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Regina Friedrichs (geborene Bonn) * 1875

Ohlendorffstraße 11 (Hamburg-Mitte, Hamm)

1942 Theresienstadt
1944 Auschwitz ermordet

Regina Friedrichs, geb. Bonn, geb. 25.10.1875, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, deportiert am 15.5.1944 nach Auschwitz

"Frau Fr. ist Mitglied der Reichsvereinigung und beitragspflichtig ab 1.7.39."

Dieser handschriftliche Vermerk unter einem Brief des Jüdischen Religionsverbandes Hamburg vom 6. August 1941 an Regina Friedrichs nahm ihr den Rest an Hoffnung auf ein sorgloses Alter, wie sie und ihr Mann es geplant hatten, endgültig.

Regina Friedrichs wurde am 25.10.1875 als Regina Bonn in Hamburg geboren. In dem oben erwähnten Schreiben ging es um die Klärung ihrer Abstammung. Dass ihr Vater, Nehemias gen. Emil Bonn, sowohl nach der Religion als auch im Sinne der Nürnberger Gesetze Jude war, stand außer Zweifel. Aber die Abstammung ihrer Mutter Mathilde, geb. Gumpel-Fürst, war nicht zweifelsfrei. Deren Eltern waren Meyer Jacob Gumpel-Fürst und Hannchen, geb. Bonn. Bei der Volkszählung 1939 wurde ein Elternteil als Nichtjude angegeben. Emil und Mathilde Bonn wurden auf dem Jüdischen Friedhof in Ohlsdorf bestattet – ein weiterer Hinweis auf ihre Zugehörigkeit zum Judentum. Das galt allerdings nur für die NS-gesetzliche Zuordnung. Regina Friedrichs und ihr Mann Harry waren evangelisch.

Harry Friedrichs wurde am 27.11.1862 in Warin/Meckl. geboren. Wann er nach Hamburg kam und heiratete, ist unbekannt. Von 1930 bis 1942 wohnte die Familie in der Ohlendorffstraße. Harry Friedrichs verdiente seinen Lebensunterhalt bei der Post. Dort stieg er bis zum Postrat auf und erhielt dementsprechend eine gute Pension. Daneben sorgte er finanziell für alle Fälle vor. Regina und Harry Friedrichs hatten drei Töchter. Eine Tochter starb mit einem Jahr, eine andere mit 45 Jahren. Nur Alice, geb. am 15.9.1904 in Hamburg, verheiratet mit einem Nichtjuden und Mutter einer Tochter, erlebte das Kriegsende.

Reginas verwitwete Mutter zog in die Nähe ihrer Tochter, Lohhof 15, und später ganz zu ihr in die Ohlendorffstraße 11. Dort starb sie.

Im Juni 1939 prüfte der Oberfinanzpräsident Harry Friedrichs’ Einkommen und Vermögen. Da es sich im Wesentlichen um Wertpapiere handelte, wurde keine Sicherungsanordnung erlassen. Eine Auswanderungsabsicht wurde wegen des hohen Alters und schlechten Gesundheitszustands Harry Friedrichs’ auch nicht unterstellt.

Im März 1940 war der Stand der Finanzen insofern verändert, als er durch verschiedene Abgaben gemindert war. Nun genehmigte der Oberfinanzpräsident einen monatlichen Freibetrag von 400,– RM für den Lebensunterhalt; die Erstattung der regelmäßig anfallenden Gesundheitskosten musste Harry Friedrich jedes Mal beantragen.

Nach seinem Tod am 29. September 1940 wurde die Pension auf den gesetzlichen Betrag von 60% gekürzt. Der Freibetrag wurde im folgenden Jahr herabgesetzt.

Das Ehepaar Harry und Regina Friedrichs hatte sich gegen die Zwangsmitgliedschaft in der Reichsvereinigung wie auch gegen andere Zwangsmaßnahmen gewehrt. Auch als Witwe begehrte Regina Friedrichs weiter auf. So wurde sie am 14. Januar 1942 zu einer Geldstrafe von 200,– RM bzw. zwei Wochen Gefängnis verurteilt, weil sie den Zwangsnamen Sara nicht rechtzeitig eintragen ließ. (Diese Strafe wurde per 3.6.1947 im Strafregister getilgt.) Bis 1941 widersetzte sie sich, als Mitglied der Reichsvereinigung geführt zu werden, wie das oben zitierte Schreiben zeigt. Mit jenem Bescheid war die Nachzahlung hoher Steuern verbunden, aber auch das Recht auf die Fürsorge der Gemeinde für sie, als sie schließlich Anfang 1942 die vertraute Wohnung verlassen musste.

Sie fand in der Bornstraße 25 vorübergehend Unterkunft. Dann wurde ihr ein halbes Zimmer im Nanny Jonas-Stift, einem "Judenhaus", Agathenstraße 3, zugewiesen. Von dort wurde sie am 15. Juli 1942 in das Getto Theresienstadt deportiert. Ihre Tochter Alice erhielt von ihr noch Postkarten. Auf einer hieß es: "Wenn Du Bekannte siehst, kannst Du berichten, dass ich mutig und hoffnungsfreudig bin."

Am 15. Mai 1944 wurde Regina Friedrichs unter der Transport-Nr. Dz 955 nach Auschwitz deportiert. Seither gibt es keine weitere Nachricht von ihr.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 2 R 1940/199, R 1941/178; 4; 5; 7; StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, 992 d – Steuerakten Bd. 9; 992 e 2 Deportationslisten Band 5; BA Bln., Volkszählung 1939; AfW 251075; Jüdische Stätten in Hamburg. Hrsg. vom Institut für die Geschichte der deutschen Juden und der Landeszentrale für politische Bildung. Hamburg 1995, Nr. 77.

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