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Hermann Franck * 1869

Am Felde 2 (Altona, Ottensen)


HIER WOHNTE
HERMANN FRANCK
JG. 1869
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 10.2.1943

Hermann Franck, geb. am 24.5.1869, deportiert nach Theresienstadt am 19.7.1942, dort gestorben am 10.2.1943

Am Felde 2

Hermann Franck war jüdischer Herkunft, er kam am 24. Mai 1869 in Hamburg als Sohn von Salomon Jacob und Minette Franck, geb. Engers, zur Welt. Am 19. Juli 1894 heiratete er die sechs Jahre jüngere gebürtige Schweizerin Anna Phillip, eine Friseurin, deren Vater Jude war. Das Ehepaar bekam drei Kinder: Hans Hermann, geboren am 19. Juli 1893, Else, geboren am 15. August 1894, und Magda Käthe (später Kate), geboren am 5. Oktober 1895.

Nach dem Krieg erklärte die Tochter Kate im Rahmen eines Wiedergutmachungsverfahrens: "Mein Vater war Volljude, meine Mutter Halbjüdin. Mein Vater gehörte nach meiner Erinnerung nicht der jüdischen Glaubensgemeinschaft an […] Meine Mutter war evangelisch getauft."

Hermann Franck, ebenfalls getauft, und seine Frau ließen auch die Kinder taufen.

Hermann Franck war Getreidemakler. Seit 1908 lebte er von seiner Frau getrennt. Er war laut einem Urteil des Amtsgerichts Altona seit Ende 1924 zu Unterhaltszahlungen an seine inzwischen schwer asthmakranke und arbeitsunfähige Frau verpflichtet, kam dem aber nicht oder nur ungenügend nach. Er verwies darauf, lange Zeit krank und erwerbslos gewesen zu sein. Unterstützt wurde Anna Franck hauptsächlich von der jüngsten Tochter Käthe, die noch bei ihr lebte; zudem bezog sie Fürsorgeleistungen.

In der Wirtschaftskrise liefen Hermann Francks Geschäfte offenbar schlecht; ab 1929 war der nun Sechzigjährigen von der Zahlung der Kultussteuer befreit.

Bis 1931 war Hermann Franck in der Bahrenfelder Chaussee 98 gemeldet, dann kurzzeitig in Hamburg, und schließlich zog er in die Straße Am Felde 2 am Ottenser Marktplatz, wo er im ersten Stock bei seiner Tochter Else Thoms, geschiedene Sachtleben, wohnte. Sie hatte nach ihrer Scheidung wieder geheiratet. Ihr Mann betrieb eine Pantoffelmacherei, für die sie Pantoffeln in Heimarbeit herstellte. Hermann Francks Sohn Hans lebte schon seit dem Ersten Weltkrieg in Leopoldshall bei Magdeburg und hatte zwei Söhne. 1939 verlor er seine Beschäftigung als Arbeiter bei der Eisenbahn.

Als die Nationalsozialisten mit den Umsiedlungsaktionen und der Konzentrierung der Juden in sogenannte Judenhäuser begannen, wurde auch Hermann Franck 1940 in ein "Judenhaus" in der Westerstraße 27 in Hammerbrook, das "Daniel-Wormser-Haus", zwangseinquartiert. Solange noch eine Emigration möglich war, diente das Haus als Übernachtungsheim für durchreisende jüdische Auswanderer, für die Hermann Franck oftmals die Erledigung behördlicher Formalitäten übernahm. Nach dem Verbot der Auswanderung wurden jüdische Gemeindemitglieder in die Westerstraße eingewiesen. Das Haus war überbelegt und wie alle "Judenhäuser" regelmäßigen Kontrollen der Gestapo unterworfen.

Ab 1941 lebte Hermann Franck von der Wohlfahrt. Am 19. Juli 1942 wurde er im Alter von 73 Jahren nach Theresienstadt deportiert. Unter der Nummer 156 wurde er in den Ankunftslisten der insgesamt 803 von Hamburg nach Theresienstadt deportierten Juden und Jüdinnen mit Ankunftsdatum 20. Juli 1942 verzeichnet.

Am 10. Februar 1943 starb Hermann Franck im Alter von 73 Jahren in Theresienstadt. Der behandelnde Arzt gab als Todesursache "Darmkatarrh" an. Die häufigen Durchfallerkrankungen in dem von Hunger, Kälte und katastrophalen hygienischen Zuständen gekennzeichneten Getto endeten gerade für alte Menschen meist tödlich.

Hermann Francks Tochter Magda Käthe Nitschke, eine gelernte Kontoristin, wohnte seit ihrer Heirat im Mai 1931 bis zur Ausbombung im Juli 1943 mit ihrem nichtjüdischen Ehemann Paul Nitschke und der Tochter in Hamburg-Barmbek, Alter Teichweg 103. Ihr Mann hatte 1935 seine Stellung als Versandleiter bei der Einkaufsgesellschaft deutscher Konsumvereine, Besenbinderhof 52, verloren; wegen seiner Ehe mit einer Jüdin galt er als nicht tragbar. Er gründete ein Großhandels- und Ladengeschäft für Eier und führte es, bis er es 1939 schließen musste.

Käthe Nitschke kümmerte sich um ihre schwerkranke Mutter, die nach einem dreijährigen Aufenthalt im Krankenhaus und im Versorgungsheim Oberaltenallee 1935 zu der jungen Familie Nitschke gezogen war. 1941 starb Anna Franck.

Käthe Nitschke galt nach der nationalsozialistischen Rasseideologie mit drei jüdischen Großelternteilen als "Dreivierteljüdin", d. h. als "Geltungsjüdin", die den antijüdischen Vorschriften unterlag. Von Mai bis Juli 1943 wurde sie zur Arbeit in der Seifenfabrik Dralle zwangsverpflichtet, zuletzt im Nebenbetrieb in der Ottenser Schulstraße (heute Nernstweg). Käthe Nitschke litt sehr unter der Belastung durch die täglich zehnstündige Zwangsarbeit plus den zwei Stunden Fahrtzeit hin und zurück nach Barmbek, die zusätzliche Hausarbeit und die Sorge um die zehnjährige Tochter, die allein zu Hause war. Immer wieder gab es auch in Barmbek Luftalarm. Ihr Mann war als Soldat in Holland. Als sie ausgebombt wurde, erhielt ihr Mann Fronturlaub und brachte sie und die Tochter "illegal" in Waldenburg, einer sächsischen Kleinstadt, unter. Dort tauchten sie unter, denn inzwischen hatte die Gestapo Ermittlungen aufgenommen – Käthe Nitschke war als Jüdin anonym denunziert worden. Sie und ihre Tochter überlebten den Krieg in Sachsen.

Stand September 2015

© Birgit Gewehr

Quellen: 1; 3; 4; 5; 7; 8; AB Altona, StaH 522-1 Jüdische Gemeinden, 992 m 1 Band 2 (Ankunftslisten der von Hamburg in das KZ Theresienstadt deportierten Juden, Ankunft 20.7. 1942); StaH 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 15974 (Nitschke, Käthe); StaH 351 14 Arbeits- und Sozialfürsorge – Sonderakten, 1153 (Franck, Anna); Sonderstandesamt Arolsen, Sterbeeintrag Hermann Franck und Fragebogen Hermann Franck.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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