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Georg Cohn * 1887

Lüneburger Straße 44 (Harburg, Harburg)


HIER WOHNTE
GEORG COHN
JG. 1887
VERHAFTET 1943
KZ FUHLSBÜTTEL
DEPORTIERT
AUSCHWITZ
ERMORDET 14.9.1943

Georg Cohn, geb. am 11.6.1887 in Genthin, KZ Fuhlsbüttel, deportiert nach Auschwitz am 29.4.1943, umgekommen am 14.9.1943

Stadtteil Harburg-Altstadt, Lüneburger Straße 44

Georg Cohn war mit der nichtjüdischen Emma Albrecht verheiratet. Aus der Ehe gingen die vier Kinder Lizzie (geb. 22.10.1908), Georg (geb. 6.12.1909), Betty (geb. 26.2.1911) und Hans (geb. 14.7.1912) hervor. Sie wurden am 2. März 1920 in der evangelisch-lutherischen Dreifaltigkeitskirche in der Neuen Straße getauft. Georg Cohn eröffnete 1933 ein Herrenbekleidungsgeschäft in der Lüneburger Straße und wohnte dort mit seiner Familie in einer vornehm eingerichteten 8-Zimmer-Wohnung (heute: Lüneburger Straße 44).

Im November 1938 gehörte er zu den ca. 30000 männlichen, insbesondere wohlhabenden Juden, die im Zuge des Pogroms verhaftet wurden. Vier Wochen lang wurde er im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel und im KZ Sachsenhausen festgehalten. Als er eingeschüchtert und gedemütigt zurückkehrte, existierte sein Geschäft nicht mehr, ein Treuhänder wickelte es ab.

Nach diesem Verlust seiner Existenzgrundlage sah er sich gezwungen, mit seiner Frau und zwei Kindern, die noch bei ihnen wohnten, die große Harburger Wohnung in der Lüneburger Straße aufzugeben und sich mit einer sehr viel kleineren Bleibe in der Rappstraße 15 im Hamburger Grindelviertel zufrieden zu geben. Dabei musste er einen großen Teil seiner Wohnungseinrichtung zu Schleuderpreisen verkaufen. In seiner neuen Umgebung versuchte er so unauffällig wie möglich zu leben und – nach seinen Erfahrungen im Konzentrationslager Sachsenhausen – jeden Kontakt mit der Gestapo zu vermeiden.

Während jüdische Männer und Frauen aus existierenden Mischehen in Hamburg in den Jahren 1941 und 1942 noch von den großen Deportationen ausgenommen waren, wurden sie doch seit 1938/39 sukzessive und seit 1940/41 massenhaft in die Zwangsarbeit einbezogen. Davon war auch Georg Cohn betroffen. Willibald Schallert, der Leiter der "Sonderdienststelle J" beim Hamburger Arbeitsamt, wies ihn einer Baufirma als Zwangsarbeiter zu. Zusätzlich betätigte er sich ehrenamtlich für die Hamburger Bezirksstelle der Reichsvereinigung der Juden.

Im Februar 1943 wurde er im Zuge der so genannten Fabrik-Aktion zusammen mit 16 anderen jüdischen Männern festgenommen, die mehrheitlich in "privilegierten" Mischehen lebten. Die Verhaftungen basierten auf den Angaben einer Personenliste, die Willibald Schallert unter dem Titel "Jüdische Sabotage am Arbeitsplatz" im Auftrage des SS-Hauptsturmführers und Leiters des "Judenreferats" der Staatspolizeileitstelle Hamburg Claus Göttsche erstellt hatte. Was den Verhafteten genau vorgeworfen wurde, erfuhren sie und ihre Angehörigen auch auf beharrliche Nachfragen nicht.

Georg Cohn verbrachte die nächsten Wochen im Konzentrationslager Fuhlsbüttel und wurde von dort am 22. April 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz überführt. In diesem "Vorhof der Hölle" waren seine Tage gezählt. Sein Leben endete am 14. September 1943, ohne dass er oder die Hinterbliebenen je Ge­naueres über die wahren Hintergründe seiner Deportation und seines Todes erfuhren.

© Klaus Möller

Quellen: 4; 5; 8; StaH, 351-11, 5323; StaH, 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen 6370/53; Meyer, Verfolgung, S. 84ff; dies. "Jüdische Mischlinge", S. 57ff; schriftliche Mitteilung der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen vom 3.3.2011.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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