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Max Grote bei einem Kongress der Zeugen Jehovas in Berlin-Wilmersdorf am 25. Juni 1933
© Wachturm-Gesellschaft, Geschichtsarchiv

Max August Grote * 1882

Von-Essen-Straße 53 (Hamburg-Nord, Barmbek-Süd)

Wolfenbüttel Gefängnis
Tot 21.10.1940 Zeuge Jehovas

Max August Grote, geb. 12.4.1882, am 21.10.1940 im Strafgefängnis Wolfenbüttel an den Folgen der Haft gestorben

Von-Essen-Straße 53

Nach bestandener Reifeprüfung erlernte Max Grote das Konditorenhandwerk und legte auch eine Meisterprüfung ab. Im Jahr 1906 erfüllte er sich seinen Traum und baute eine Fabrik zur Herstellung von Biskuit- und Schokoladenerzeugnissen auf. Im selben Jahr heiratete Max Grote die 26-jährige Berta Westmeier, die aus Tüßling in Oberbayern stammte.

Am 21. November 1909 kam Max und Bertas gemeinsame Tochter Hilde in Hamburg zur Welt. Kurz danach ereilte die Familie ein Unglück: bei einem Feuer brannte die Fabrik vollständig nieder. Für einen Wiederaufbau fehlten Max Grote die finanziellen Mittel. Eine neue Arbeits­stelle fand er ab 1910 als Werkmeister bei den Reichard-Kakao-Werken in Wandsbek, wo er rund 350 RM brutto verdiente.
Max und Berta Grote traten 1912 den Zeugen Jehovas bei und waren seither "aktive Bibel­forscher". Ihr Glaube wurde für sie mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 zur Gefahr.

Die Zeugen Jehovas, wie sich die Internationale Bibelforscher-Vereinigung seit 1931 offiziell nannte, wurden am 24. Juni 1933 als erste Glaubensgemeinschaft verboten. Der Grund dafür lag in ihrer Distanz zum nationalsozialistischen Staat. Sie verweigerten den Hitlergruß, weil nach ihrem Verständnis nur Gott "Heil" zuzusprechen war. Zudem traten sie keiner nationalsozialistischen Vereinigung bei, ließen ihre Kinder nicht in die Hitlerjugend und leisteten keinen Kriegs­dienst, wegen des biblischen Gebotes, nicht zu töten. Für die Na­­tio­nalsozialisten waren die Zeugen Jehovas "Wegbereiter des jüdischen Bolschewismus" und sie kritisierten ihre "Fremd­lenkung" aus den USA.

Einen Tag nach dem Verbot der Zeugen Jehovas fand als Reak­­tion auf diese Entwicklung in Berlin-Wilmersdorf eine Kon­fe­renz der Bibelforscher statt, an der auch Max Grote teilnahm. In der Folge der Kon­ferenz bildeten sich in ganz Deutschland zahlreiche "illegale" Bibelforschergruppen, die sich heimlich re­gelmäßig versammelten.

Max Grote nahm in Hamburg eine herausragende Stellung ein, er war der Gesamtleiter der Stadtteilgruppen und betreute diese. Schnell wurde die Gestapo auf Familie Grote aufmerksam und verhaftete Max Grote erstmals am 28. Juni 1934. Einen Monat verbrachte er daraufhin im Unter­su­chungs­ge­fängnis.

Anfang Dezember 1934 griff die Gestapo erneut bei einem Treffen der Zeugen Jehovas zu. Einen Tag nach dem Treffen, am 7. Dezember, wurde Max Grote wieder verhaftet und muss­te bis zum 11. Februar 1935 in Gestapohaft bleiben. Nach seiner Verurteilung wurde Max Grote vom 15. März bis zum 8. Sep­tem­ber 1935 im Gefängnis Bergedorf inhaftiert. Diesmal wurde auch Berta festgenommen und war insgesamt fünf Wochen in "Schutzhaft" im Konzentrationslager Fuhls­büttel. Während dieser Zeit trat bei ihr ein Magenleiden auf, welches sie für den Rest ihres Lebens begleiten sollte.

Neben den zahlreichen Verhaftungen wurde die Familie Grote ständig von der Gestapo überwacht und ihre Wohnung in regelmäßigen Abständen durchsucht. Berta Grote erinnerte sich später an mindestens neun Durchsuchungen seit 1934. Besonders niederschmetternd war je­doch der Verlust ihrer kleinen Bibliothek mit 80 bis 100 Bänden, welche der Familie von der Gestapo weggenommen wurde. Unter den Wertgegenständen befanden sich auch zwei Bil­der von Pastor Russèl und Richter Rutherford, den Begründern der Zeugen Jehovas.

In den Jahren 1936 und 1937 beteiligte sich Max Grote an zwei Flugblattaktionen der Zeu­gen Jehovas, bei denen die Flugblätter "Resolution" und "Offener Brief" verteilt wurden. Zu­dem beteiligte er sich an der Taufe von vier Frauen und einem Mann im Jahr 1936 in Har­burg. Daraufhin richtete die Gestapo ihr Augenmerk erneut auf Familie Grote.

Am 11. September 1937 verhaftete die Gestapo Max Grote erneut. Wie die "Hamburger Nach­richten" vom 13. April 1938 berichteten, wurden 39 Bibelforscher nach dreitägiger Ver­handlung vom Sondergerichtshof Hamburg wegen "staatsfeindlicher Betätigung" schuldig ge­sprochen. Unter ihnen befand sich auch Max Grote, der zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt wurde.

Max Grote wurde zur Verbüßung seiner Strafe ins Gefängnis Wolfenbüttel eingeliefert. Seine Ehefrau Berta berichtete, ihr Mann sei dort von der SS mit Schlägen ins Gesicht misshandelt worden. Am 21. Oktober 1940 starb Max Grote in der Justizhaft im Strafgefängnis Wol­fen­büttel im Alter von 58 Jahren an den Folgen der Haft.

© Carmen Smiatacz

Quellen: Garbe: Zwischen Widerstand und Martyrium, S. 221ff.; Gewehr: Stolpersteine in Hamburg-Altona, S. 25; "39 Bibelforscher verurteilt" in: Hamburger Nachrichten vom 13.4.1938; StaHH 231-9, Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht, 11256/41, Bd. 1; StaHH 351-11, AfW, Abl. 2008/1, 4392.

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