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Elise Pollack (geborene Koeben) * 1864

Grindelallee 150 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
ELISE POLLACK
GEB. KOEBEN
JG.1864
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 2.11.1942

Elise Pollack, geb. Koeben, geb. am 9.3.1864 in Forst/Lausitz, am 19.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, dort am 2.11.1942 gestorben

Grindelallee 150

Elise Pollack wurde als Kind jüdischer Eltern geboren. Sie lebte von 1882 bis 1942 in Hamburg, lange wohnte sie in der Grindelallee 150. Gezwungenermaßen verließ sie ihren alten Wohnsitz und musste vom 19. September 1941 bis zum 19. Juli 1942 in das "Judenhaus" Rutschbahn 25a ziehen. Seit dem 1. September musste sie sich durch einen aufgenähten gelben "Judenstern" als Jüdin kenntlich machen.

Elise Pollack wuchs in einem bürgerlichen Elternhaus auf. Ihr Vater, Ludwig Louis Koeben, war als Arzt tätig und konnte der Familie einen gehobenen Lebensstandard bieten. Ihre Mutter war Emeline Koeben, geborene Messe. Die Familie lebte in Elises Geburtsort Forst.

Carl Max Pollack, Elises Ehemann, wurde am 11. April 1854 in Berlin geboren und starb am 13. November 1919. Die Ehe wurde 1884 geschlossen. Elise Pollack bekam im Laufe ihres Lebens drei Kinder. Charlotte Marie, spätere Lass, wurde am 25. November 1989 in Hamburg geboren und wohnte in der Isestraße 57. Sie war gelernte Stenotypistin und Buchhalterin, fand allerdings längere Zeit keine Anstellung. Verheiratet war sie mit Wilhelm Johann Abraham Lass. Die Ehe blieb kinderlos. Charlotte Lass musste in Hamburg Zwangsarbeit in der Seifen-Packerei Heldmann in der Gasstraße leisten. In ihrem Wiedergutmachungsantrag beklagte sie die unverhältnismäßig schwere Arbeit bei geringem Lohn.

Der Sohn Martin Emil Pollack kam am 4. Oktober 1894 in Hamburg zur Welt. Er erlernte den Beruf des Kaufmanns und heiratete Ida, geborene Huller. Später wohnte er mit seiner Frau und dem gemeinsamen Kind in Berlin-Schöneberg und wurde von der Wohlfahrtspolizei verpflichtet, für die Unterstützung seiner hilfsbedürftigen, kranken Mutter 10 Reichsmark (RM) im Monat an die Fürsorgebehörde zu zahlen. Er wanderte nach Amerika aus, wo er in New York wohnte. Die Tochter Susette, genannt Suse, machte finanzielle Schwierigkeiten ihrer eigenen Familie geltend, die es ihr nicht erlaubten, ihre Mutter zu unterstützen.

Susette Koeben, geborene Pollack, heiratete ihren Cousin Carl Hans Koeben. Sie wohnten in Berlin-Schöneberg, bevor sie nach Shanghai emigrierten. Susette bekam zwei Kinder, Ilse und Heinz. Ilse Koeben wurde am 31. Dezember 1911 in Berlin geboren und starb am 24. Dezember 1942 in Shanghai. Heinz Koeben wurde am 5. März 1917 in Berlin geboren.

Mit zunehmendem Alter wuchs Elise Pollacks Hilfsbedürftigkeit. Ihren Lebensunterhalt konnte sie anfangs noch durch das Vermieten von Zimmern ihrer Wohnung selbst bestreiten, die sie für monatlich 26 bis 50 RM vermietete. Allerdings standen ab dem 15. Dezember 1931 mehrere Zimmer leer, wodurch sie erhebliche Einbußen erlitt. Nachdem sie immer weniger Miete einnahm, versuchte sie, die Möbel zu verkaufen. Als Mieterinnen und Mieter ausblieben, konnte sie ihren Lebensstandard nicht mehr halten, der schon vorher nicht sonderlich hoch gewesen war. Außerdem musste sie orthopädisch versorgt werden, da sie unter den Folgen ihrer Plattfüße und der Krankheit Hallux Valgus litt. Wegen ihrer Erkrankung war sie auf orthopädische Stiefel, ihren Pfleger Herrn Leon und finanzielle Unterstützung durch die Wohlfahrtsbehörde Hamburg und ihrer Kinder angewiesen. Ab 1931 stand sie in öffentlicher Fürsorge. Aufgrund ihrer Hilfsbedürftigkeit lebte sie nun als Untermieterin bei Charlotte und Wilhelm Lass, die sie unterstützten.

Elise Pollack wurde als Jüdin verfolgt und musste ins "Judenhaus" Rutschbahn 25a ziehen. Am 19. Juli 1942 deportierte die Gestapo sie mit dem Transport VI/2 von Hamburg nach Theresienstadt. Demselben Transport war auch ihre zehn Jahre jüngere Schwester Rosalie (Rosa) Scharlach, geborene Koeben, geboren am 9. März 1874 in Forst/Lausitz, zugewiesen worden.

Am 2. November 1942 starb Elise Pollack in Theresienstadt infolge einer Lungenentzündung.

Der behandelnde Arzt war Walter Salmkovitz. Die Totenschau führte Eduard Lebenhart am 12. November 1942 um 13.20 Uhr durch. Am 14. November 1942 wurde Elise Pollack im Getto Theresienstadt beigesetzt. Ihre Schwester Rosalie Scharlach starb rund vier Monate später, am 8. März 1943, in Theresienstadt an einer "Herzmuskellähmung".

Stand: Juli 2017
© Sarah Puhlmann und Esther Harning

Quellen: 1; 5; StaH 351-11_ Amt für Wiedergutmachung 912 UEG 40 A; StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge – Sonderakten 1688 140 B 3/1; http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Theresienstadt#Theresienstadt_
und_die_.E2.80.9EEndl.C3.B6sung_der_Judenfrage.E2.80.9C (letzter Aufruf: 1.7.2016); Todesfallanzeige Elise Pollack, geb. Koeben, online: www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/do kument/88291-pollack-elise-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt (letzter Aufruf: 13.9.2016); Todesfallanzeige Rosalie Scharlach, online: www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/do kument/96361-scharlach-rosalie-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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