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Bertha Fischborn (geborene Cohn) * 1881

Rothenbaumchaussee 34 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
BERTHA FISCHBORN
GEB. COHN
JG. 1881
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
3.8.1943

Weitere Stolpersteine in Rothenbaumchaussee 34:
Max Fischborn, Amalie Hirschbaum, Julius Hirschbaum

Bertha Fischborn, geb. Cohn, geb. 4.8.1881, Gedemütigt/Entrechtet, Flucht in den Tod, 3.8.1943
Max Fischborn,
geb. 14.8.1879, Gedemütigt/Entrechtet, Flucht in den Tod, 3.8.1943

Rothenbaumchaussee 34 (Rotherbaum)

Bertha Cohn war am 4.8.1881 als letztes von sechs Kindern der jüdischen Eheleute Michael Cohn und Charlotte Cohn, geb. Brager, in der Straße Beim Grünen Jäger 15/ Altona geboren worden. Berthas Eltern hatten am 21. Dezember 1875 in Hamburg geheiratet, als bereits drei von sechs Kindern geboren worden waren. Berthas Vater arbeitete als Kaufmann und Spediteur, ihre Mutter war als Stellenvermittlerin berufstätig. (Charlotte Cohn verstarb am 9. November 1902).

Wir wissen über Berthas Kindheit nur, dass sie nicht jüdisch erzogen wurde. Über ihre Schul- und sonstige Ausbildung ist nichts bekannt.

Am 2. Juni 1908 heirateten Bertha Cohn und Max Fischborn im Standesamt 2 in Hamburg.
Max Fischborn war nichtjüdischer Herkunft. Er kam als letztes von vier Kindern des Gastwirts und Hotelbesitzers Alexander Heinrich Adolph August Fischborn und seiner Ehefrau Catharina Margaretha Fischborn, geb. Bahr, am 14.8.1879 in der Hoheschulstraße 11/ Altona zur Welt. Seinen Eltern gehörte seit 1889 das Hotels Wiezel (niederländisch für Wehe) in der Straße Bei der Erholung 13 auf St. Pauli.

Max Fischborn hatte bei seinen Eltern früh gelernt, einen Gewerbebetrieb zu führen. Sein eingetragener Beruf lautete Handelsvertreter. Sein am 17. März 1890 in Hamburg verstorbener Vater hatte testamentarisch seine Frau und die Kinder zu Erben des Hotels eingesetzt. In den folgenden Jahren unterstützte Max Fischborn seine Mutter dabei, das Hotel zu führen. Nachdem sie am 3. September 1905 in Hamburg verstorben war, verkaufte er am 4. Mai 1906 das Hotel Wiezel.

Nachdem Bertha und Max Fischborn geheiratet haben, machten sie sich am 4. August 1908 mit einem Cafe am Gänsemarkt selbständig, das sie zwei Jahre später wieder verkauften.

Am 25. November 1909 eröffneten sie ein Restaurant am Alsterthor 22/ Ecke Ballindamm in der Altstadt, das großen Anklang fand. Besucher schwärmten von dem guten Essen. Dennoch mussten die Eheleute am 25. Februar 1920 Konkurs anmelden und das Restaurant schließen.

Ein drittes Mal machte sich das Ehepaar Fischborn mit einem Fischgeschäft selbständig, das sie von 1921 bis 1931 in der Königsstraße 21-23/ Altona (heute: Alte Königsstraße) betrieben. Fisch konnte Max Fischborn günstig am nahen Fischmarkt und der Fischauktionshalle (Altona) einkaufen. Im Adressbuch ließ er das Fischgeschäft unter dem Namen Bornfisch eintragen.

Das Ehepaar Fischborn besaß von 1901 bis 1931 Reisepässe, vermutlich für Reisen in andere Länder, um das Warenangebot abwechslungsreicher gestalten zu können.

Das einzige Kind des Ehepaares, Lotti, wurde am 20.8.1911 in Hamburg geboren und am 9. Februar 1912 in der St. Jacobi Kirche in Hamburg evangelisch getauft.

Seit 1914 wohnte die Familie in der Straße Beim Schlump 14/ Eimsbüttel und damit ganz in der Nähe von Berthas 85jährigen Vater Michael Cohn, dessen Pflege sie übernahm. Der Vater verstarb am 25. März 1917 in seiner Wohnung, er wurde auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel im Grab A X Nr. 682 neben seiner Frau beigesetzt.

Bertha und Max Fischborn wechselten 1921 bis 1930 in die Eppendorfer Landstraße 9, später in der Haynstraße 33.

Max Fischborn wurde am 23. Februar 1937 in "Schutzhaft" genommen. Die Gründe für die Verhaftung sind uns nicht bekannt. Er wurde am 16. März 1937 aus dem Polizeigefängnis Fuhlsbüttel (Kolafu) wieder entlassen.

Das Ehepaar lebte ab 1939 in der Rothenbaumchaussee 34/ Rotherbaum.

Immer wieder forderte die Gestapo sie – wie andere Mischehepaare auch – auf, sich scheiden zu lassen. Dies verweigerten sie. Gestapo-Kontrollen erschwerte ihr Leben, so dass das Ehepaar beschloss, gemeinsam Selbstmord zu begehen.

In ihrer Wohnung in der Rothenbaumchaussee 34 nahmen Bertha und Max sich am 3. August 1943 mit Schlafmitteln das Leben. Die Beisetzung erfolgte auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel am 4. November 1943 in zwei nebeneinanderliegenden Gräbern.

Der komplette Haushalt des Ehepaares Fischborn mit der Kleidung, den Möbeln und dem Schmuck wurde im Januar 1944 versteigert. Der Erlös betrug 7.326,50 RM. Das Geld wurde von der Oberfinanzdirektion zugunsten des Deutschen Reiches vereinnahmt.

Zum Schicksal der einzigen Tochter von Bertha und Max Fischborn:
Lotti Fischborn, die offensichtlich eine höhere Schuldbildung abgeschlossen hatte und studierte, musste 1934 ihr Medizinstudium abbrechen. Sie flüchtete am 10. Dezember 1934 mit dem Dampfer "Usambara" nach Südafrika. Am 16. Januar 1935 gelangte sie in Kapstadt an. Dort heiratete sie später Gustav Alwin Fischer (geb. 11.12.1908), setzte ihr Studium in Johannesburg fort und bestand am 4. August 1939 ihre Abschlussprüfung. Lotti Fischer arbeitete dann als praktische Ärztin in Johannesburg.

Zum Schicksal der Geschwister von Bertha Fischborn:
Emma Cohn (geb. 1.7.1871) beging am 15. Juli 1942 angesichts der Deportation nach Theresienstadt mit Schlafmitteln Suizid. An sie erinnert ab 2021 ein Stolperstein.

Selma Schümann, geb. Cohn, (geb. 9.5.1876) beging nur drei Tage nach ihrer Schwester Emma am 17. Juli 1942 mit Morphin Spritzen Selbstmord. Sie hatte den Austernkeller am Jungfernstieg betrieben. Der Stolperstein für Selma liegt am Jungfernstieg 34/ Neustadt. Siehe: www.stolpersteine-hamburg.de

Julius Cohn (geb. 2.7.1872) starb am 18. November 1872 in Hamburg. Er wurde auf dem jüdischen Grindelfriedhof beigesetzt.

John Kronach (ursprünglich Cohn) (geb. 5.8.1874) heiratete Ella Baumann. Sie verstarb in Hamburg am 9. Januar 1928 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt. John beging am 14. Juli 1942 mit Schlafmitteln Selbstmord. Für ihn liegt ein Stolperstein in der Hegestraße 41/Eppendorf. Siehe www.stolpersteine-hamburg.de. Der einzige Sohn Fritz Kronach (geb. 20.12.1909) konnte 1939 flüchten.

Caecilie Cohn (geb. 30.4.1877) wurde am 7. März 1930 in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Wo sie beigesetzt wurde, konnte nicht festgestellt werden.

Stand: November 2020
© Bärbel Klein

Quellen: StaH; 1; 2; 4;5; 8;213-8_Ablieferung 2, 451aE, 1a; Schutzhaft Max Fischborn; 213-13_6054 Fischer; 213-13_6055 Fischborn; 213-13_10033 Kronach; 213-13_15945 Cohn; 213-13_29186 Fischborn; 214-1_246 Fischborn; 231-5_4343; 232-3_H12575 Testament Fischborn; 311-2 IV_DV I C 4 e II D 5 a, Wiezel Hotel; 332-7_B III Nr 15277; 331-5_3 Akte 1167/1942 Cohn; 351-11_9309 Schümann; 351-11_35162 Kronach; 351-11_37055 Fischer; 351-11_32899 Fischer; 411-2_II N 5629 Brager; 522-1_1076 Friedhof Ohlsdorf; 332-3_966/1871; 332-3_1123/1872; 332-3_1372/1874; 332-5_2290/1876; 332-5_2140/1877; 332-5_2183/1881; 332-5_1601/1902; 332-5_2140/1908; 332-5_282/1908; 332-5_333/1908; 332-5_288/1913; 332-5_224/1917; 332-5_137/1930; 332-5_351/1942; 332-5_377/1942; 332-5_514/1942; 332-5_279/1943; 332-5_280/1943; 741-4_K2448; 741-4_4424; 741-4_K4682; 741-4_K6070; 741-4_K6670; www.ancestry.de; www.wikipedea.de (01.11.2020).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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