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Auguste Devrient (geborene Sauthoff) * 1870

Friedhofstraße 11 (Harburg, Eißendorf)


HIER WOHNTE
AUGUSTE DEVRIENT
GEB. SAUTHOFF
JG. 1870
EINGEWIESEN 1943
HEILANSTALT LANGENHORN
"VERLEGT" 21.7.1943
HEILANSTALT HADAMAR
ERMORDET 24.7.1943

Auguste Devrient, geb. Sauthoff, geb. am 24.4.1870 in Harburg, am 17.5.1943 eingewiesen in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn, 'verlegt' in die Landesheilanstalt Hadamar am 21.7.1943, dort ermordet am 24.7.1943

Stadtteil Harburg, Eissendorf, Friedhofstraße 11

Auguste Devrient wurde am 24.4.1870 in Klein Heimfeld/Kreis Harburg geboren. Über ihre Kindheit, Jugend und Schulbesuch ist uns nichts bekannt.

Am 6. Dezember 1902 heiratete sie den am 27.11.1876 geborenen Arbeiter Friedrich Devrient. Das Ehepaar bekam zwei Töchter: Frieda und Margarethe. Die Familie wohnte in der Friedhofstraße 11.

Wegen einer schweren Erkrankung wurde die inzwischen verwitwete Auguste Devrient am 4. April 1943 ins Allgemeine Krankenhaus Harburg eingeliefert. Nach einer dreiwöchigen Behandlung erfolgte eine schwierige Operation, die ohne Komplikationen verlief. Nach der Operation und der langen Narkose traten aber, wie es in der Krankenakte heißt "auf dem Boden einer Altersdemenz schwere Verwirrungszustände auf, die ein Verbleiben auf einer Krankenstation unmöglich machten."

Die Patientin wurde am 17. Mai 1943 in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn eingewiesen.

Die Tochter Frieda kümmerte sich um die Angelegenheiten ihrer Mutter nach deren Aufnahme in Langenhorn: Die Lebensmittelkarten mussten zurückgegeben und die Kostenübernahme von 5 Reichsmark pro Tag geregelt werden. Die AOK Sektion Harburg verweigerte die Kostenübernahme für die Unterbringung mit der Begründung, dass "es sich nicht um eine Krankheit im Sinne der R.V.O. handelt." Es wurde dann aber festgelegt, dass "für das Mitglied, die Rentnerin Auguste Devrient, ein Anspruch bis zum 3.10.43 besteht."

Doch schon am 21. Juli 1943 wurde die Patientin nach Hadamar 'entlassen'. Hadamar war eine Tötungsanstalt. Die Ermordung der Menschen geschah in Hadamar in Form von Gas, Überdosierung mit Medikamenten und durch Mangelernährung.

In Auguste Devrients Krankenakte der Landesheilanstalt Hadamar findet sich drei Tage später, am 24. Juli 1943, der Vermerk: "Dauernd bettlägerig. In den letzten Tagen rapider Verfall + Herzschwäche, erholte sich nicht mehr, heute exitus ..."

Die Tochter wurde nicht über den Tod der Mutter informiert. In einem Brief vom 6. August 1943 erkundigte sie sich nach dem Befinden ihrer Mutter und fragte an, ob ein Besuch möglich sei. Die Landesheilanstalt Hadamar antwortete "Wir haben Sie sofort telegrafisch von dem Todesfall benachrichtigt, aber anscheinend ist Ihnen das Telegramm, vermutlich durch den Terrorangriff auf Hamburg, nicht zugestellt worden".

Stand: August 2020
© Margrit und Helmut Rüth

Quellen: Adressbuch Harburg-Wilhelmsburg 1930, 1932; StaH 352-8/7 Abl. 1/1995 Nr. 31605; Hamburger Gedenkbuch Euthanasie. Die Toten 1939-1945, Berlin/Hamburg 2017, S. 151.

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