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Carl Stefan Flatau * 1881

Bogenstraße 5 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


HIER WOHNTE
CARL FLATAU
JG. 1881
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 5.4.1943

Weitere Stolpersteine in Bogenstraße 5:
Elisabeth Flatau, Fanny Klein (Kleinberger), David Walter Kohlstädt, Margareta Kohlstädt, Manfred Kohlstädt, Helmuth Kohlstädt, Albert Rosenstein, Henriette Rosenstein

Elisabeth Flatau, geb. am 7.9.1880 in Hamburg, deportiert nach Riga am 6.12.1941
Carl Stefan Flatau, geb. am 20.10.1881 in Hamburg, deportiert am 24.2.1943 nach Theresienstadt, dort am 5.4.1943 gestorben

Bogenstraße 5

Als Elisabeth Flatau nach Riga deportiert wurde, war sie 61 Jahre alt, unverheiratet und kinderlos. Geboren wurde sie als Tochter von Sophie Flatau, geb. Rothschild (geb. 1854), und deren Ehemann, dem Ingenieur und Kaufmann Moritz Flatau (geb. 1840). Schon ihr Vater war, wie später auch sie, im Bankgeschäft tätig. 1880 wohnten ihre Eltern in der Großen Allee 10, der heutigen Kurt-Schumacher-Allee in St. Georg. Zehn Jahre später lebte die Familie in Rotherbaum in der Eichenallee 11. Die Straße existiert nicht mehr. Sie ging von der Bornstraße ab.

Laut Kultussteuerkarteikarte war Elisabeth Flatau "Bankbeamtin" und hatte als Direktionsstenotypistin bei der Dresdner Bank gearbeitet. Mit Wirkung vom 1. April 1933 wurde sie in den Ruhestand versetzt, bereits ab 1. Oktober 1932 war sie beurlaubt gewesen. Die Pensionierung erfolgte wohl nicht aufgrund antisemitischer Personalpolitik, sondern weil die Darmstädter und Nationalbank mit der Dresdner Bank fusioniert hatte. Danach erhielt Elisabeth Flatau Ruhestandsbezüge aus der Angestelltenversicherung, vom Beamtenversicherungsverein und von der Dresdner Bank.

In der Bogenstraße 5 bewohnte sie eine große Wohnung mit separatem Esszimmer und einem Steinway-Flügel, wie eine entfernte Cousine im Wiedergutmachungsverfahren angab. Also lebte sie in guten wirtschaftlichen Verhältnissen, bevor auch sie wie ihre Leidensgenossen vom nationalsozialistischen Staat ausgeplündert wurde. So musste sie die Judenvermögensabgabe von 5.110 Reichsmark (RM) leisten und diese in fünf Raten zwischen Dezember 1938 und November 1939 bezahlen. Im März 1940 wurde sie mit einer "Sicherungsanordnung" belegt. Im November 1941, kurz vor ihrer Deportation, wurde ihr Antrag auf Freigabe von monatlich 300 RM bewilligt. Nach Angaben ihrer Verwandten hatte sie sich für die Deportation extra zwei große neue Lederkoffer gekauft, da sie davon ausging, dass sie außer Kleidung auch Bettzeug mitnehmen könne. Von den tatsächlichen Verhältnissen während der Deportation und nach der Ankunft in Riga-Jungfernhof konnte sie sich keine Vorstellung machen. Ihr Hausrat wurde nach ihrer Deportation vom Auktionshaus Carl F. Schlüter versteigert und der Erlös an die Oberfinanzdirektion abgeführt.

Elisabeth Flatau hatte einen kranken Bruder, für den sie sorgte. Carl Stefan Flatau wurde am 28.10.1881 geboren. Seine Krankheit trat im Alter von 15 Jahren erstmals auf. Er musste das Gymnasium deshalb in der Untersekunda verlassen und war Patient in den Alsterdorfer Anstalten und in Friedrichsberg. Zweimal musste er sich einer Gehirnoperation unterziehen, da er an einem Tumor litt. Später kam es auch zu epileptischen Anfällen. Er wurde mehrfach entlassen und wieder eingeliefert, zuletzt kam er am 27. Mai 1938 zu seiner Schwester. Am 24. Fe­bruar 1943 wurde er nach Theresienstadt deportiert, wo er am 5. April 1943 starb. Zum Zeitpunkt der Deportation hatte er im Haus Beneckestraße 2 gelebt.

© Susanne Lohmeyer

Quellen: 1; 2 (R1940/230); 5; StaH 332-5 Standesämter, 1970 und 3731/1880; StaH 332-5, 1997 u. 4510/1881; StaH 351-11 AfW, AZ070980; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden, 992e2 Bd 3 und 5, Deportationsliste; HAB II 1890; Michael Wunder u. a., S. 158; "Wo Wurzeln waren …", S. 82f.

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