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Maria Derenberg
© Privatbesitz

Martha "Maria" Derenberg (geborene Strahl) * 1896

Eppendorfer Baum 21 (Hamburg-Nord, Eppendorf)


HIER WOHNTE
MARTHA ’MARIA’
DERENBERG
GEB. STRAHL
JG. 1896
VERHAFTET
KZ FUHLSBÜTTEL
1945 RAVENSBRÜCK
TOT AN HAFTFOLGEN
1945

Weitere Stolpersteine in Eppendorfer Baum 21:
Richard Derenberg

Martha (gen. Maria) Derenberg, geb. Strahl, geb. 6.9.1896 in Boel, Landkreis Schleswig, 1944 Haft im KZ Fuhlsbüttel, seit 17.1.1945 KZ Ravensbrück, dort verschollen
Richard Derenberg, geb. 24.7.1879 in Hamburg, Suizid am 27.1.1943
Eppendorfer Baum 21

1932 gingen Maria Strahl und Richard Derenberg nach längerer Bekanntschaft die Ehe ein. Möglicherweise hatte ihre unterschiedliche soziale Herkunft bis dahin eine legale Verbindung verhindert, und beide hofften, zu zweit würden sie gegen das sich abzeichnende NS-Regime besser geschützt sein, das sie laut Erzählungen von Angehörigen zutiefst ablehnten und dem beide zum Opfer fielen.

Maria Strahl wurde als älteste Tochter von Johann Strahl und Bertha, geb. Trumpjahn, am 6. September 1896 im Landkreis Schleswig geboren und evangelisch getauft. Sie wuchs in kleinbürgerlichen Verhältnissen mit vier Geschwistern auf. Gleichwohl entwickelte sie künstlerische Ambitionen und erprobte sich in den 1920er Jahren in Hamburg als junge Schauspielerin in kleineren Rollen. Im Umfeld des Theaters begegnete sie dem 17 Jahre älteren Geschäftsmann, zu dem sich eine Beziehung ent­wickelte.

Richard Derenberg stammte aus einer jüdischen Familie mit bürgerlichem Hintergrund, war an Literatur interessiert und nahm am Hamburger Theaterleben regen Anteil. Er wurde am 24. Juli 1879 in Hamburg als jüngerer Sohn von Carl Derenberg und dessen Ehefrau Nanny, geb. Samson, geboren. Er hatte noch einen Bruder, Gustav Derenberg (Jg. 1876). Das Familiendomizil befand sich im Hause Mittelweg 151, wo Richard noch als erwachsener Mann lebte, bevor er – möglicherweise nach dem Tod seiner verwitweten Mutter 1915 – unter wechselnden Adressen gemeldet war, u. a. im Hotel Esplanade, und seit den 1920er Jahren in den Stadtteilen Winterhude und Eppendorf. In der Wohnung am Eppendorfer Baum 21 befanden sich jahrelang seine Geschäftsräume. Auf der Steuerkarteikarte der Jüdischen Gemeinde firmierte er als Geschäftsführer, im Adressbuch war er als Kaufmann eingetragen. Vermutlich betätigte er sich im Bankensektor, denn 1902 hatte er etwa ein halbes Jahr in New York bei der National City Bank gearbeitet, wo er im Foreign Department beschäftigt war. Kontakte zur Berenberg-Bank, der ältesten Privatbank Hamburgs, müssen ebenfalls bestanden haben, wie aus einer Referenz hervorgeht, die ihm 1938 erteilt wurde. 1914 legte er den Bürgereid ab, womit er das Hamburgische Bürgerrecht erwarb.

Sein Einkommen erhöhte sich bis 1922 kontinuierlich. Nach einem finanziellen Einbruch in der Inflationszeit ging es 1924/25 anscheinend wieder aufwärts; auch in den 1930er Jahren erfolgte eine jährliche Steigerung, was auf gut situierte Verhältnisse schließen lässt. Die letzte Gemeindesteuerrate entrichtete er 1938. Nach dem Novemberpogrom war ihm als Juden jede wirtschaftliche Tätigkeit verboten und der freie Zugriff auf sein Vermögen vermutlich durch eine "Sicherungsanordnung" verwehrt. Monatliche Freibeträge, die bei der Devisenstelle beantragt werden mussten, sicherten den Eheleuten den Lebensunterhalt. Zu welchem Zweck ihm der Bankier und Freiherr von Berenberg-Gossler am 8. Dezember 1938 die erwähnte Referenz erteilte, ist nicht mehr zu klären: "Hierdurch bestätige ich gern, dass Herr Richard Derenberg mir seit Jahren bekannt ist. Herr Derenberg ist ein zuverlässiger, vornehmer Character, dem jedes Vertrauen entgegengebracht werden kann. Ich wäre bereit, jede Garantie für Herrn Derenberg zu übernehmen. gez. Freiherr v. Derenberg-Gossler in Firma Frh. Derenberg, Gossler & Co." Korrekt müsste die Unterschrift allerdings Berenberg-Gossler lauten. Der Text liegt als Abschrift vor, dabei dürfte der Schreibfehler entstanden sein. Bei welcher Gelegenheit Richard Derenberg die Referenz benötigte, ist nicht bekannt. Möglicherweise galt es, eventuelle Anschuldigungen der Devisenstelle zu entkräften, die besonders in den Wochen nach dem Novemberpogrom gegen Juden erhoben wurden, z. B. Unterstellungen, Gelder illegal ins Ausland zu transferieren.

Spätestens seit Erlass der Nürnberger Gesetze 1935 nahm der staatliche Druck auf Ehen zwischen jüdischen und nichtjüdischen Partnern zu. Insbesondere vom nichtjüdischen Teil wurde verlangt, die Scheidung einzureichen. 1938 wurden die "Mischehen" dann noch einmal in "privilegierte" und "nicht privilegierte" unterteilt. Die kinderlose Ehe der Derenbergs gehörte, da der Mann jüdisch war, in die zweite Kategorie. Das bedeutete, dass sie den sogenannten Volljuden gleichgestellt waren und beide Partner entsprechend eingeschränkt leben mussten. Die Eheleute übersiedelten ins Grindelviertel, wo sie in der Straße Rutschbahn 11 im zweiten Stockwerk eine Wohnung bezogen. Ein schwacher Abglanz des früheren bürgerlichen Lebens existierte zunächst weiter. Die umfangreiche Bibliothek mit etwa 1500 Büchern sowie Silbersachen und Schmuckstücke befanden sich noch bei ihren Eigentümern, ebenso wie ein Radio und der Kater Mohrle. Doch da gab es auch schon Richards Kennkarte mit dem "J" und die Kennzeichnungspflicht mit dem gelben Stern. Das Silber muss­te abgegeben werden und Mohrle fand Aufnahme im "arischen" Haus­halt von Marias Schwester.

Ab Herbst 1941 verschwanden viele jüdische Nachbarn. Zu ihnen gehörten auch Richards Schwägerin und Nichte, Käthe Derenberg, geb. Heymann, und ihre Tochter Lilly, die im Juli 1942 nach Auschwitz bzw. Theresienstadt deportiert worden waren.

Ob Richard über das Schicksal seines früher ebenfalls im Bankgeschäft tätigen Bruders Gustav informiert war, wissen wir nicht. Dieser war inzwischen geschieden und 1929 nach Freiburg verzogen. Er muss dann nach Frankreich emigriert sein, denn 1941 verstarb er im französischen Internierungslager Gurs. Stolpersteine in der Werderstraße 30 erinnern an die Familie.

Im Februar 1943 plante die Gestapo eine weitere Deportation nach Auschwitz. Fürchtete Richard, auch seinen Namen demnächst auf der Deportationsliste zu finden? Zwar war er durch seine Ehe von Deportationen zurückgestellt, das einzige "Privileg" für einen in "Mischehe" lebenden jüdischen Ehemann. Doch mittlerweile konnte er die deprimierende Alternative – Abhängigkeit vom Fortbestehen der Ehe oder Reise in den Tod – wohl nicht mehr ertragen. Vielleicht wollte er seiner Frau auch den Druck nicht länger zumuten, den die Gestapo auf sie ausübte. Richard Derenberg nahm eine Überdosis an Schlafmitteln, wurde von seiner Frau gefunden und ins Israelitische Krankenhaus gebracht. Dort starb er am 27. Januar 1943 um 20 Uhr. Die Todesurkunde, die drei Tage später ausgestellt wurde, nannte als Todesursache "Barbitursäurevergiftung (Suizid)".

Maria Derenberg war nun auf sich allein gestellt. Wir wissen nicht, über welche Einkünfte sie verfügte. Verbürgt ist, sie vermietete einige Zimmer ihrer Wohnung. Dass sie dem Regime nicht nur wegen ihrer Ehe mit einem Juden, seiner erlittenen Verfolgung und der Deportation seiner Verwandten kritisch gegenüberstand, war bekannt, sodass sie weiterhin unter Beobachtung der Gestapo stand. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, Widerständigkeit im Alltag zu praktizieren, besonders wenn kulturelle Borniertheit zugrunde lag, wie bei der verbotenen Literatur.

Da sich im Viertel wohl herumgesprochen hatte, dass sie Bücher verlieh, erhielt sie manche Anfrage und setzte sich über Verbote hinweg. Dies lässt ein Brief vom 10. Dezember 1943 vermuten, den ihr ein Bekannter schickte, der am Theater an der Hartungstraße tätig war. Das Jüdische Gemeinschaftshaus Hartungstraße 9–11 war seit 1938 nahezu die einzige Stätte, wo Hamburger Juden noch kulturelle Veranstaltungen durchführen und besuchen konn­ten. Dort befand sich auch ein Theatersaal, genutzt vom Jüdischen Kulturbund: "sehr verehrte gnädige frau! es geht mir – bei täglichen vorstellungen – gesundheitlich gar nicht gut, und ich habe nichts zu lesen! Ist es sehr unbescheiden, wenn ich Sie bitte, mir den zweiten Green zu schicken? Entweder in meine Wohnung oder – wenn Sie es so schön nahe haben können – in’s kleine theater’chen in der hartungstraße, wo Sie mich zwischen 15.30 und 16 uhr ja immer erreichen können. Ich hoffe sehr, dass Sie mir meine bitte nicht verübeln werden. ... In der hoffnung, dass es Ihnen gut geht, verehrte gnädige frau, begrüße ich Sie als Ihr Ihnen sehr ergebener Beneckendorff"*
Auch für Maria selbst war die Bibliothek sehr wichtig. Sie stellte nicht nur die Verbindung zu einem früheren besseren Leben und vermutlich ihren einzigen Besitz von Wert dar, sie ahnte wohl auch, dass die Bücher durch staatlichen Zugriff gefährdet waren. So fertigte sie eine Liste an, die schließlich etwa 1500 Titel umfasste.

Weiterhin in der ehelichen Wohnung zu Hause, erlebte Maria den Bombenkrieg und das Verschwinden der jüdischen Bevölkerung Hamburgs aus den umliegenden "Judenhäusern" des Grindelviertels. Wie viele andere sehnte sie das Ende des Krieges herbei, und wie mancher hörte sie die Radionachrichten der Auslandssender. Da sie selbst kein Rundfunkgerät mehr besaß, pflegte sie jenes ihres Mieters Strum mitzubenutzen oder es sich auszuleihen, ein Verhalten, das ihr zum Verhängnis werden sollte.

Am 14. September 1944 erschienen die Gestapobeamten Fiedler und Warnke bei Maria Derenberg, durchsuchten ihre Wohnung, verhafteten sie und brachten sie zunächst "in Schutzhaft nach Fuhlsbüttel", wie es in einem Gerichtsbeschluss der Wiedergutmachungskammer 1958 hieß. Der Haftgrund lautete, sie habe feindliche Sender abgehört und bei ihr seien nicht abgelieferte Silbersachen sowie ein Revolver gefunden worden. Anschließend schickten die Beamten einen Sachverständigen in die Wohnung, der den Bücherbestand prüfte und im Laufe einer Woche die verbotenen oder nicht genehmen Bücher aussortierte. Etwa 1200 Bücher wurden schließlich abtransportiert. Ein kleinerer Bestand blieb in der Wohnung und im Keller der Wohnung zurück. Dort fand man in einem Koffer auch Marias bereits erwähnte Bücherliste. Sie war von den Gestapobeamten nicht entdeckt worden. Im Gerichtsbeschluss hieß es lapidar: "Der Verbleib der Bücher hat sich nicht ermitteln lassen." Zeugenaussagen bestätigten jedoch den Umfang der Bibliothek, sodass das Gericht die Zahl der beschlagnahmten Bücher von 1222 Einzelexemplaren als glaubhaft anerkannte.

Verhaftet wegen Abhörens von "Feindsendern"? Das passte zum eigentlichen Grund von Marias Festnahme, der in ihrer Ablehnung des NS-Staates bestand. So hatte der Zeuge Karl Beu vor Gericht erklärt, die Gestapobeamten hätten ausdrücklich erwähnt, Maria Derenberg werde aus politischen Gründen festgenommen.

Es besteht auch die Möglichkeit, dass sie denunziert wurde, weil eine Frau Hochheim sie bereits Tage zuvor beim Radiohören belauscht und mit einem Gestapospitzel zusammengebracht haben soll, der sich als Regimegegner ausgab. Ob Maria Derenberg tatsächlich jede Vorsicht aufgab und sich offen kritisch über das NS-Regime äußerte, wie die seinerzeit ebenfalls in Fuhlsbüttel einsitzende Mariechen Martens am 18. August 1947 in einem Brief an Marias Mutter darlegte, muss offen bleiben. Wie lange Maria Derenberg in Fuhlsbüttel inhaftiert war, konnte bereits kurz nach Kriegsende nicht mehr in Erfahrung gebracht werden. Alle Listen und Unterlagen seien von der Gestapo vernichtet worden, hieß es in einer Mitteilung des Kriminalamtes vom 1. Juli 1946.

Allerdings lassen die Aussage der Mitgefangenen Gertrud Boll 1946 und Aufzeichnungen aus dem Archiv der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück den Schluss zu, dass Maria Derenberg sich am 10. Januar 1945 im Hamburger Polizeigefängnis in der Straße Hütten in Haft befand und über einen Aufenthalt in Berlin das KZ Ravensbrück erreichte, wo sie am 17. Januar 1945 registriert wurde.

Aus dem Brief Gertrud Bolls vom 23. Januar 1946 an Marias Schwester: "Ich war … auch politischer Häftling und war mit Zuchthaus bestraft. Da ich aber noch sehr jung war, … machte ich mehrere Fluchtversuche. Nach meiner zweiten Flucht wurde ich am 10.1.45 in das Polizeigefängnis Hütten (Hamburg) eingeliefert. Hier lernte ich nun Ihre Schwester kennen. Wir waren zusammen in einer Transportzelle und hatten den ganzen Tag Zeit, Gedanken auszutauschen. Ich hatte Ihrer Schwester mein ganzes Leben anvertraut … und wir freundeten uns jeden Tag mehr an. Hatte Maria eine Scheibe Brot mehr, wurde es geteilt, hatte ich eine, wurde auch geteilt. Wir haben jedenfalls versucht, uns unser Schicksal etwas leichter zu machen. Dann kurze Zeit später ging es nach Berlin Alexanderplatz. Wir hatten Glück! Maria und ich blieben wieder zusammen. Wir wussten aber, dass es nicht mehr lang sein konnte. Maria nach Ravensbrück, und ich … Frauengefängnis Berlin, zum schweren Arrest abbüßen. Wir haben uns die letzten Tage noch so angenehm wie möglich gemacht. Gegenseitig haben wir uns damals getröstet, dass der Krieg ja bald ein Ende hätte und dass wir uns sofort verständigen wollten, wenn wir wieder frei wären. Dies alles war im Januar v. J. in Hamburg, Hütten u. Berlin Alexanderplatz. – Nun liebe Frau Anders, würde ich an Ihrer Stelle einmal nach Hamburg-Hütten, Polizei-Gefängnis fahren und nachfragen, wer alles mit Ihrer Schwester zusammen nach Ravensbrück gekommen ist. Mit Gewissheit weiß ich, dass noch eine Hamburgerin mit demselben Transport (also zusammen mit Ihrer Schwester) nach R’brück gekommen ist. … Dieses junge Fräulein war auch politisch … von der Gestapo verhaftet und war viel mit Maria und mir zusammen. Beide kamen an einem Tag nach Ravensbrück. … Mit Vornamen hieß sie Mariechen. Waren Sie schon beim politischen Komité in Hamburg? Sie könnten ein Bild veröffentlichen lassen von Maria und anfragen, wer mit ihr zusammen war und Auskunft geben kann … Ich will hoffen, … dass Sie recht bald eine Spur von Maria finden und mir auch noch einmal Nachricht zukommen lassen. Mit den besten Grüßen und Wünschen verbleibe ich. Ihre Gertrud Boll."

Welches Ende Maria Derenberg letztlich fand, bleibt im Dunkel der Ereignisse. Mitte Januar 1945, als sie das Konzentrationslager erreichte, befanden sich in Ravensbrück etwa 46000 weibliche und 7800 männliche Häftlinge. Im Februar kamen 11000 Häftlinge dazu; zu dieser Zeit wurden ein Richtplatz und eine Gaskammer eingerichtet. Vom 5. bis 26. April 1945 konnten 7500 Häftlinge durch das schwedische Rote Kreuz gerettet werden. Ab dem 27. April 1945 mussten die Häftlinge das KZ-Gelände verlassen und den sogenannten Todesmarsch antreten. Zurück blieben ca. 5000 Personen. Am 30. April 1945 erreichten sowjetische Truppen das Lager; die Todesmarschhäftlinge wurden bis zum 3. Mai 1945 von der Roten Armee befreit.

Aus dem erwähnten Gerichtsbeschluss von 1958 geht lediglich hervor, dass Maria Derenberg in Ravenbrück verstorben ist, aus einem anderen, dass sie von dort nicht mehr zurückkehrte. In der Familie erzählt man ihre Geschichte anders: Sie habe die Befreiung noch erlebt, sei aber kurz darauf verhungert, also an den Haftfolgen gestorben. Diese Annahme basiert wohl auf der Aussage von Mariechen Martens, die wiederum auf einer Verwechslung beruhen dürfte. Danach habe Maria seit ihrer Verhaftung bis zum 1. Mai 1945, dem "Tag, an dem wir auf Transport nach Ravensbrück kamen", in Einzelhaft gelegen. Wie schon erwähnt, wurde Maria Derenberg jedoch bereits am 17. Januar 1945 in Ravensbrück registriert. Als Verschollene wurde sie rückwirkend auf den 30. Januar 1945 für tot erklärt. Nach einer Aktennotiz stellte die Staatsanwaltschaft Hamburg vermutlich bereits 1946 ein Verfahren wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit ein.

Marias Geschwister setzten sich für eine Wiederaufnahme ein. Sie wollten geklärt wissen, ob ihre Schwester aufgrund einer Denunziation verhaftet worden war. Die Familiensituation war dabei höchst angespannt, denn ein Bruder war überzeugter Nationalsozialist, der auch nach Kriegsende weiterhin seine Ansichten vertrat. Die Oberstaatsanwaltschaft Hamburg nahm die Ermittlungen 1947 zwei Mal wieder auf und befragte mehrere Zeugen. Eine Klärung konnte jedoch nicht herbeigeführt werden. Der abschließende Passus lautete jeweils: "Es muss daher bei der Einstellung des Verfahrens bleiben."

© Astrid Louven

Quellen: 1; 4; StaH 314-15 OFP Oberfinanzpräsident Devisenstelle; StaH 332-5 Standesämter, 8185/60/1943; StaH 331-5 Polizeibehörde, 2 Journal 1942/43 (Nr. 258) S. 577; AB 1923 IV; AB 1924 II; AB 1931 II; Mosel, Wegweiser, Heft 3/1989, S. 63f.; Auskünfte von Sylvia Anders und Ricarda Anders 2009/2010; IPN Warschau, Kopie in Sammlungen der Mahn- u. Gedenkstätte Ravensbrück/Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten (MRG/SBG) lt. Mail von Monika Herzog vom 14.7.2009; Wikipedia, Eintrag: KZ Ravensbrück; Schriftstücke aus Familienbesitz Strahl/Anders 1946–1959: Beschluss des Landgerichts Hamburg, Wiedergutmachungskammer WiK 68/1957 vom 25.9.1958, S. 3,4, 7; Amtsgericht Hamburg Abt. 54, Beschluss vom 14.8.1946; Oberstaatsanwaltschaft Hamburg Schreiben vom 2.10.1947 und vom 29.12.1947; Bescheid der Oberfinanzdirektion Hamburg vom 16.7.1959.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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