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Agathe Blanck
© Privatbesitz

Agathe Blanck (geborene Coutinho) * 1876

Isestraße 36 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1941 Lodz

Weitere Stolpersteine in Isestraße 36:
Maximilian Bermann, Lina Karoline Bermann, Anita Coutinho, Carl Frank, Else Frank, Laura Heldberg, Walter Heldberg, Eduard Meyer, Berta Meyer, Arnold Meyer, Frieda Meyer

Agathe Blanck, geb. Coutinho, geb. 10.11.1876 in Hamburg, am 25.10.1941 deportiert nach Lodz
Anita Coutinho, geb. 31.7.1875 in Hamburg, am 25.10.1941 deportiert nach Lodz, am 29.4.1942 gestorben

Agathe Blanck stammte aus einer alt eingesessenen portugiesisch-jüdischen Hamburger Fa­mi­lie. Ihr Vater, Isaac Mendes Coutinho, verheiratet mit Pauline, geb. Meyer, war Mitinhaber der Firma Coutinho & Meyer, Kunst- und Tiefdruck.
Bis zu ihrer Heirat mit dem Tierarzt Emil Blanck im Jahre 1906 studierte Agathe Coutinho Ge­sang. 1907 wurde eine Tochter, Rose Lotte, geboren, zwei Jahre später kam die Tochter Carmen zur Welt.

Emil Blanck starb 1931. Zu der Zeit hatten beide Töchter ihre Schulausbildung an der Klosterschule in Hamburg beendet, Carmen war erfolgreich in ihrem Beruf als medizinisch-technische Assistentin und betrieb zeitweise ein eigenes Chemisches Labor, das ihr viel Anerkennung eintrug. Sie wanderte 1936 nach England aus. Dort trat sie als Schauspielerin in kleineren Bühnenrollen auf.

Ihre Schwester Rose Lotte strebte zunächst den Beruf einer Fürsorgerin an, nahm dann 1930 das Studium mit Berufsziel Volksschullehrerin an der Universität Hamburg auf, brach es aber ab, als ihr Vater starb. Später absolvierte sie einen Stenographiekurs, wurde aber aus "rassischen Gründen" nicht zur Prüfung zugelassen. Sie verdiente ihr Geld dann unter anderem als Hausangestellte. 1933 brachte sie in Altona einen Sohn zur Welt, dessen Vater sie erst 1939 in England heiraten konnte, wohin sie im Herbst 1937 mit dem Kind emigriert war. Dort arbeitete sie im Boardinghouse der Schwiegereltern der Schwester Carmen.
Nach der Auswanderung der jüngeren Tochter gab Agathe Blanck die große Wohnung in der Eppendorfer Landstraße auf und zog zunächst mit ihrer älteren Tochter und deren Sohn in die Großheidestraße, später dann, als auch die zweite Tochter ausgewandert war, zu Anita Coutinho, einer Cousine, in die Isestraße.
Sie bezog ein regelmäßiges kleines Einkommen aus dem Erbe ihres Vaters und schlug auch des­­wegen das Angebot aus, mit nach England zu emigrieren.

Wie die Töchter im Wiedergutmachungsverfahren erklärten, hatten sie "die naive Idee", die Mutter in ein bis zwei Jahren nach England nachkommen zu lassen. Immerhin hatten sie bis 1941 Briefkontakt zur Mutter auf dem Umweg über Dänemark und die USA. So wussten sie, dass ihre Mutter noch bis zu ihrer Deportation Verbindung zu alten Freundinnen hatte. Agathe Blanck stand für die Deportation nur auf der Reserveliste, vielleicht ging sie "freiwillig" mit Anita Coutinho nach Lodz. Über einen Cousin aus Dänemark kam Ende November 1941 die Nachricht aus Lodz nach Hamburg, dass Agathe Blanck dort in der Mühlgasse, wahrscheinlich zusammen mit Anita Coutinho, untergebracht war. Wir wissen nicht, wann sie dort zu Tode kam.

Anita Coutinho gehörte derselben portugiesisch-jüdischen Familie wie Agathe Blanck an. Ihre Eltern waren Joseph Coutinho und seine Frau Lea, geborene Rocomora. Über Anita Coutinhos Leben ist uns leider außer den Daten nichts bekannt. Auf der Deportationsliste wurde ihr Beruf mit "Hausangestellte" angegeben. Sie starb in Lodz am 29. April 1942.

© Christa Fladhammer

Quelle:1; 8; www.joodsmonument.nl; StaH, 522-1 Jüd. Gemeinden, 992 e 2 Bd.1; AfW 201176; 050207; 280809; Janna Warberg Schous arkiv, opbevaret af Selskabet for Dansk-Jodisk Historie, Schreiben A. Zeckendorf am 2.11.1941 an Janna Schous, mit Erlaubnis von Dr. Vilhjálmur Örn Vilhjálmsson, Copenhagen; Auskunft Susan Johannsen telefonisch und per E-Mail am 21.1.2010.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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