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Herbert Eyck * 1901

Marienthaler Straße 15 (Hamburg-Mitte, Hamm)


HIER WOHNTE
HERBERT EYCK
JG. 1901
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
RIGA

Herbert Eyck, geb. 19.12.1901 in Berlin, deportiert am 6.12.1941 nach Riga, Jungfernhof

Marienthaler Straße 15

Herbert Eyck und sein sieben Jahre älterer Bruder Kurt stammten aus einer Berliner jüdischen Familie und kamen ohne ihre Eltern, den Kaufmann Sally Eyck und Isabella, geb. Busch, nach dem Ersten Weltkrieg nach Hamburg, angezogen durch die Arbeitsmöglichkeiten des Hafens. Sie fuhren zur See, belegt sind Fahrten von Kurt 1923 als Matrose auf der Arfeld nach New Orleans und von Herbert 1924 als Heizer auf der Rödelheim nach Wilmington/North Carolina und Galveston/Texas.

Kurt meldete 1925 einen Hausierhandel mit Rohprodukten wie Blumen, aber auch mit Bildwerken, an. 1928 erwarben die Brüder einen gemeinsamen Gewerbeschein für den Handel mit Obst, Spielwaren, Altpapier u.a. Sie wohnten am Hammer Deich.

Beide Brüder heirateten Nicht-Jüdinnen, Kurt am 24. November 1925 Gertrud Riedrich, Herbert fünf Jahre später, am 21. Mai 1930, Frieda Leinung, geb. 7.11.1910 in Frankfurt/M.

Kurt brachte eine Tochter mit in die Ehe, Else, geb. 20.8.1920, Herbert wurde der Vater zweier Töchter: der am 30.3.1931 geborenen Edith und der nach ihrer Mutter benannten Frieda, geb. 14.7.1932. Beide Kinder wurden getauft und gehörten wie ihre Mutter der ev.-lutherischen Kirche an. Herbert Eyck trat am 3. Februar 1936 in die Deutsch-Israelitische Gemeinde in Hamburg ein. Da er als erwerbslos galt, zahlte er keine Gemeindesteuer.

Herbert und Frieda Eycks Ehe wurde am 24. Mai 1936 geschieden. Damit verlor Herbert Eyck den geringen Schutz, den ihm eine "privilegierte Mischehe" bot. Bei wem die Kinder lebten, geht aus den vorhandenen Unterlagen nicht hervor.

1938 wurde den Brüdern die Gewerbeerlaubnis entzogen. Kurt fand eine Anstellung als Bote in der Wäscherei Gustav Welscher. Welche Tätigkeit Herbert ausübte, ist nicht bekannt.

Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 wurden auch die jüdischen Gemeinden von Altona, Harburg-Wilhelmsburg und Wandsbek der Hamburger jüdischen Gemeinde zugeschlagen, die ab 1938 in "Jüdischer Religionsverband e.V." umbenannt wurde. Wer aufgrund der Nürnberger Rassegesetze als Jude oder Jüdin galt, gehörte ihm zwangsweise an. Freiwillig hingegen war für "Mischlinge" oder in "Mischehe lebende Juden" die Mitgliedschaft in der "Reichsvereinigung der deutschen Juden", die dem Reichssicherheitshauptamt unterstand. Warum sich Herbert Eyck freiwillig für diese Mitgliedschaft entschied, ist nicht bekannt, vielleicht weil er dadurch Informationen über Ge- und Verbote erhielt.

Herbert Eyck zog als Untermieter in die Marienthaler Straße 15, von dort nach Eimsbüttel in den Eschenstieg 3 und schließlich in den Hegestieg 12 in Eppendorf. Offenbar wurde er zu einem Arbeitseinsatz in Otterndorf verpflichtet und erhielt danach Arbeitslosenunter- stützung, so dass er in der Lage war, für die Töchter Alimente zu zahlen.

Im Oktober 1941 begannen die Deportationen Hamburger Jüdinnen und Juden. Herbert Eyck wurde zum vierten Transport aufgerufen, der am 6. Dezember 1941 nach Riga führte. Da das dortige Getto überfüllt war, wurden die 753 Hamburger Deportierten zunächst auf den Jungfernhof gebracht, ein aufgelassenes Gut. Damit verliert sich Herbert Eycks Lebensspur.

Die Tochter Edith war bis zum Juli 1943 Hammer Deich 119 gemeldet. Nach dem Feuersturm wurde sie nach Brockdorf/Wilster evakuiert und arbeitete als landwirtschaftliche Haushilfe bei ihrem Vormund, Hermann Weuster.
Die Tochter Frieda emigrierte nach Schweden.
Ihre Mutter heiratete 1950 einen Cousin von Kurt und Herbert Eyck, den Händler Harry James Eyck, geb. 4.4.1899 in Berlin.
Kurt Eyck emigrierte 1950 mit seiner Ehefrau Gertrud in die USA und kehrte zehn Jahre später nach Hamburg zurück, wo er am 29. Dezember 1963 starb.

Stand: Februar 2020
© Hildegard Thevs

Quellen: 1, 4, 5, 6, 8, 9; Hamburger Adressbücher, StaHH, 335-2 Personenstandsregister;
351-11 Wiedergutmachung, 14857, 16378, 25545; 376_2, Spz VIII C 1, Gewerbeanmeldungen; 522-1 Jüdische Gemeinden, Mitgliederzählung 1928, 390; Passagierlisten.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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