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Natalie Buchbinder (geborene Neumann) * 1862

Gottorpstraße 31 (Altona, Othmarschen)

1942 Theresienstadt
ermordet 05.12.1942

Natalie Buchbinder, geb. Neumann, geb. am 26.1.1862, am 19.7.1942 deportiert nach Theresienstadt, dort gestorben am 5.12.1942

Gottorpstraße 31

"Witwe ohne Religion" lautete ein Vermerk in Nathalie Buchbinders Todesfallanzeige im Getto Theresienstadt. Ihr Atheismus hatte sie jedoch nicht davor bewahrt, wegen ihrer jüdischen Herkunft registriert, verfolgt und deportiert zu werden.

Natalie Buchbinder wurde am 26. Januar 1862 (laut Eintrag in der Kultussteuerkarte der Jüdischen Gemeinde) in Radwanitz (Radwanowice/Chrzanow) in Galizien geboren als Tochter von Emanuel Neumann und seiner Frau Caroline, geborene Löw. Sie besaß die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit. Später heiratete sie Leopold Buchbinder; das Ehepaar hatte keine Kinder. Vermutlich ab 1933 lebte sie in Altona-Othmarschen in einem Mitte der 1920er Jahre erbauten Haus in der Gottorpstraße 31. Ihr Mann war inzwischen verstorben, das Adressbuch Altona verzeichnete sie als Witwe.

Personen jüdischer Herkunft mussten sich ab dem 5. Juni 1939 als Zwangsmitglieder der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland registrieren lassen. Auch für Natalie Buchbinder wurde in dem Jahr eine Kultussteuerkarte beim Jüdischen Religionsverband Hamburg, der als Zweigstelle der Reichsvereinigung arbeitete, angelegt. Bei der Aufnahme notierte man auf ihrer Karte, sie sei "glaubenslos".

Am 19. Juli 1942 wurde Natalie Buchbinder ins Getto Theresienstadt in der besetzten Tschechoslowakei deportiert, in einem Transport von insgesamt 803 Menschen. Nur 93 von ihnen sollten überleben. Gemeinsam mit ihr musste auch ihre zwei Jahre jüngere Schwester Sidonie Leicht, geb. Neumann, den Zug ins Getto besteigen. Am 20. Juli kamen sie in Theresienstadt an. In der alten Festung wurde Natalie Buchbinder im Gebäude A II, Zimmer 20, einquartiert. Diese sogenannte Jägerkaserne wurde als Unterkunft für alte Menschen und als Quarantänestation sowie für die Desinfizierung und "Entwesung" persönlicher Sachen genutzt.

Die Achtzigjährige überlebte den entbehrungsreichen Winter in Theresienstadt nicht, sie starb noch im selben Jahr. Der behandelnde Arzt notierte auf der Todesfallanzeige Sterbetag und -stunde: 5. Dezember 1942 um 17 Uhr. Als Todesursache gab er an: "Altersschwäche" und "Marasmus Senilis", was auf eine Unterernährung hinwies.

Natalie Buchbinders Schwester Sidonie Leicht starb einen Monat später am 2. Januar 1943 im Getto.

Stand September 2015

© Birgit Gewehr

Quellen: 1; 3; 4; 5; 7; 8; AB Altona, StaH 522-1 Jüdische Gemeinden, 992 m 1 Band 2 (Ankunftslisten der von Hamburg in das KZ Theresienstadt deportierten Juden, Ankunft 20.7.1942).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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