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Aron Feibel * 1873

Hoheluftchaussee 91-93 (Eimsbüttel, Hoheluft-West)


HIER WOHNTE
ARON FEIBEL
JG. 1873
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Hoheluftchaussee 91-93:
Gertrud Feibel, Edith Jacobs

Gertrud Feibel, geb. Fürstenberg, geb. am 21.3.1889 in Lauenburg/ Hinterpommern (heute Lebork/ Polen), deportiert am 6.12.1941 nach Riga/ Jungfernhof, ermordet

Arnold Aron Feibel, geb. am 3.8.1873 in Schwetz/ Westpreußen (heute Swiecie/ Polen), deportiert am 6.12.1941 nach Riga/ Jungfernhof, ermordet

Hoheluftchaussee 93

Der Kaufmann Arnold Aron Feibel wuchs mit seiner acht Jahre älteren Schwester Paula (1865 - 1909) und dem zwei Jahre jüngeren Bruder Georg (1875 - 1937 in Hamburg) in Schwetz an der Weichsel auf, im ehemaligem Westpreußen. Die Eltern der drei Geschwister waren der jüdische Kaufmann Louis Feibel und Sara, geb. Aronsohn, ebenfalls in Schwetz geboren. Hinter dem Ort und dem gleichnamigen Kreis, knapp 100 Kilometer südlich von Gdansk/ Polen (ehemals Danzig) gelegen, lag eine wechselvolle Geschichte. Je nach dem wie Kriege die Zugehörigkeit geändert hatten, gehörte Schwetz bis 1920 zum Königreich Preußen, danach zu Polen. Zum Zeitpunkt der Geburt von Arnold Feibel lebten in Schwetz knapp 5000 Einwohner. Im Laufe der Jahre (um 1890) siedelten sich weitere Juden in der Stadt an, sodass eine Synagoge gebaut werden konnte.

Arnold Feibels zukünftige Ehefrau, Gertrud Fürstenberg, stammte aus Lauenburg in Hinterpommern (heute Lebork/ Polen), etwa 30 Kilometer von der Ostsee entfernt. Ihre Eltern, ebenfalls jüdisch, waren der Kaufmann David (1851 - 1902 in Lauenburg) und ihre aus Strasburg/ Pommern stammende Mutter Hedwig, geb. David, (1862 - 1942 in Theresienstadt). Gertruds Geschwister kamen ebenfalls in Lauenburg zur Welt, Alice (1884 - 1943 in Auschwitz) und Martin (1886 - 1942 in Lauenburg). In dem Ort lebten um 1860 ca. 5300 Einwohner, davon ca. 260 Juden. Noch bis Mitte des 18. Jahrhundert zahlten Juden für ein Bleiberecht ein entsprechendes Schutzgeld an die Obrigkeit. Knapp hundert Jahre später, um 1850, existierte eine Synagoge, direkt hinter der evangelischen Kirche gelegen. Lauenburg entwickelte sich weiter, sodass zwanzig Jahre später ein Bahnhof gebaut wurde, dadurch siedelten sich neue Industriebetriebe an und die Zahl der Einwohner erhöhte sich.

Wir fanden keine Spuren davon, wie die zukünftigen Eheleute ihre Kinder- und Jugendzeit verbrachten. Ebenso wenig ist bekannt, wie sie sich kennenlernten. Jedoch heirateten Gertrud Fürstenberg und Arnold Aron Feibel am 24. Januar 1910 in Lauenburg. Wenige Monate später, im November, freuten sich die Eltern über die Geburt ihrer Tochter Kaethe (1910- 1942 in Raasiku/ Estland).

Irgendwann entschloss sich die kleine Familie ihre Heimat zu verlassen. Vielleicht gab Arnolds Bruder hierfür den Anstoß, der seit einiger Zeit in Hamburg lebte. Georg Feibel, ebenfalls als Kaufmann tätig, war seit April 1919 Mitglied der Jüdischen Gemeinde. Im Sommer des Jahres heiratete er seine Verlobte Frances Auguste Friedheim (1896 - 1998 USA), die aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie stammte. Am 22. Juli 1919 ließ sich die zugereiste Familie Feibel als neue Mitglieder der Jüdischen Gemeinde in Hamburg eintragen.

Eine passende Unterkunft fanden sie auf der Uhlenhorst in der Straße Immenhof, auch zu der Zeit schon eine sehr gute Wohngegend, wo sie bis Anfang der 1930er Jahre wohnten. Weswegen sie dann ca. 1932/ 1933 in die Hoheluftchaussee 93 verzogen, ist unbekannt. Vielleicht zwangen sie auch finanzielle Gründe dazu, bedingt durch die weltweite Wirtschaftskrise Ende der 1920 bis Anfang der 1930er Jahre.

Möglicherweise entwickelte sich zu dem Zeitpunkt ein Kontakt zur zukünftigen Schwiegerfamilie Wolff. Dazu werfen wir einen Blick zurück, auf den 24. August 1900 in Hamburg. An dem Tag heiratete der Kieler Ruben Hartwig Wolff (1869 - 1943) die Hamburgerin Jenny Bromberger (1875 - 1963). Das Ehepaar lebte zunächst in Kiel, wo deren drei Kinder Hartwig (1901), Marga (1903- 1987) und Ralf (1904) geboren wurden. Vier Jahre nach Ralfs Geburt verließ die Familie die Stadt an der Förde und lebte in der Wrangelstraße/ Hoheluft-West.

Dann war es soweit, am 4. Mai 1932 heirateten Kaethe Feibel und Ralf Wolff in Hamburg. Zu dem Zeitpunkt stand bereits fest, dass die jungen Eheleute berufsbedingt in Prag/ Tschechowslowakei (heute Tschechische Republik) leben würden. Doch schon zu der Zeit verdunkelten sich die Wolken so nach und nach für Jüdinnen und Juden im Deutschen Reich. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933, setzten sie im Laufe der Jahre ihre judenfeindliche Politik in die Tat um.

Zwei Monate später freuten sich die Familien über die Geburt der Enkelin Marion am 27. März 1933 in Prag. Wie intensiv sich angesichts der Entfernung der Kontakt zwischen den Familien gestaltete, wissen wir nicht.

Wenige Tage später, am 1. April 1933, fand mit dem Boykotttag gegen jüdische Geschäfte, Warenhäuser und Maßnahmen gegen Ärzte und Anwälte die erste größere organisierte Aktion gegen Juden im Deutschen Reich statt. Damit setzten die Machthaber ein sichtbares Zeichen, welche "Zukunft" ihnen bevorstand. Im Laufe der folgenden Jahre wurde ihnen fast alles verboten, was das Leben lebenswert gemacht hatte. Kein Kinobesuch, keine Straßenbahnfahrt, Haustiere durften sie auch nicht besitzen, dies nur eine kleine Auswahl der Verbote.

Das Ehepaar Feibel lebte bis zu ihrer Deportation in der Hoheluftchaussee 93. Gertrud und Arnold Aron Feibel erhielten für den 6. Dezember 1941 den Deportationsbefehl nach Riga. Sie wurden in das Außenlager des Gettos nach Jungfernhof deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Vermutlich wurden sie dort ermordet.

Welche Spuren fanden sich zu den Angehörigen der Familien Feibel und Wolff:
Kaethe, Ralf und Marion Wolff wurden am 10. Dezember 1941 von Prag nach Theresienstadt und von dort am 1. September 1942 mit einem Transport mit ca. 1000 Menschen nach Raasiku in Estland deportiert, wo sie nach einer fünftägigen Fahrt ankamen. Die Familie Wolff gehörte zu den 900 Deportierten, die zu dem entfernt gelegenen Ort (Kalevi-Liiva) verbracht wurden, wo ein Erschießungskommando schon auf sie wartete. Zum Gedenken an Kaethe, Ralf und Marion Wolff sind vor ihrer letzten Adresse in Prag drei Stolpersteine geplant.

Die Eltern der Fürstenberg-Kinder, Hedwig Fürstenberg, geb. David, (1862 in Strasburg/ Westpreussen - 1942 in Theresienstadt) und David Fürstenberg (1851 - 1902 in Lauenburg/ Pommern) lebten in Berlin. Hedwig Fürstenberg wurde am 14. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, ihr Todesdatum war der 26. September 1942.

Die älteste Schwester Alice Lesser, geb. Fürstenberg (1884 in Lauenburg - 1943 in Auschwitz) heiratete Lesser Schoeps (1866 in Neuenburg/ Westpreussen - 1943 in Auschwitz), sie lebten in Berlin. Von dort aus wurde das Ehepaar mit dem 30. Osttransport am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Zum Gedenken an Alice und Lesser Schoeps wurden vor ihrer letzten frei gewählten Adresse in Berlin Stolpersteine verlegt.

Martin Moshe Fürstenberg blieb seinem Geburtsort Lauenburg/ Pommern treu, wo er 1886 zur Welt gekommen war. Unter nicht geklärten Umständen starb er dort 1942. Seine Frau Edith (1897 in Lauenburg - 1942 in Auschwitz), geb. Scheidemann, wurde mit einem Osttransport über Berlin Anfang Juli 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Die Cousine der Geschwister Fürstenberg, Hildegard Abraham (1888 in Neustadt/ Westpreussen - 1953 in Buenos Aires/ Argentinien), verheiratet mit dem Chemiker Felix Abraham (1882 - 1931 in Hamburg) lebte zunächst in Berlin, wo ihre Töchter zur Welt kamen. Ab den 1920er Jahren verzog die Familie nach Hamburg. Felix Abraham starb 1931, er wurde er auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt. Wenige Jahre später entschloss sich die durch Heirat größer gewordene Familie (Schwiegersöhne und Enkelinnen) zur Emigration nach Argentinien.

Paula Feibel war mit Samuel Wollenberg verheiratet. Sie lebten in Mewe/ Westpreußen (heute Gniew/ Polen). Die älteste Tochter Bianca (1890 - 1976 in London/ England) heiratete Max Gabriel Berlowitz (1879 in Ostpreussen - 1944 in Auschwitz) und wohnten in Berlin. Von dort wurde das Ehepaar am 17. März 1943 nach Theresienstadt deportiert. Die Machthaber deportierten Max Gabriel Berlowitz am 23. Oktober 1944 nach Auschwitz, er überlebte nicht. Bianca Berlowitz hingegen blieb in Theresienstadt und wurde von den Alliierten befreit. Nach 1945 emigrierte sie zu ihren Kindern nach England. Zum Gedenken an das Ehepaar Berlowitz wurden vor ihrer letzten frei gewählten Adresse in Berlin Stolpersteine verlegt.

Nachdem Georg Feibel 1937 gestorben war, emigrierte die Witwe Frances Auguste Feibel zusammen mit den beiden Kindern Edgar (1922) und Lieselotte (1919) im Sommer 1939 in die USA. Georg Feibel fand seine letzte Ruhestätte auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel.

Jenny und Ruben Hartwig Wolff folgten im April 1939 ihrem jüngsten Sohn Hartwig in das sichere Südafrika, wohin dieser von Berlin aus geflüchtet war. Die Tochter Marga emigrierte mit ihrem Mann Alfred Max Cossen (1898- 1980) nach Australien.

Zur Erinnerung an Gertrud Feibel hinterlegte die Großcousine Ruth Charlotte Papernik, geb. Abraham, ein Gedenkblatt in Yad Vashem.

Stand: März 2022
© Sonja Zoder

Quellen: 1; 2; 4; 5; 8; StaH 314-15 (OFP) R1940/0743, FVg 4162; StaH 332-5/14207-198/1934, 332-5/14684-407/1936 Standesamt (Heiraten); StaH 332-5//981-509/1931 Standesamt (Sterbefall); StaH 351-11 (AfW) 2745, 4760; Stadtarchiv Kiel -Geburtenbuch-, SNG 1.9, Geburtenregister 1902-1904, Nr. 1085 StA I am 20.12.2020; URL: https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/135358-k-the-wolffova/, https://www.mappingthelives.org/bio/9a5cb304-8115-4ec3-8b13-2720ed540d40 jeweils am 20.12.2020; https://de.findagrave.com/memorial/213099937/k%C3%A4the-wolffov%C3%A1 am 6.1.2021; https://de.wikipedia.org/wiki/Raasiku am 6.12.2021; https://de.wikipedia.org/wiki/%C5%9Swiecie, https://collections.arolsen-archives.org/archive/, https://jfhh.org/suche.php, https://de.wikipedia.org/wiki/Landkreis_Lauenburg_i._Pom.,https://jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/k-l/1164-lauenburg-hinterpommern jeweils am 9.12.2021; https://hoheluftchaussee9193.wordpress.com/2021/09/20/uber-gertrud-und-arnold-feibel/ am 20.12.2021; https://yvng.yadvashem.org/index, https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/5893-max-berlowitz/; https://www.pamatnik-terezin.cz/prisoner/te-wolffova-marion, https://www.pamatnik-terezin.cz/prisoner/te-wolff-ralf, https://www.pamatnik-terezin.cz/prisoner/te-wolffova-kathe jeweils am 3.1.2022; https://www.stolpersteine-berlin.de/biografie/7758 am 22.1.2022; Dank an Christina Igla für die Informationen zu Raasiku in Estland. Dank gebührt ebenso Holger Artus, der umfassend zu der Arisierung des Wohnhauses Hoheluftchaussee 91/ 93 recherchierte.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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