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Moritz Asser * 1899

Nobistor 28 (ENDO-Klinik) (Altona, Altona-Altstadt)


HIER WOHNTE
MORITZ ASSER
JG. 1899
VERHAFTET 1939
KZ FUHLSBÜTTEL
ZUCHTHAUS FUHLSBÜTTEL
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
MINSK

Weitere Stolpersteine in Nobistor 28 (ENDO-Klinik):
Ingeborg Asser

Moritz Asser, geb. am 24.1.1899 in Altona, 1939-1941 im KZ und Zuchthaus Fuhlsbüttel inhaftiert, deportiert am 8.11.1941 ins Getto Minsk, ermordet
Ingeborg Asser, geb. am 6.1.1910 in Hamburg, deportiert am 24.3.1943 ins Getto Theresienstadt, weiterdeportiert ins Vernichtungslager Auschwitz am 15.5.1944, weiterdeportiert ins KZ Stutthof, ermordet

Nobistor 28/ENDO-Klinik (Große Bergstraße 9), Altona-Altstadt

Die Geschwister Moritz und Ingeborg Asser kamen als Kinder von Leo Asser und seiner Frau Veronika, geb. Sommer, zur Welt. Der Vater, geboren am 29. September 1869, betrieb einen Produktenhandel (Schrotthandel) in Altona; die Wohnung der Familie und das Lager für den Verkauf von Alteisen befanden sich in der Großen Bergstraße 9. Schon der Großvater väterlicherseits, Moses Asser, stammte aus Altona, wo er 1838 geboren worden war.

Moritz und Ingeborg Asser hatten drei weitere Geschwister: Karoline, geboren am 22. Oktober 1895, Erna, geboren am 6. Juli 1897, und Alfred, geboren am 26. Februar 1902.

Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1915 – bestattet wurde er auf dem jüdischen Friedhof am Bornkampsweg – heiratete die Mutter in zweiter Ehe den Kaufmann Max Wolff.

Moritz Asser wurde als Handelsvertreter tätig. 1939 wurde er festgenommen und im Gefängnis Fuhlsbüttel inhaftiert. Das Landgericht Hamburg verurteilte ihn am 2. Februar 1940 wegen "Rassenschande" zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft. Angeblich sollte er mit einer nichtjüdischen Prostituierten, die er in Mannheim kennengelernt habe, ein "eheähnliches Verhältnis" eingegangen sein. Er habe ihr in Hamburg Wohnung und Arbeit verschafft. 1937 sei das Verhältnis gelöst worden, nachdem eine Heiratserlaubnis illusorisch geworden sei. Seit 1935 hatten die Nürnberger Gesetze außereheliche Beziehungen zwischen jüdischen und nichtjüdischen Partnern und Partnerinnen unter Zuchthausstrafe gestellt. Ob Moritz Asser seine Haftstrafe absaß, ob er kurz freigelassen und dann sofort deportiert wurde, ist nicht bekannt.

Am 8. November 1941 wurde er ins Getto Minsk deportiert, wo er ermordet wurde.

Der Deutsche Bundestag hob 1998 alle Urteile wegen "Rassenschande" auf.

Die Schwester Ingeborg Asser wurde am 24. März 1943 ins Getto Theresienstadt deportiert, gelangte von dort mit einem weiteren Transport am 15. Mai 1944 nach Auschwitz und wurde weiterdeportiert ins KZ Stutthof, wo sie ums Leben kam.

Der Bruder Alfred Asser hatte ein heimliches Verhältnis mit Ella Eckstein, geboren in Mecklenburg-Vorpommern, aus dem 1935 der unehelich geborene Sohn Ralf hervorging. Im selben Jahr emigrierte Alfred Asser, der als Schiffsingenieur zur See fuhr, über den italienischen Überseehafen Triest nach Haifa, Palästina.

Die Schwester Erna Asser heiratete Henry Steinberg und brachte 1923 und 1924 zwei Kinder zur Welt: Irmgard und Rolf. Nach ihrem frühen Tod im Jahr 1927 nahm Henry Steinberg in zweiter Ehe seine Schwägerin Karoline, geb. Asser, zur Frau. Am 21. August 1929 kam der Sohn Kurt zur Welt.

Mit dem ersten Großtransport Hamburger Juden und Jüdinnen am 25. Oktober 1941 wurden Henry, Karoline und Kurt Steinberg ins Getto Lodz deportiert. Henry Steinberg starb dort schon im ersten Jahr, Mutter und Sohn wurden bei der Auflösung des Gettos im Juli 1944 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo Karoline Steinberg im Gas ermordet wurde. Der 15-jährige Kurt, der sich als 17-Jähriger ausgab und einem Arbeitskommando zugeteilt wurde, überlebte seine Inhaftierung in den Konzentrationslagern Auschwitz, Mauthausen und Sachsenhausen. Nach dem Krieg wanderte er unter dem Namen Curtis Stanton nach England aus und ließ sich später mit seiner Familie in Brasilien nieder.

Für Henry und Karoline Steinberg liegen Stolpersteine im der Hirtenstraße 55 in Hamburg-Hamm.

Stand: Juli 2017
© Birgit Gewehr

Quellen: 1; 4; 5; 8; StaH 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, 1024; StaH 241-1 I Justizverwaltung I, 10357 (= 741-4 Fotoarchiv, A 251); Gespräch mit Ralf Bollhorn, Neffe, 19.5.2015; Biografien zu Karoline und Henry Steinberg von Hildegard Thevs, siehe www.stolpersteine.hamburg.de.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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