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Swetlana Harkawtschuk * 1944

Essener Straße 54 (Hamburg-Nord, Langenhorn)


SWETLANA
HARKAWTSCHUK
GEB. 23.1.1944
ERMORDET 7.12.1944

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Swetlana Harkawtschuk, geb. am 23.1.1944 in Hamburg, gestorben am 7.12.1944

Essener Straße 54
früher Lager Tannenkoppel, Weg 4, auch "Tarpenbek" genannt
Zwangsarbeitslager der Rüstungsindustrie in Hamburg Langenhorn


Swetlana Harkawtschuk kam am 23. Januar 1944 in Hamburg zur Welt. Ihre Mutter Antonia Harkawtschuk, geb. am 1.8.1923 in Michailowka, war ledig. Aus ihrer Heimat Russland verschleppt, kam sie zunächst nach Hamburg-Altona in das Lager Hohenzollernring, Moortwiete 59 (heute Hohenzollernring/Ecke Daimlerstraße), "Heimstätte der Fischindustrie", und musste für die Fischindustrie Zwangsarbeit leisten. Im 5. Monat ihrer Schwangerschaft wurde sie seit dem 1. September 1943 bei der Norddeutschen Leichtmetall- und Kolbenwerke GmbH (Noleiko) als Zwangsarbeiterin eingesetzt. Sie war im Lager Brahmsstraße 109 (heute Griegstraße) untergebracht.

In dieser Zeit waren die Ernährungsbedingungen für die Zwangsarbeiterinnen so schlecht, dass sich am 11. November 1943 eine Gruppe von russischen Zwangsarbeiterinnen weigerte, eine verdorbene Suppe zu essen. Fünf von ihnen wurden daraufhin vier Tage später in Winsberg bei Eidelstedt vor den Augen russischer Zwangsarbeiterinnen, die dabei zuschauen mussten, hingerichtet. Im selben Herbst wurde eine weitere Frau aus diesem Lager von der Gestapo abgeholt. Auch sie soll erschossen worden sein.

In diesem Zwangsarbeitslager Brahmstraße 109 brachte Antonia Harkawtschuk am 23. Januar 1944 um 10:30 Uhr ihre Tochter Swetlana zur Welt. Der Geburtsfall wurde von der Lagerführerin Gertrud Mogge beim Standesamt angezeigt.

Für Mutter und Tochter erfolgte danach am 8. Februar 1944 die Verlegung nach Hamburg-Langenhorn. Antonia Harkawtschuk musste nun für die Hanseatische Kettenwerk GmbH (HAK) Zwangsarbeit leisten. Sie war mit ihrem Säugling im Lager Tannenkoppel, Weg 4, untergebracht. Dort musste Swetlana die kurze Zeit ihres Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für sie dort völlig unzureichend.

Am 29. September 1944 wurde Swetlana mit der Diagnose "Bronchopneumonie" (Lungenentzündung) in das Allgemeine Krankenhaus Langenhorn eingeliefert. Dort verstarb sie nach zwei Monaten, am 7. Dezember 1944 um 18:30 Uhr. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Bronchopneumonie und Lungentbc" und als unterzeichnender Arzt Blumenthal angegeben.

Swetlana wurde 10 Monate und 7 Tage alt.

Zwölf Tage nach ihrem Tod fand ihre Beisetzung am 19. Dezember 1944 auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage: Q 39, Reihe 12, Nr. 26. Ihr Grab ist nicht mehr erhalten. Ende des Jahres 1959 wurde es zusammen mit mindestens 146 Gräbern der Kinder von Zwangsarbeiterinnen auf Areal Q 39 eingeebnet.

Stand: Oktober 2021
© Margot Löhr

Quellen: Standesamt Hamburg 7 a, Geburtsreg. 823/1944 Swetlana Harkawtschuk; StaH 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 260; StaH 131-1 II, 519 Listen der von 1940 in Hamburger Krankenhäusern behandelten Ausländer, nach Nationalitäten geordnet, S. 219; StaH 332-5 Standesämter, Swetlana Harkawtschuk Sterbereg. 9954 u. 1896/1944 Swetlana Harkawtschuk; StaH 332-5 Sterbefallsammelakten, 64306 u. 1896/1944 Swetlana Harkawtschuk; StaH 332-8 Meldewesen, Hausmeldekartei, 741-4 Fotoarchiv, K 2387 Brahmsstraße 109; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Geburtsurkunde 2.2.2.3 / 76963926 Swetlana Harkawtschuk, Sterbeurkunde 2.2.2.4 / 77085695 Swetlana Harkawtschuk, Garkawitschuk Doku of 0.1 / 60050853, DE ITS 2.1.2.1 HA 001 11 RUS ZM/70644075; Stolpersteine in Hamburg-Altona, Birgit Gewehr, Friedensallee 128, S. 483–496 Noleiko; www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, einges. 17.2.2016; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsreg. 1944.

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