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Bereits verlegte Stolpersteine


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Leopold Drutowski * 1878

Schäferstraße 31 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


HIER WOHNTE
LEOPOLD DRUTOWSKI
JG. 1878
"POLENAKTION" 1938
ZBASZYN
ZURÜCKGEKEHRT
1939 KZ FUHLSBÜTTEL
DEPORTIERT 1941
LODZ
ERMORDET 29.1.1942

Weitere Stolpersteine in Schäferstraße 31:
Elli Drutowski, Alexander Herzberg, Rieckchen Erna Herzberg, Kurt Herzberg

Elli Drutowski, geb. Meyer, geb. am 13.12.1877 (oder 23.12.1877) in Vellahn/Mecklenburg, am 28.10.1938 abgeschoben nach Zbasyn, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz, am 10.5.1942 in Chelmno ermordet
Leopold Drutowski, geb. am 19.10.1878 in Konin, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz, dort gestorben am 29.1.1942

Schäferstraße 31

Die Schäferstraße in Eimsbüttel sieht heute im Vergleich zu den 1930er Jahren fast unverändert aus, die Kriegszerstörungen hielten sich hier in Grenzen. 2012 wurden für drei jüdische Familien Stolpersteine verlegt. In der Geschichtswerkstatt Eimsbüttel trafen zufällig drei Zeitzeugen aufeinander, die hier als Kinder eine Zeit lang gewohnt hatten und sich noch an das Leben in dieser Straße Anfang der 1940er Jahre erinnerten. Rudimentäre Erinnerungen hatten sie auch an Verfolgte wie an jüdische Nachbarn, beispielsweise die Drutowskis. 1939 war die Schäferstraße offiziell in Wallmodenstraße umbenannt worden, was aber faktisch keine Bedeutung mehr hatte. Das Material für neue Straßenschilder wurde kriegsbedingt anderweitig benötigt, und so behielt die Straße ihren alten Namen. Nur in den Adressbüchern heißt es "Wallmoden-" statt "Schäferstraße".

Elli Drutowski war als Elli Meyer in Vellahn in Mecklenburg geboren worden. Ihre Eltern waren Sara Meyer, geb. Wolfes, und Albert Meyer. Elli war das älteste von vermutlich sechs Kindern. Es gab noch die ebenfalls in Vellahn geborenen Geschwister Martha (geb. 18.8. 1879), Paul (geb. 30.6.1883), Grete (geb. 2.5.1886), Johanna (geb. 9.10.1887) und Gertrud (geb. 26.3.1891). Ellis späterer Ehemann Leopold Drutowski war, anders als seine Frau, polnischer Herkunft. Seine Eltern hießen Isaak und Rahel, geb. Schonder.

Wann Leopold Drutowski nach Hamburg kam, wissen wir nicht. Seit 1913 war er Mitglied der Deutsch-Israelitischen Gemeinde. Er war von Beruf Schneider. Noch Mitte der 1930er Jahre war er im Adressbuch unter der Adresse Eppendorfer Weg 40 verzeichnet, und in den 1920er Jahren wohnte "L. Drutowski Zuschneider" im ersten Stock des Hauses Jungfrauen­thal 17. Unter derselben Adresse sind E. und G. Meyer mit dem Zusatz "Schneid." eingetragen. Das könnten die Schwestern Elli und Grethe oder Gertrud Meyer gewesen sein. Der Umzug in die Schäferstraße erfolgte wohl erst Ende der 1930er Jahre.

Als die reichsweite Abschiebung der polnischstämmigen Jüdinnen und Juden angeordnet wurde, traf es Elli Drutowski, die in der "Polenaktion" nach Zbaszyn ausgewiesen wurde und mehr als ein halbes Jahr im Niemandsland an der deutsch-polnischen Grenze verbringen musste, bevor sie im Sommer 1939 psychisch und physisch am Ende ihrer Kräfte nach Hamburg zurückkehrte. Eigentlich hatte Leopold Drutowski auf der Liste der Abzuholenden gestanden, er lag aber zu der Zeit im Krankenhaus.

1939 wurde Leopold eine Zeit lang im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert, dann wieder freigelassen.

Drutowskis wohnten in der Schäferstraße auf demselben Stockwerk wie Familie Herzberg (s. dort), bis sie die Einweisung ins "Judenhaus" in der Agathenstraße erhielten und umziehen mussten. Am 25. Oktober 1941 wurden beide nach Lodz deportiert. Leopold Drutowski ertrug die Strapazen nur kurze Zeit, er starb Ende Januar 1942.

Ellis Schwestern Martha, Johanna und Gertrud mussten ebenfalls am 25. Oktober 1941 den Deportationszug nach Lodz besteigen, wo Gertrud am 28. November 1941 im Getto starb. Elli Drutowski war mit ihren überlebenden Schwestern im Getto in der Steinmetzgasse 20, Wohnung 2 untergebracht. Der Versuch, eine "Aussiedlung" durch einen entsprechenden Antrag zu vermeiden, scheiterte, und die drei Schwestern wurden am 10. Mai 1942 im Vernichtungslager Chelmno ermordet. Der Bruder Paul starb kurz nach Kriegsende. Die Schwester Grete wurde am 19. Januar 1944 nach Theresienstadt deportiert.

© Susanne Lohmeyer, Jonas Stier

Quellen: 1; 5; StaH 351-11 AfW, 3636; HAB II 1930 und 1935; HAB IV 1927; Stadtteilrundgänge in Hamburg-Eimsbüttel, S. 20f.;HAB IV 1940; Ingrid Behrens, unveröffentlicher Erinnerungsbericht in der Galerie Morgenland; Interview mit Heinz Kosubke in der Galerie Morgenland; StaH 522-1 992e 2; USHMM 300/267 (Last letters from Lodsch).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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