 existiert von der Familie kein Lebenszeichen mehr. Es ist davon auszugehen, dass sie im Raum Minsk ermordet wurde.

Moriz Appermann, Gerhards Vater, hatte im September 1921 nach seiner Scheidung von Elka Appermann erneut geheiratet. Mit seiner zweiten Ehefrau, der Nichtjüdin Martha, geborene Kröger, bekam er den Sohn Fritz. Offensichtlich hielt er keinen Kontakt zu seinen Kindern aus erster Ehe. Moriz Appermann kam am 30. März 1942 im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel um. Für ihn liegt ein Stolperstein in der Emilienstraße 67 in Hamburg-Eimsbüttel (siehe "Stolpersteine in Hamburg-Eimsbüttel").

Moriz Appermanns Sohn Fritz überlebte den Holocaust als Kind eines jüdischen Vaters und einer nichtjüdischen Mutter. Nach dem Kriege schloss er das ihm von den Nationalsozialisten versagte Studium als Diplom-Volkswirt ab und führte dann den väterlichen Postkartenhandel zusammen mit seiner Mutter fort.

Stand Februar 2014
© Ingo Wille

Quellen: 1; 4; 5; 6; 8; 9; AB, StaH 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung Abl. 2 451 a E 1,1 c Verpflegungsabrechnungen für Häftlinge; 314-15 OFP Oberfinanzpräsident FVg 4586 (Wera Appermann); 522-1 Jüdische Gemeinden 705 Band 10, (religiöse Trauungsurkunde Gerhard und Ronia Appermann), 922 e 2 Deportationslisten; 332-5 Standesämter 9585-980/1932, 13518-244/1931; 351-11 Amt für Wiedergutmachung 11118 Moriz Appermann; Standesamt Hmb.-Nord, Geburtsurkunden 518/1910 Werra, 3482/1931 Ruth, Mali 99/1933, Wera Appermann 261/1936; Gedenkbuch Kola-Fu, S. 15; Randt, Ursula, Talmud Tora Schule; Archiwum PMAB – Auschwitz Museum Archives; Israelitische Kultusgemeinde Wien; Diercks, Gedenkbuch Kola-Fu, S. 15; Randt, Talmud Tora Schule.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link Recherche und Quellen.

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