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Jenny Bernfeld (geborene Mayer) * 1895

Beim Schlump 54 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


HIER WOHNTE
JENNY BERNFELD
GEB. MAYER
JG. 1895
ABGESCHOBEN 1938
ZBASZYN / POLEN
DEPORTIERT
AUSCHWITZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Beim Schlump 54:
Ruth Bernfeld

Jenny Bernfeld, geb. Mayer, geb. am 15.3.1895 in Hamburg, am 28.10.1938 abgeschoben nach Zbaszyn, in Auschwitz ermordet
Ruth Bernfeld, geb. 1.2.1923, am 28.10.1938 abgeschoben nach Zbaszyn, 1940 in das Getto Krakau deportiert

Beim Schlump 54

Die jüdischen Hamburgerinnen Jenny und Ruth Bernfeld, Mutter und Tochter, wurden im Zuge der "Polenaktion" nach Zbaszyn abgeschoben, im damaligen Generalgou­ver­ne­ment verlieren sich ihre Spuren. Sie galten als Polinnen, weil der Ehemann und Vater Samuel Bernfeld in Galizien geboren worden war und nach dem Ersten Weltkrieg die polnische Staats­an­ge­hö­rigkeit erhielt. Da Samuel Bernfeld selbst sich zu dem Zeitpunkt auf Ge­schäftsreise be­fand, als die polnischen Juden aus Hamburg abgeschoben wurden, überlebte er durch diesen Zufall.

Der Vater von Jenny Mayer war der Konditor Abraham Mayer (geb. 10.6.1865 in Kob­lenz, de­portiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, dort gestorben am 23.4.1944), die Mut­ter hieß Friederike Mayer, geb. Rothschild. Als Jenny geboren wurde, lebte die Familie im Neuen Steinweg 76. Jenny hatte mindestens sechs Geschwister: Paula Lange, geb. Mayer (geb. 20.3.1891 in Kassel), Abraham Alex Mayer (geb. 28.8.1892 in Kassel), Call­mann Carl Mayer (geb. 8.12.1893 in Hamburg), Hedwig Kretsch, geb. Mayer (geb. 9.11.1901 in Hamburg), Ger­trud Wilkending, geb. Mayer (geb. 30.11.1905 in Hamburg) und Elsa Jassy, geb. Mayer (geb. 10.4.1907 in Hamburg). Die Familie Mayer hatte wohl bis 1892 längere Zeit in Kassel ge­­lebt, wo die beiden ersten Kinder geboren wurden, und war dann nach Hamburg gezogen. Ein Abraham Mayer ist im Adressbuch 1900 als "Con­ditor" verzeichnet mit der Adresse Grindelhof 35a, Haus 4, vermutlich Jennys Vater.

Jenny Mayer und Samuel Bernfeld heirateten am 10. März 1922 in Hamburg. Bis dahin hatte Jenny mit ihrer Familie in der Bismarckstraße 125 gewohnt. Ihr Bruder Carl fungierte als Trau­zeuge. Im März 1924 gebar Jenny einen Sohn, der nach ihrem Bruder Carl genannt wurde und mit elf Jahren im März 1935 im Israelitischen Krankenhaus verstarb. Drei Jahre später wurde die Tochter Ruth geboren.

Samuel Bernfeld stammte aus Tysmienika in Galizien. Sein Vater war früh verstorben. Mit zehn Jahren verließ Samuel die Schule, um seiner Mutter im Geschäft zu helfen. Mit 13 konnte er eine Lehre in Stanislaw beginnen. Dort lebte er bis 1903 und ging dann zu Ver­wandten nach Dresden, wo er Arbeit bei der Zigarettenfabrik "Monopol" fand. 1912 wechselte er für diese Firma nach Hamburg. Später arbeitete er für die Zigarettenfabriken "Mo­nopol" und "Enver Bey", zuletzt für die Zigarettenfabrik "Derwisch" in der Spalding­straße. Im Juni 1939 erhielt er den Ausweisungsbefehl. Der Inhaber der Firma "Derwisch", Weli Der­wisch, türkischer Her­kunft, stellte ihm ein sehr gutes Zeugnis aus. Vielleicht half er Sa­muel Bern­feld, in die Türkei zu flüchten.

Es muss für Samuel Bernfeld ein Schock gewesen sein, als er nach Hamburg zurückkehrte und Frau und Tochter nach Zbaszyn verschleppt worden waren. Eigentlich wartete er mit Frau und Kind auf ein Visum für die USA und hatte den Hausstand schon zum Versand eingelagert. Nun musste er die Wohnung Beim Schlump 54 aufgeben und sich ein Zimmer zur Untermiete nehmen. Als er aus Hamburg flüchtete, wohnte er in der Moltkestraße 1 (bei Brandl). Im Juli 1939 floh er in die Türkei, zwei Jahre später von dort nach Palästina.

Wie es Jenny und Ruth Bernfeld nach der Abschiebung erging, wissen wir nicht. Die letzte Nachricht von Frau und Tochter erreichte Samuel Bernfeld in Palästina, sie hatten ihm aus Wolbrom im Generalgouvernement eine Karte geschickt. Wolbrom liegt südlich von Lodz und nördlich von Krakau. Ruth soll 1940 ins Krakauer Getto gelangt sein. Was dann mit ihr geschah, ist nicht bekannt. Jenny wurde in Auschwitz ermordet.

© Susanne Lohmeyer

Quellen: 5; StaH 332-5 Standesämter, 2371 und 1035/1895; StaH 351-11 AfW, 9000, 17097 und 45708; HAB II 1937, 1939, 1940.

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