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Arthur Krebs * 1893

Schmuckstraße 6 ggü. Nr. 5 (Hamburg-Mitte, St. Pauli)


HIER WOHNTE
ARTHUR KREBS
JG. 1893
VERHAFTET 1938
SACHSENHAUSEN
DEPORTIERT 1941
LODZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Schmuckstraße 6 ggü. Nr. 5:
Albert Plessner

Arthur Krebs, geb. 20.6.1893 in Gleiwitz (Gliwice) / Oberschlesien, inhaftiert vom 23.6.1938 bis 25.3.1939 im KZ Sachsenhausen, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz, dort gestorben am 11.2.1942

Schmuckstraße gegenüber Hausnummer 5 (Schmuckstraße 6)

Arthur Krebs wurde am 20. Juni 1893 als zweitjüngster von vier Söhnen der Eheleute Hugo und Friederike (Frieda) Krebs, geb. Rothe, in Gleiwitz geboren. Um 1910 kam die Familie nach Hamburg, wo sie sich in der Brahmsallee 18 niederließ. Der Vater war Kaufmann und betrieb mit Albert David die Firma "Krebs & David Versicherungen" mit Sitz in der Mönckebergstraße. Als weiteren Inhaber führt das Adressbuch von 1928 auch Arthurs ältesten Bruder Erich auf. Die Geschäfte scheinen gut gelaufen zu sein, denn sowohl Hugo als auch Erich mussten beachtliche Steuerbeiträge zahlen. 1934 starb der Vater und die Mutter zog zwei Jahre später nach Berlin, vermutlich zu dem jüngsten Sohn Emil, der dort bereits seit 1930 lebte.

Arthur Krebs wohnte bis 1932 mit seinen Eltern in der Brahmsallee 18, danach zog er in die Hansastraße 55, wo auch die Versicherungsfirma des Vaters und Bruders inzwischen ihren Sitz hatte. Ab 1936 lebte er an häufig wechselnden Adressen in St. Pauli, in der Regel zur Untermiete, zuletzt in der Schmuckstraße 6. Hinsichtlich seiner Berufstätigkeit finden sich Angaben auf der Steuerkarte der Jüdischen Gemeinde, die ihn seit 1920 als Mitglied führte. Auf dieser wurde Arthur Krebs zunächst als "kfm. Angest.", später als "Vertreter" vermerkt. Seine Einkünfte müssen allerdings so gering gewesen sein, dass er von den veranschlagten Gemeindebeiträgen überwiegend befreit wurde. Anfang der 1930er Jahre und ab 1940 war er arbeitslos oder musste sich mit Hilfstätigkeiten durchschlagen, so beispielsweise als "Lagerist", wie es auf der Deportationsliste angegeben wurde.

Ein entscheidender Einschnitt in Arthur Krebs‘ Leben erfolgte am 23. Juni 1938, als er im Rahmen der Aktion "Arbeitsscheu Reich" als "Asozialer" ins KZ Sachsenhausen gebracht wurde. Insgesamt waren allein im KZ Sachsenhausen im Juni 1938 rund 800 Juden als "asoziale Häftlinge" registriert, wobei etwa die Hälfte von ihnen bis November 1938 entlassen wurde, mit der Auflage zu emigrieren. Warum Arthur Krebs nicht zu ihnen gehörte, ist nicht bekannt. So blieb er bis zum 25. März 1939 inhaftiert und stellte nach seiner Rückkehr nach Hamburg einen Auswanderungsantrag, für den ihm am 24. April 1939 auch eine Unbedenklichkeitsbescheinigung erteilt wurde. Auf seiner Steuerkarte wurde daraufhin vermerkt "ausgeschieden durch: Mai 39 Schanghai".

Arthur Krebs emigrierte jedoch nicht nach Shanghai, sondern wurde am 25. Oktober in das Getto Lodz deportiert. Vermutlich musste er seine Ausreisepläne im letzten Moment fallen lassen, da er aufgrund seiner finanziellen Lage die Kosten für die Passage nicht aufbringen konnte. Er lebte keine vier Monate mehr in dem völlig überfüllten Getto und starb am 11. Februar 1942, wenige Wochen bevor in einer großen Aussiedlungsaktion rund 10000 Menschen in das Vernichtungslager Kulmhof gebracht und ermordet wurden. Als Arthur Krebs im Februar 1942 starb, gab es allein in diesem Monat 1875 Sterbefälle im Getto "Litzmannstadt".

Arthur Krebs‘ ältester Bruder Erich lebte seit Oktober 1939 bis zu seinem Tod im August 1957 in den USA. Der zweitälteste Bruder Friedrich war bereits im Januar 1939 nach Kolumbien emigriert und starb dort im September desselben Jahres. Über das weitere Schicksal des 12 Jahre jüngeren Bruders Emil ist nichts bekannt.

© Gunhild Ohl-Hinz

Quellen: 1; 8; StaH 351-11 AfW, Abl. 2008/1, 180591 Krebs, Friedrich; StaH 351-11 AfW, Abl. 2008/1, 190590 Krebs, Erich; StaH 522-1 Jüd. Gemeinden, 992 e 1 Band 1; ITS/ARCH/Ghetto Lodz Ordner 3a, S. 27; ITS/ARCH/Konzentrationslager Sachsenhausen, Ordner 106, Seite 129; ITS/ARCH/Konzentrationslager Sachsenhausen, Ordner 99, Seite 97; AB 1913, 1928, 1932; Bajohr, "Arisierung", 1997, S. 267; Feuchert/ Leibfried/Riecke (Hrsg.), Chronik, 1942, 2007, S. 51.

Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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